... für Leser und Schreiber.  

Der Philosoph

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© Rolf-Peter Wille   
   
Schau, wie die Frühlingswiese strahlt,
so duftig elegant!
Ein Bild, wie von Monet gemalt
mit leichter, freier Hand.

Dort wandelt unser Philosoph
versenkt in seine Lehre.
Die Leichtigkeit erscheint ihm doof.
Er lechzt ja nur nach Schwere.

Sein Ohr ertaubt, sein Auge schief,
sein Blick erstarrt ins Leere.
Er siehet nur im Konjunktiv,
was könnte, sollte, wäre.

Die Sonne strahlt so frank und frei,
sie will sich uns verschenken.
Ihm scheint das alles einerlei.
Er denkt doch nur ans Denken.

Die Liebste schreibt ihm einen Brief
hat Küsse auch gesandt.
Den kategor’schen Imp’rativ
den liest er nur bei Kant.

So denkt er nach und hat gedacht
weshalb, warum und wie.
Ist er denn niemals aufgewacht?
Ich glaube, leider nie.

Er wandelt noch in tiefer Nacht
als schlummerndes Genie.
Im Hintergrund erklingt ganz sacht
ein Walzer von Satie.
 

http://www.webstories.cc 02.05.2024 - 02:28:23