... für Leser und Schreiber.  

Für Doris M. (1982-1996)

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© Magnus Schwenk   
   
Ich bemerke einen Mann am Straßenrand,
sein Blick ist seltsam leer.
Ein schwarzes Knäuel in seiner Hand
- viel schwärzer noch als Teer.

Hab ihn hier noch nie gesehn,
was er wohl will zu später Stund?
Schon will ich schneller gehen,
als es ertönt aus seinem Mund:

Bleib stehn und suche nicht die Weite,
hier ist dein Schicksal, auf meiner Straßenseite!
Du kannst nun nicht mehr länger fliehn,
selbst das stärkste Eisen muss verglühn.

Seine Stimme fährt mir durch Mark und Bein.
Mein Körper lahmt – ich halte inne -
ICH bin jetzt, hör ich ihn schreien,
Herr über alle deine Sinne!

Und plötzlich – wie von Geisterhand,
auf meiner Schulter eine schwarze Katze.
Ich führe dich ins Totenland,
schnurrt es aus ihrer Fratze.
Und ich erinnre mich mit Gräuel
an das schwarze Knäuel.

Mein Schrei bleibt in der Kehle stecken.
Was hab ich nur getan?
Heut wirst du elendiglich verrecken,
klagen tausend Seelen an.

Es gärt in meinem Kopf, ich sehe alte Szenen.
Kinder wimmern in der Ecke - mit blauzerstochnen Venen.
Es pocht mein Herz, wird kühl und kühler,
DAS, brüllen sie mich an, war dein Werk als Drogendealer!

Wähnst Du dich entschuldigt, nur weil deine alten Sünden
mir jetzt erst Kinderleid verkünden?
Und dann - eine fremde Kraft lenkt meine Schritte
unaufhaltsam zur Straßenmitte.

Zwei Lichter schneiden in die Dunkelheit,
Ein Horn bläst das Signal.
Über mir des Lasters Reifen breit -
ich atme noch ein letztes Mal.

Es steht ein Mann am Straßenrand
Ein Knäuel schwarz in seiner Hand.
Drum denkt dran, all ihr Drogendealer:
Der Tod ist euer treuster Schüler ...
 

http://www.webstories.cc 18.05.2024 - 19:53:08