... für Leser und Schreiber.  

Lieber Gott

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©  Mandala   
   
Hallo Lieber Gott,
ich bin ein junges Mädchen, dass dich Gedanken über die Welt und besonders über das Leben macht.
Wie Du bestimmt mitbekommen hast, habe ich eine schwere Zeit hinter mir. Mir wurden Dinge angetan, die ich nicht gewollt habe. Dennoch habe ich das alles zugelassen. Ich denke Stunden, gar Tage nach, wieso das alles passieren musste. Musste ich alles erleben, damit ich jetzt so bin wie ich bin?! Musste ich Schmerzen erleiden, damit ich weiß was es heißt glücklich zu sein?! Wenn ja, wann kommt das Glück denn endlich zu mir?! Ich warte jeden Tag auf die Sonne, die in meinem Herzen scheinen soll – aber sie kommt nicht. Immer nur dunkle Wolken, die über meinem Kopf schweben. Wenn die Sonne mal vorbeischaut ist es nur kurz. Sehr kurz. Die Dunkelheit ist stärker als das Licht. Manchmal denke ich Du hast mich nicht gern und lässt Deinen Frust bei mir aus. Den Frust, den Du bekommst wenn Du Dinge wie vor kurzem in Amerika siehst. Ich habe doch mit den Sachen nichts zutun. Ich war immer ein liebes Mädchen und habe nie irgendwem Ärger bereitet. Und doch bin ich es, die von Dir immer wieder eins gegen die Mütze bekommt. Warum, verdammt?! Was habe speziell ICH dir getan?! Naja, als die Welt für mich noch in Ordnung war habe ich nie an Dich geglaubt. Habe weder gebetet noch bin ich in die Kirche gegangen. Aber.. andere tun es auch nicht, und denen geht es blendend. Die haben keine Schmerzen oder nur Dunkelheit in der Seele. Ich schon. Warum?!
Vor einem Jahr begann ich zu beten. Das erste Mal. Ich frage mich heute warum ich es getan habe, obwohl ja nichts besser wurde. Ich habe um Frieden gebetet und um Gnade vor dem einen Menschen. Was ist davon denn angekommen?! Nichts. Ich musste durch die Scheiße durch und die Schläge kassieren, die man mir gab.
Hast du nicht manchmal gedacht, dass Du dieses Mädchen erlösen musst?! Das Leid verkürzen?! Oder hast Du mich gar nicht gesehen? Ich dachte der ach so liebe Gott würde alles sehen. Nichts auslassen. Versuchen demjenigen zu helfen. Mir wurde nicht geholfen, das musste ich selber tun. Hm... vielleicht hatte das ja alles einen Sinn, dass Du mir nicht geholfen hast. Vielleicht sollte ich lernen stark zu sein bzw. zu werden. Vielleicht sollte die Person, die ich nach dem Beenden der einen Beziehung , Du weißt von welcher ich spreche, eine Art Engel und Lichtblick sein. Das war sie. Ein Lichtblick in meinem trüben Leben. Doch jetzt wurde mir das Licht wieder genommen, der Engel ist fort. Vielleicht fliegt er jetzt zu einem anderen einsamen Mädchen, das um Frieden und Gnade betet. Es macht mich traurig, dass Du mir so ein Leben geschenkt hast. Ein Leben, aus dem ich fliehen wollte. Ein Leben, dass ich nicht liebte. Ein Leben welches mir Schmerzen bereitete. ...doch irgendwie bin ich froh, dass ich auch ohne Deine Hilfe überlebt habe. Dass ich nicht mehr die Schuld bei mir suche, sondern bei anderen.
Wenn ich länger über alles nachdenke, glaube ich sogar Du hast mir geholfen. So wie meine Zeit vergangen ist wäre sie ohne Dich vielleicht noch schlimmer gewesen.
Lieber Gott, verzeih mir meine Anschuldigungen und meine Vorwürfe. In ihnen steckt dennoch irgendwo Dankbarkeit. Du siehst diesen Dank bestimmt auch und vergibst mir meine Worte, wenn sie Dich verletzt haben sollten...
In Liebe *M*
 

http://www.webstories.cc 09.05.2024 - 15:03:52