... für Leser und Schreiber.  

Entzug

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© Sarah Regen   
   
Ich wachte auf und mir war kalt. Trotzdem war ich schweißgebadet. Der Rollo war nicht ganz nach unten gelassen uns so warf die Straßenlampe ein Gitter aus orangenem Licht an die weiße Wand. Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen, als wäre ich gerade gerannt. Unter Schmerzen setzte ich mich auf und sah auf den Wecker. 3 Uhr nachts. Doch die Uhrzeit war
inzwischen egal geworden. Eine neue Stunde 0 hat angefangen und es wurde
nur noch nach ihr gerechnet. Jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde ein Schritt näher in die Freiheit. Doch im Moment schien es nur bergab zu gehen. Es waren jetzt 27 Stunden. Ich versuchte mich auf die Lichtpunkt zu konzentrieren um den Schmerz, der meine Brust zuschnürte, zu vergessen. Doch die Punkte verschwammen langsam vor meinen Augen und je mehr ich mich auf sie konzentrierte,desto mehr wurde mir übel. Ich beugte mich über den Bettrand und versuchte mich zu übergeben. Doch mein Magen war schon lange leer und die hervorgewürgte Magensäure brannte in meiner Speiseröhre. Tränen liefen mir ungewollt über die Wange. Nicht aus Trauer oder Verzweiflung, dafür brachte ich schon lange keine Kraft mehr auf, sondern der Anstrengung. Ich wischte sie zitternd weg und ließ mich zurückfallen.

Ich hatte von vielen gehört, daß es schwer werden würde, doch ich hatte nicht damit gerechnet, daß es so schnell anfing. Es war gerade ein Tag her, seit ich in euphorischer Stimmung beschlossen hatte damit aufzuhören. Ich war ja schließlich nicht abhängig, nie gewesen! So ab und zu, in letzter Zeit ein wenig öfter doch abhängig lag doch ganz wo anders!

Ich spürte wir meine Nieren anfingen weh zu tun, aber ich konnte nichts trinken, ohne mich gleich wieder zu übergeben. Irgendwann später gab mein Körper schließlich auf nach Aufmerksamkeit zu betteln und ich schlief ein. Ich schlief allerdings zum letzten mal ein.
 

http://www.webstories.cc 18.05.2024 - 14:09:43