... für Leser und Schreiber.  

Fortsetzungsgeschichte Tiara

2
2 Stimmen
   
©  Meggie   
   
Rauchschwaden stiegen bei Gwen-Mar auf und verdunkelten den silberroten Himmel. Die einst vor Schönheit trotzende Rubinenstadt verwandelte sich in einen Ort des Massakers.
Türme und Wohnstätten stürzten ein, uralte magische Eichen und ganze Wälder von Krokebäumen fielen Phelons Truppen und seinem zerstörerischem Feuer zum Opfer.
Die Front des Rabenvolkes war längst gefallen und letzte Überbliebene flohen über die Berge, wo Phelons Truppen nur schwerlich hingelangen konnten.

Tiara saß in ihrem Turmzimmer und starrte durch die gläsernen Gitterstäbe auf Gwen-Mar, die legendäre Rubinenstadt. Der Anblick dieses Massakers war beinahe mehr als sie ertragen konnte. Jahrelang hatte Jozua darum gekämpft, Herrscher über Gwen-Mar zu werden, um Frieden über die Rubinenstadt zu bringen.
Und obwohl Gwen-Mar als uneinnehmbar galt, war es Phelon gelungen, die Stadt einzunehmen. Phelon hatte fremde Mächte auf seiner Seite und war indes noch gut informiert.
In ihrem eigenen Zimmer nämlich von magischen, gläsernen Barierren umringt, war es Tiara nicht möglich, ihre Magie zu wirken.

Mit gesunkenem Blick und einer einzelnen Träne im Augenwinkel sah sie auf die blutgetränkten Flügel, die man ihr genommen hatte.
Tot und leblos lagen sie nun zu ihre Füßen. So tot und leblos, wie bald auch Gwen-Mar bald daliegen würde.
Es gab keinen anderen Grund als Phelons eigenen Vorteil, der Tiara selbst vor dem Tode bewahrte – aber wahrlich nicht vor der Verstümmlung.

Rauchschwaden verteilten sich nun auch um den Kroketurm herum, sodass Tiara die Sicht auf Gwen-Mar verstellt war. Vielleicht war es denn auch besser so. Der Anblick ihrer sterbenden Stadt versetzte die Hohenpriesterin nur in Unruhe und bisher hatte sie sich gut beherrschen können.
Doch kaum war die Sicht ihr verstellt, zeichneten sich die Schreckensbilder in ihren Gedanken ab und brachen die Selbstbeherrschung der elfischen Rabenfrau.

Sie spürte, wie Trauer und Schmerz sie umhüllten und in die Mangel nahmen, bis Tiara sich mit einem Male schluchzend und an den Haaren zerrend auf dem Boden liegend wiederfand.
Welch eine Demütigung wiederfuhr ihr nur! Man nahm ihr Land und Kinder vor ihren eigenen Augen, ohne dass sie etwas dagegen verrichten konnte, verstümmelte sie und demütigte sie bis aufs Letzte. Wie tief war sie gesunken! Dreckig und hilflos lag sie als Gefangene auf dem Boden ihrer eigenen Wohnstatt.
Schmerz durchfuhr ihren blutenden Rücken bis auch das silbergraue Haar blutgetränkt war. Unbemerkt sauste ihre Faust nieder auf den Boden, auf die Flügel, wieder und wieder.
In ihren Ohren rauschten Blut und ein verzweifelter Schrei, den sie zuvor kaum wahrgenommen hatte und der erst aufhörte, als sie merkte, dass es ihr eigener war.
Bald war sie durchnässt von Tränen und Blut und ihr Inneres war erfüllt von Trauer und Verzweiflung. Verdammt sollte sie sein, die sie es nicht geschafft hatte, solch ein Übel von ihrer Stadt fern zu halten. Verdammt sollte jener sein, der die Verantwortung für all dies trug.
„Bei Odar!“, schnodderte und schluchzte sie und erhob ihre Stimme zu einem lauten Ruf. „Ich schwöre, im Namen Odar’s! Bei meiner unsterblichen elfischen Seele, dass ich mein Volk und mein schmerzendes Herz rächen werde!“ und ihre Stimme brach zu einem Krächzen. „Ich verfluche dich, Phelon und die Mächte, die hinter dir stehen mögen! Ich werde nicht ruhen, ehe ich Rache für deine Gräueltaten geübt habe!“
Zitternd kam sie zu Atem, setzte sie sich auf und nahm das rubinrote Kroketuch von ihrem Hangelenk. „Wir haben genug gelitten....“, wimmerte sie, während der Schnodder an ihrem Kinn entlanglief.
Und durch den Schleier ihrer Tränen hindurch sah sie, wie das Tuch kalt und rubinrot in Flammen aufging.
Odar hatte sie erhört.
Wie soll es weitergehen? Diese Story kannst du selber weiterschreiben.
 

http://www.webstories.cc 13.05.2024 - 01:14:29