... für Leser und Schreiber.  

Eine Nacht der Vernunft entledigt

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©  PoetySmurf   
   
Hab Angst! Lüfte schicken zu mir ihre Düfte. Machen mich besessen von ihnen. Denken ist dann die Kunst und nicht fühlen. Ist es schön oder schrecklich? Hab ich wirklich Angst oder bin ich nur verwirrt? Hinzu kommt der „Mondschein“, welcher endgültig dafür sorgt, dass alle Anderen, die nicht diese Düfte ausstoßen und mich in die Venusfalle locken (wollen), zu perfiden Kreaturen verschwimmen. Dann heißt es, die Venusfalle gehört mir, mir allein! Wäre ein Spiegel dort, in dem ich mich betrachten könnte, so sähe ich in diesem ebenfalls eine ekelerregende sabbernde Kreatur. Das Revier gilt es zu verteidigen, fresse ich sie nicht, fressen sie mich. Das ist doch so, oder etwa nicht? Plustere mich auf, imponiere, lächele und tanze für die (man verzeihe mir den Ausdruck) Objekte der Begierde. Der Plural ist richtig gewählt, denn sobald die Gunst einmal verwehrt wurde, greift das Organ einen neuen Duft auf und die Balz beginnt bei Null, aber erneut mit vollem Gehabe. Alsbald, als sich meine Fratze zu einem Lachen verzerrt, war es erfolgreich. Die nächste Phase tritt ein. Graus man mag es nicht beschreiben, die Falle schnappte zu. Weder meiner Person noch der lieblichen Venus kann man noch menschliche Eigenschaften zuschreiben. Die Kleidung verfehlt den momentanen Zweck dann und ist damit ein zu beseitigendes Hindernis. Geräusche dringen in die tiefe Schwärze der Nacht, die Mord und Totschlag erahnen lassen. Mit Schönheit hat das wenig zu tun.......
Die Erschöpfung treibt Bestie und Schönheit mit Aufgang der Sonne in den Schlaf. Ein Paar Augen ist jedoch nur geschlossen. Ja die Bestie schläft, doch als sie einschlief, erwachte meine Vernunft mit neuer Stärke. Noch brummt der Schädel von der Urgewalt dieser schauerlichen Kreatur (kann ich mich wirklich von ihr distanzieren?). Der Ekel vor eben Selbiger und auch Angst von so einer ruhenden Schönheit mit einer Kreatur, die vielleicht nicht ich bin, in Verbindung gebracht zu werden, lässt der Vernunft nur die Flucht offen. Als Abschied flüstere ich: “Schönheit ruhe, wie Dornröschen und träume (d)einen ewigen Traum von Liebe!“ Ein von der Vernunft gehauchter Kuss weckt sie nicht, als die Tür sanft geschlossen wird.
 

http://www.webstories.cc 19.05.2024 - 10:41:49