... für Leser und Schreiber.  

DER SCHREI von Edward Munch

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© elfe    
   
Ich will nichts mehr hören. Nein! Lasst mich doch alle in Ruhe.
Verzweifelt renne ich auf die Strasse.
<<Bleib doch stehen Lilly! Wieso läufst du denn weg>>?, ruft mir meine Freundin noch nach.
Nein! Ich will nicht stehen bleiben. Renne weiter, immer weiter.
Was ist nur in mich gefahren, frage ich mich. Sie hat mich doch nur nach meiner Schwester gefragt. Was ist nur los mit mir, ich bin doch sonst auch nicht so empfindlich.
Wie sie denn gestorben sei, wollte sie wissen. Nein! Sie ist ja nicht gestorben. Sei kann einfach nicht tot sein. War es nicht erst gestern, als wir zusammen durch die Stadt bummelten?

<<Nun sag schon, was ist passiert>>?,

fragt eine Stimme in mir.
Lass mich! Sie ist gesprungen, von der Brücke hat sie sich gestürzt. Sie wollte es so.

<<Nein, Lilly! Du weißt genau wie es war,…>>

Sei still, ich will das nicht hören! Verschwinde endlich aus meinem Leben, schreie ich. Sie wollte es so, sie ist gesprungen.

<< Du hast sie hinunter gestoßen, Lilly>>!

Na und? Sie verdiente es. Es war die richtege Entscheidung. Immer war sie besser als ich. Immer drehte sich alles nur um sie. Und ich? Wo blieb ich? Ignoriert haben sie mich alle, einfach so übersehen.

<< Du hast sie umgebracht, Lilly!>>

Nun war es raus. Die Wahrheit die ich so lange zu verdrängen versuchte. Die Wahrheit, die ich einfach nicht wahr haben wollte. Die Wahrheit, die meine Schwester mit ins Grab genommen hat. Meine Seele schreit! Mein Gewissen auch!

<<Mörder, Mörder, Mörder...>>,

immer weiter, und immer weiter

<<Mörder, Mörder, Mörder...>>

Was tue ich nur? Sei still! Las mich in Frieden! Sei endlich still!
Verzweifelt lehne ich mich über das alte Brückengeländer und lasse mich fallen, bis die Stimme in meinem Kopf endlich verstummt.
 

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