... für Leser und Schreiber.  

Sag mir deinen Namen!

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©  Aurora   
   
Eine wahre Begebenheit...

Es war einer dieser schönen Abende eines perfekten Urlaubes. Den Tag am Strand in der Sonne verbracht, beschlossen meine Freundin und ich am Abend den Hafen Alanyas und das dazugehörige Discoviertel zu erkunden.
Die Luft war leicht schwül und der Himmel so sternenklar wie es wohl nur in der Türkei sein kann. So schlenderten wir an den zahlreichen Straßenverkäufern in der uns noch fremden Stadt vorbei. Jeder von ihnen bot uns eine von zahlreichen Gucci, Dolce & Gabbana und Puma Fälschungen an. Wir lernten schon längst, dass man nicht auf alle Zurufe reagieren sollte und gingen weiter in Richtung Hafen. Dort angekommen, spazierten wir an der Promenade entlang bis wir uns schließlich für eine der zahlreichen Dance Bars entschieden um dort ein paar Cocktails zu trinken.
Wir genossen den Ausblick über die am Pier angelegten Boote, die Palmen die tief in den Himmel hineinwuchsen, und den Bergen die das Meer einzuschließen schienen.
Stundenlang hätten wir dort einfach sitzen und das treiben auf der Promenade beobachten können. Doch irgendwann war auch das letzte Cocktail Glas leer und wir beschlossen, langsam wieder in Richtung Hotel zu gehen.
Wir strichen an den anderen Bars, den anderen Leuten und den Brunnen, wo sich wie immer viele Leute trafen, vorbei. Aus den Augenwinkeln sah ich plötzlich eine zappelnde Gestalt vor den Füßen meiner Freundin erscheinen. Erst nach einigen Momenten der Beobachtung, hab ich erkannt dass es sich bei den zappelnden Bewegungen nicht um ein schmerzhaftes Krümmen, sondern um den verzweifelten Versuch handelte, sich zu einem der monotonen Techno-Rhythmen sich zu bewegen. Er umkreiste meine Freundin im verzweifelten Versuch sie zu einem sich krümmenden Tänzchen zu bewegen. Sie jedoch, würdigte der etwa 1,70 m großen, dürren gestalt mit tiefen Falten im Gesicht und Sonnenbrille im Haar keinen Blick. So folgten wir weiter unserem Ziel zu unserem Hotel zu gelangen, ohne dabei an die Gefühle dieses 38 jährigen Türken mit gegelten Haaren zu denken, der merklich entsetzt war, dass weder ich noch meine Freundin Kenntnis von ihm nehmen wollten. So rannte er ihr hinterher, unbeeindruckt davon, dass sie ihn weder ansah, noch ein Wort mit ihm sprach. „Common, dance with me, lady!“ Meine Freundin reagierte nicht. “Why don’t you dance with me?” Ich lief neben her, noch war ich amüsiert über seine verzweifelten Versuche, meine Freundin kennen zu lernen, die aber ganz offensichtlich zu keinem Erfolg führen sollten. „Talk with me. What’s your name?” So langsam wurde es selbst mir zu viel. Irgendwann muss er doch erkennen, dass er nicht erwünscht ist, durchschoss es meinen Kopf. „She will not talk with you, so go away!“ Ich dachte wirklich, ich könnte damit Erfolg haben. “Why does your friend not talk with me?” “Because you are getting on her nerves!” So langsam müsste er doch erkennen, dass wir unsere Ruhe haben wollen. „What is her name? Where are you from?” Eine solche Hartnäckigkeit hatte ich nicht erwartet. „That’s not important! Leave us alone! We don’t want to talk to you!” Das konnte er nicht verkraften. Sein männliches, türkisches Ego vertrug keine Ablehnung von jungen Touristinnen. „Why is it not important? Tell me your name…is it…Melina…Maria…or what?” “We don’t tell you. Go away.” Meine Freundin ging neben mir her, langsam genauso verzweifelt wie ich. Inzwischen