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Hydra - Insel des Lichtes

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© Irmgard Schöndorf Welch   
   
aus Pflanzengrün
und Fels
leuchten von den Hängen der Insel
weiß
die kubischen Häuser
die sind fest an die Steilwand gebaut

Gassen winden sich hügelauf
über Treppen
und hundert uralte
zerbröckelnden Stufen

es sind auch die schönen hohen
Herrschaftshäuser noch da
die zeugen
von Hydras
einstiger Größe
von seiner Flotte
die die weite Ägäis beherrschte
und von den reichen
Herrn Kapitänen

hell ist die Farbe der Insel
grob porig
sind Mauern und Wälle
die man wieder und wieder
wie seit Menschengedenken
mit einer Schicht gleißenden Kalkes
so satt
weiß
übertüncht
es brennt in den Augen

Hydra des Helios Insel
Insel des Lichts

die vornehmen Häuser haben
gotische Fenster
und
trittst du hinaus auf den Altan
vor deinem Zimmer
dann liegt dir zu Füßen
tief unten
wie zu Zeus Zeiten träumend
das weite
griechische Meer

Stille

die Luft ist wie Glas
nur selten hörst du Hahnenschrei
aus der Ferne
Gebimmel des Klosterglöckchens
vom Turm her
oder aus deiner Ruhe
schreckt dich
der wilde Brunftlaut eines Mulos
am Mittag

wenn du dich an Mauerwerk anlehnst
glüht das heiße Gestein
als habe es Feuer gehortet
spürst du
den tiefen Sommer

die See ist unbeweglich und träge
nur einmal am Tag
der Nebelhornton
der unten im Hafen einlaufenden Fähre


*


(Anmerkung: das Gedicht beschreibt die Insel Hydra
um das Jahr 1960.
Die Atmosphäre wird sich inzwischen verändert haben)





Copyright Irmgard Schöndorf Welch August 2002
bearbeitet am 19.05. 2005
 

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