... für Leser und Schreiber.  

Rote Tränen

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© Steffi _Maus_   
   
Es war schon spät. Bestimmt schon lange nach Mitternacht! Trotzdem konnte sie nicht einschlafen, kam einfach nicht zur Ruhe. Ihre Gedanken kreisten seit einer kleinen Ewigkeit nur noch um das Messer in dem Nachtkästchen neben ihrem Bett. Am Abend hatte sie einer Freundin versprochen, wenigstens zu versuchen, aufzuhören. Hatte sie es wirklich ernst gemeint?
Doch nun war der Schmerz zu groß. Die Unruhe in ihr stieg von Sekunde zu Sekunde und wurde immer schlimmer. Sie dachte an die Worte ihrer Freundin. Wollte es versuchen, doch der Schmerz in ihr verlangte danach. Ihre Gedanken schalteten sich aus. Sie drehte das Licht auf und griff zu dem kleinen Taschenmesser. Ein kleines, rotes Schweizer- Messer. Sie umfasste es mit der ganzen Hand, hielt es fest und ließ einige Zeit verstreichen. Die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf, dennoch war er wie leer. Bilder, Erinnerungen kamen in ihr hoch, Ängste, mit denen sie nicht mehr zurechtkam.
Langsam klappte sie das Messer auf, es lag in ihrer Hand und die Schneide blitze im Licht leicht auf. Am Morgen noch hatte sie es abgewaschen; es war ganz sauber. Der Schmerz in ihrer Seele, in ihrem Herzen verlangte, gestillt zu werden. Sie hielt es nicht mehr aus, wollte endlich etwas Erleichterung. Ihre Hände waren noch kalt, steif saß sie auf ihrem Bett und setzte zum Schnitt an. Plötzlich spürte sie die scharfe Klinge auf ihrem Handgelenk und drückte etwas zu. Alles passierte von ganz alleine, so als würde das Geschehen von einer unsichtbaren Hand geführt. Blut bildete sich rund um den Einschnitt und ein Bluttropfen lief über ihren Arm. Wärme erfüllte ihren Körper und ein Gefühl von Erleichterung ergriff sie. Ganz bedacht fuhr sie weiter, sich Wunden am Arm zuzufügen. Sie erwischte eine Ader, und schnitt etwas zu tief in die vom Ritzen entzündete Haut. Das Blut lief in einem kleinen Bach auf ihrem Unterarm, in Richtung Hand. Es rann über den Mittelfinger und tropfte zu Boden.
Zufrieden sah sie auf die etwas stechenden Wunden. Der Schmerz war nicht schlimm. Nichts im Gegensatz zu dem von vorher.

Zwei Tage danach sprach sie wieder einmal mit einer ihrer besten Freundinnen über alles. Sie wollte, dass die Schmerzen aufhörten - die, in ihrem Herzen. So würde sie wahrscheinlich auch aufhören, sich zu ritzen. Sie versuchte, ihr das „warum“ zu erklären. Versuchte ihr die Gründe für alles zu nennen. Ihre Freundin hörte aufmerksam zu, ließ sie ausreden. Plötzlich kam eine unerwartete Frage. „Glaubst du wirklich, dass es dir hilft?“. Diese Frage brachte sie völlig aus dem Konzept, aber sie nickte stumm. „Meinst du wirklich?“. Sie dachte nach. Ihr kam alles plötzlich so lächerlich vor und trotzdem! Natürlich war es so. Sicher, lange half es nicht, aber für kurze Zeit ging es ihr besser.
Sie griff nach dem Messer in ihrer Tasche. Fest nahm sie es in die Hand. Verlor sich in Gedanken. Ihr dämmerte, dass ihre Freundin Recht haben könnte. Aber nun konnte sie nicht mehr aufhören. Es war wie eine Sucht. Die Schmerzen im Blut ertränken. Ja, das war, was sie wollte. Sie machte das nicht aus Selbsthass. Sie wollte doch nur diesen Schmerz besiegen.

Am Abend nahmen die Angst und diese Sehnsucht nach dem Glücklichsein über ihren Körper die Überhand. Ihre Hände begannen zu zittern. Kälte erfasste sie und sie fasste in ihre rechte Hosentasche, als ihr einfiel, dass sie ihrer Freundin das Messer gegeben hatte. Sie dachte an das Gespräch, versuchte sich die Fragen wieder ins Gedächtnis zu rufen. Die, die sie nicht hatte beantworten können. Sie dachte daran, wie lächerlich ihr ihre Worte im Gespräch am Vormittag vorkamen und sie fasste nun entgültig einen Entschluss. Sie wollte aufhören, davon loskommen, diese Sucht besiegen und ihr Leben in den Griff bekommen.

Bitte bei dieser Story besonders um eine ehrliche Meinung!Weiß selber nicht recht, wie ich die einstufen soll!
 

http://www.webstories.cc 13.05.2024 - 23:36:46