lief dieser Kerl bestimmt schon 10 Minuten neben uns her, ohne zu begreifen dass er absolut unerwünscht ist. „Common, tell me your name. My name is Mustafa!” Ich beschloss es meiner Freundin gleich zu tun und nicht mehr mit ihm zu sprechen. Offensichtlich half es nichts, ihm zu sagen wie unerwünscht er doch bei uns war. Meine Freundin und ich sahen uns verzweifelt an. Was sollten wir tun? Wie könnten wir ihn wieder los werden? Solche Aufdringlichkeit ist uns bisher nicht untergekommen. Jeder hatte uns in diesem uns so fremden Land so zuvorkommend und freundlich behandelt. Und nun das. „Tell me, what’s your name?“ Ein gehässiger Blick zur Seite. Keine von uns wusste was wir tun sollten. Einfach losschreien? Ihm sagen, dass wir die Polizei rufen? Oder doch einfach in irgendeines der zahlreichen Geschäfte gehen und um Hilfe bitten? „Oh...she wants to kill me...“ Wie recht er doch hatte. Inzwischen lief er uns schon 20 Minuten hinterher…und ja…wir spielten wirklich mit dem Gedanken ihn vor ein Auto zu schubsen…Aber in einem Land wo wir die Gesetzmäßigkeiten nun doch nicht genug kannten haben wir uns nach einiger Überlegungen doch dagegen entschieden.
Zu unserer Überraschung wurden wir nun jetzt von niemanden auf unseren 30 minütigen Heimweg angesprochen. Man dachte tatsächlich das diese erschreckende (oder vielleicht doch eher bedauernswerte) Gestalt zu uns gehörte... Dabei wären wir gerade da so gerne auf die zahlreichen Angebote so gerne eingegangen. Doch keiner schenkte uns auch nur einen Blick.
„Oh, I know what you want. You want me to come with you to Hotel.” Ooooohhhhhh jaaaa! Das war genau das was wir wollten. Einen kleinen Dreier im Hotelzimmer...Oder wie hatte er sich das vorgestellt...“Pah...“ hörte ich nur von meiner Freundin. Und ich...ich wusste nicht mehr ob ich lachen, schreien oder heulen sollte...
So langsam packte uns die Verzweiflung. Wie konnte man dieser Aufdringlichkeit entgegen treten? „Common...tell me...what’s your name?” Tief durchatmen…einfach tief durchatmen…Ruhe bewahren...“I am here on holiday for two weeks.“ “Ich schrei gleich laut los. Es dauert nicht mehr lange“ meinte ich nur zu meiner Freundin. „Dann tu es. Ich halte dich nicht auf.“ Doch ich tat es nicht, sondern ließ ihn weiter neben uns her laufen. So langsam beging er sogar deutsch zu sprechen... Er schnappte einzelne Wörter unserer Unterhaltungen auf, deren Bedeutung er offensichtlich nicht kannte. „Nerven...schlecht...Hotel...Auto...schubsen...“ Dabei ein blödes Grinsen, das seine Dummheit nur so ausstrahlte. Zum Hotel war es nicht mehr weit, und wir wussten dort würden wir sicher sein. Doch wollten wir wirklich, dass dieser Psychopath weiß wo wir wohnen? Nein sicherlich nicht. So langsam waren wir am Einkaufsviertel vorbei geschlendert ohne das uns nur eine Person angesprochen hätte. Doch da sahen wir den Lichtblick im dunklen „tell-me-your-name-Tunnel“. Nach der Einkaufsmeile befand sich an einer Straßenecke ein letztes kleines Restaurant. Das letzte vor unserem Hotel und unsere letzte Hoffnung. Ohne ihm einen Blick zu zuwerfen bogen wir in das Lokal ein und wurden gleich freundlichst von den dort arbeitenden Kellnern begrüßt. Vorsichtig schielten wir zur Straße und sahen nur den unwirklichen Gesichtsausdruck eines irritierten Türken mit gegeltem Haar. Langsam ging er die Straße hinunter, warf noch einen letzten Blick auf uns, bis er schließlich in den dunklen Straßen Alanyas verschwand....
 

http://www.webstories.cc 29.04.2024 - 04:59:04