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In Kroatien ist der Himmel blauer...oder Die schönste Nacht meines Lebens

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© Steffi _Maus_   
   
Alles hätte so schön werden können. Jetzt liege ich schon den zweiten Tag in meinem Bett und kann an nichts anderes als an dich denken! Ich vermisse dich so furchtbar, dass es sich niemand vorstellen kann! Aber mal ganz von vorne.
Vor rund acht Tagen kam ich in unserem Hotel an. Nach einer langen Autoreise, waren wir endlich da. Ich stand mit meinen Eltern auf einem großen Balkon. Wir blickten auf ein azurblaues Meer, einen Strand der zum Träumen einlädt und sahen den Horizont, der zum Greifen nah schien. Das Apartment war sauber und nicht zu klein. Also alles, um eine Woche genießen zu können. So schnell wie möglich zog ich mich um, und legte mich unter einen der großen Strohschirme am Strand. Das All- Inklusive Hotel war ziemlich ausgebuchte, und so versuchte ich erstmals mir einen Überblick über die Menschenmasse die sich am Strand rekelte zu schaffen. Da sah ich IHN zum ersten Mal. Groß, schlank, kräftiger gebaut, braun gebrannt...genauso, wie man sich eine Urlaubsflirt vorstellt. Die ganze Woche redeten wir kein Wort. Jedes mal, wenn du an mir vorbei gingst, berührtest du meinen Arm, was eisige Schauer auf meinem Rücken erzeugte- Immer lächelten wir uns an. Beim Getränkeautomat stelltest du dich immer ganz nah hinter mich und plötzlich spürte ich deine auf meiner Hand. So ging es die ganze Woche. Jeden Tag nahm ich mir vor, dich anzusprechen, wartete auf einen passenden Moment, nur irgendwie ergab es sich nie. Vielleicht, oder wahrscheinlich wollte ich nur unsere Spielchen nicht beenden. Es war eine nette Abwechslung zu allen anderen männlichen Wesen, mit denen ich zu Hause die Zeit verbrachte.

Die Woche verging jedoch viel zu schnell. Am letzten Abend vor dem Essen nahm ich mir ganz fest vor, dich anzusprechen, um deinen Namen zu erfahren, dich kennen zu lernen. Als du dann am Buffett neben mir standest und mich wieder so geheimnisvoll angelächelt hast, verließ mich jeglicher Mut. Normalerweise hatte ich noch nie Probleme mir jemandem ins Gespräch zu kommen, aber bei ihm war das etwas anderes. Schlussendlich drehte ich mich um und ging davon - ohne ein einziges Wort! So verging der letzte Abend und meine aller letzte Chance war auch vorbei.
Mittlerweile war es dunkel geworden, meine Eltern schliefen schon, da wir um vier Uhr morgens aufbrechen wollten. Ich schlich aus dem Zimmer und huschte die Stiegen hinunter. Es war noch immer verdammt warm und die Musik von der gegenüberliegenden Bar wäre auch zu laut gewesen, um schlafen zu können. Eine leichte Windbrise brachte den salzigen Geruch vom Meer hinauf und verlockte mich, noch ein letztes Mal auf den langen hölzernen Steg zu gehen. Die Sterne funkelten am Himmel und der Mond leuchtete.
Plötzlich spürte ich eine warme Hand auf meiner Schulter, eine andere um meine Taille. Ich erschrak nicht, drehte nur langsam meinen Kopf zurück. Ich konnte IHN erkennen. Ich wollte etwas sagen, den mein Verstand sagte mir, es wäre die letzte Gelegenheit ihn kennen zu lernen. Doch mein Herz und ein Finger auf meinen Mund, waren anderer Meinung. Ich schloss die Augen, als er mich zärtlich an sich drückte. Ich weiß nicht, wie lange wir so dagestanden sind, nur, dass ich überglücklich war. Ich vergaß die gesamte Welt rund um mich, er küsste mich. So sanft und einfühlsam, und andererseits doch so „eroberisch“. Die Zeit schien stehen zu bleiben. Das, nachdem ich mich die ganze Woche sehnte, stand wahrhaftig vor mir. Als ich meine Gedanken allmählich wieder zusammen hatte, zog ich vorsichtig meinen Kopf zurück, streichelte ihm sanft über die Wangen, und lief zurück in mein Zimmer.
Es war schon drei Uhr, als ich entsetzt auf die mein Handy sah. Einerseits war ich überwältigt; ich konnte noch nicht realisieren, was da geschehen war. Andererseits war ich unendlich traurig, denn ich wusste, das ich dich nie wieder sehen würde. Ich wusste nicht einmal deinen Namen.
Als ich eine Stunde später in das Auto einstieg, und noch einen Blick auf den Steg riskierte, wäre ich am liebsten nie nach Hause gefahren. Ich konnte genau seine Gestalt erkennen. Auf der heimfahrt hätte ich vor Trauer und Sehnsucht zerspringen können. Tränen liefen über meine Wangen und irgendwann schlief ich ein.
An der oberösterreichischen Grenze wachte ich auf und hoffte das alles nur ein Traum war und dass ich noch immer in Kroatien wäre. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und alles was ich sah war ein bedeckter Himmel, strömender Regen und die typisch österreichische Landschaft.
 

http://www.webstories.cc 16.05.2024 - 01:30:58