... für Leser und Schreiber.  

Großmutter

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©  Amaya   
   
Ich legte auf und saß da wie erstarrt. Konnte mich nicht bewegen, sogar das Atmen machte mir Mühe. Die Stimme .. die Worte die ich eben vernahm, wiederholten sich in meinen Gedanken, wieder und wieder. Doch ich spürte nichts, absolut nichts. Du warst einfach nicht mehr da. Nicht da ... ich glaubte es nicht.
Ich sah mich um, doch ich konnte nichts erkennen. Mein Blick blieb an der Kerze am Tisch hängen. Sie brannte, sie flackerte. Das Wachs rann an den Seiten herunter. Wieso flackerte sie? Ich konnte es mir nicht erklären. Warum dachte ich jetzt an diese Kerze? Ich sollte an etwas ganz anderes denken. Aber all meine Gedanken waren fort, ebenso wie meine Empfindungen. Ich sah nur die Kerze und fragte mich warum sie flackerte.
Sie war weiß, rein, unschuldig .. einfach wunderschön. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Und sie war stark, genau wie du. Obwohl sie so stark flackerte, konnte nichts sie zum erlöschen bringen. Sie brannte weiter, hell und warm.
War ich gefühlskalt? Sollte ich jetzt nicht weinen? Unendliche Trauer verspüren?
Wieso hielt mich diese Kerze bloß so in ihrem Bann?
Es gab nur noch die Kerze und mich.
Langsam konnte ich wieder einen Gedanken erfassen. Ein Gedanke, der schon die ganze Zeit durch meinen Kopf spuckte. Wie ein kleines Echo. Sie war nicht mehr da. Nicht mehr da. Nicht da ...
Sie war nicht mehr da? Wie konnte das sein? Sie war doch immer da gewesen. Schon mein ganzes Leben, sie gehörte einfach dazu. Sie war immer da. Gütig, mitfühlend .. hell, warm, weiß und unschuldig .. genau wie diese Kerze. Sie brannte so stark, was könnte sie denn zum erlöschen bringen? Sie sah aus, als würde sie ewig weiterbrennen.
Wie viel Zeit war vergangen? Ich wusste es nicht. War mir auch egal, das war nicht wichtig. Aber was war denn wichtig? Auch das wusste ich nicht. Ich starrte noch immer auf die Flamme, die flackerte.
Ich spürte etwas. Spürte das kalte, harte Telefon, das ich noch immer fest in meiner Hand hielt. Ich legte es auf die Seite ohne den Blick von der weißen Kerze zu wenden.
Ich saß noch immer wie erstarrt da. Wie ein Stein. Doch ich war kein Stein. Ich fühlte etwas.
Aber was fühlte ich? Ich wusste es nicht so genau, konnte das Gefühl nicht beschreiben.
Ich war allein. Doch es gab noch diese Kerze ... und noch etwas anderes.
Ich fühlte dich. Fühlte, wie du dich wie eine Decke um mich legtest. Ich fühlte deine Stärke, deine Wärme, deine Güte. Mein Herz machte einen Sprung, ich atmete tief ein .. und ich spürte wie mich die Traurigkeit einholte. Ganz plötzlich war sie gekommen, die Traurigkeit. Ich weinte, ich schluchzte, konnte kaum mehr atmen. Ich saß da ... und Tränen rannen mein Gesicht herunter, ich konnte sie nicht stoppen.
Doch mit der Traurigkeit war noch etwas anderes gekommen. Du. Und du würdest nie mehr weggehen.
 

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