... für Leser und Schreiber.  

Des Gedankens Tod

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©  Holmes   
   
Mein Leben - bin ich real?
Mein Körper - Knochen, Muskeln, Fleisch
Vergänglich wie die Zeit
Gefährdet wie der Bäume letzte Blätter
An einem kalten Winterabend
Jederzeit bereit vom Wind
Den plötzlichen Tod zu erfahren.
Wir reden, streiten, diskutieren,
Starren Löcher in die Luft
Und rasen unserm End entgegen,
fürchten dieses schwarze Loch,
Missachten es, verachten es,
Verdrängen diese dunkle Axt,
die uns den Strang des Lebens kappt
und Freiheit schenkt.

Mein Leben - bin ich real?
Mein Geist - Gedankennetze, die mich retten
Wenn unter mir die Welt zerbricht.
Freiheit, geistig - unbezahlbar
In dieser toleranten Welt
Der goldene Käfig der Realität
Beschränkt meines Körpers Raum.
Gedanklich jedoch schwebe ich
Frei über Welten und Gezeiten,
Erblicke tief unter mir
Der Sonne helles Spiel
Und der Todeswolken Schatten.
Mein sterblicher Körper nimmt ihn mit,
Meinen ebenfalls sterblichen Geist,
Tief hinab in Mutter Erdes Schoß.

Mein Leben - bin ich real?
Mein Tod - ein Teil meines Lebens.
Unumgänglich, die Vollendung jenes
Was ich mein Leben nenne.
Was werde ich spüren?
Was sehen, was fühlen?
Habe ich überhaupt gelebt?
Oder war ich nur ein Traum
Eines Denkers, der Welten erschuf
Um seinem goldenen Käfig zu entfliehen?
Bin ich real, wirklich am Leben,
oder wird mein Herzschlag, mein Gedanke nur erdacht,
ersponnen, verworfen, neu gemacht?
Werde ich so sterben, als unausgereifte Idee
Eines anderen Ichs?

Mein Leben - bin ich real?
Oder nur eines Traumes Traum?

Sag es mir,
denn dein nächster Gedanke könnte mein letzter Atemzug sein...
 

http://www.webstories.cc 01.05.2024 - 17:43:28