... für Leser und Schreiber.  

EIN TOTER IM AUTO

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© Irmgard Schöndorf Welch   
   
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EIN TOTER IM AUTO

Schon eine Weile steht Louisa verwirrt vor ihrem abgesperrten Mercedes. Dann auf einmal weiß sie, was zu tun ist.

Sie schließt also noch einmal auf, wirft die Schlüssel auf den Sitz und schlägt die Tür von außen zu. Nun würde ER allein bleiben, gefangen im Bauch des Wagens.

Sie wankt davon. Nein, sie hat nicht die Kraft, sich noch um ihren Liebsten zu kümmern. Krank ist sie, auf dem Gipfel der Tatenlosigkeit und Schwäche angelangt. Die Beerdigung und all das ... sie wird es nicht mehr schaffen.


Das Fahrzeug hat sie gleich beim Friedhofsportal geparkt. Dort, wo es hingehört. Dass sie ihren toten Yoko, mehrfach eingehüllt in die indische Hochzeitsdecke, auf den Rücksitz des Wagens gebettet und Kränze von Chrysanthemen auf ihn gehäuft hat, das werden sie schon noch früh genug feststellen.


Sie hatte auch Kerzen mitgebracht und neben Yokos Leichnam angezündet , doch nein... es ist nicht gut, sie im Auto brennen zu lassen. Deshalb hat sie die warmen Flämmchen vor dem Aussteigen wieder gelöscht. Nur der weihrauchartige Geruch würde noch eine Zeit lang in den Polstern haften bleiben.


Sie schleicht weg und weiß nicht, wohin sie ihre Schritte lenken soll. Es ist früh am Morgen ... Trostlos ... grau liegt die herbstliche Heide. Nebel ziehen auf.


Niemals hat es einen Sittich gegeben, der so wundervoll 'Herzilein' sagen konnte.





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Copyright Irmgard Schöndorf Welch, 24.01.2005




Die 'Grafik' ist von mir.
 

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