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Als der Papst stirbt

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© Irmgard Schöndorf Welch   
   
Karel Woytila, Papst Johannes Paul II. ist am Samstag,
dem 2. April 2005 um 21:37 Uhr gestorben.





Als der Papst stirbt
kreisen die Gedanken der Christen
millionenfach
um ihren scheidenden Vater.
Im Geist suchen sie,
ihn zu berühren.

Er, der einst auf Erden ein 'Star' war,
ist längst schon ein todmüder Mann.

Der Papst stirbt.

Ein gewaltiger Einschnitt
ist dieser Tag
- so denken es viele -

Glockenläuten
Orgelbrausen
und Hymnengesang
lenken die Wünsche
der Menschenherzen
zum Firmament:
Wird Gott selbst
sich jetzt
-irgendwie -
der Welt offenbaren?

Der Papst geht
und Millionen halten
den Atem an.

Woytila.
Meine Achtung hatte er:
der Lenker, der Fels.
Bis zuletzt blieb ihm
sein Leuchten.
Ein Mann
gut für die Menschheit.
Ein weiser Mann.

Vielleicht ist GOTT ein Märchen,
das Deine Kirche
und Du, Papst,
uns aus Liebe
zum Trost
erzählten?

Hast du selbst immer
in Deiner Seele
daran geglaubt?


In Rom sehe ich Junge und Alte
aller Nationen und Kontinente,
wie sie sich
in Stille versammeln.

Nicht Schaulust treibt sie,
nein, ihre Seelen
hoffen auf Hilfe.
Die Menge giert nach Erlösung,
erfleht im Geheimen
das heilige Wunder.
Könnte es sein,
dass
ein Strahl der ewigen, göttlichen Klarheit
die Menschheit jetzt trifft?
Aber:
die Rettung bleibt aus.


Dann ist der Papst tot.
Ich spüre:
es war auch ihm nicht gegeben,
die Brücke zu schlagen zwischen uns
und dem
Ewigen Meister.


Der Himmel bleibt leer
und meine Fragen
finden Antworten nicht.

Ich fürchte,
Gott ist
nach wie vor
fern.




*

gedacht und geschrieben in der Todesnacht des Papstes vor dem Fernsehschirm

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Copyright Irmgard Schöndorf Welch



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