... für Leser und Schreiber.  

Der Gitarrenschnupperkurs

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©  Sommertänzerin   
   
Begeistert las ich im Vorlesungsverzeichnis, dass es dieses Semester einen Gitarrenschnupperkurs für Anfänger geben würde. Ich wollte schon immer Gitarre lernen und so bot sich die Gelegenheit endlich - sogar völlig kostenlos. Voller Elan klingelte ich bei Bekannten und Freunden durch um eine halbwegs taugliche Klampfe auszuleihen.
Meinem Baby war ja leider schon zweimal der Kopf abgebrochen. Es war noch gar nicht lange her, als meine Nichte davor getreten hat. Eine Saite war auch schon wieder kaputt.
Voller Stolz nahm ich am nächsten Tag in der Seminarpause einen schwarzen Koffer von einem Mitstudenten entgegen. Gespannt öffnete ich den Koffer. Die kleinen Verschlüsse klackerten und langsam hob ich den Deckel wie bei einer Schatztruhe. Da lag sie nun, die wunderschöne Gitarre, die mich in den nächsten Wochen begleiten würde. Sachte strich ich über das helle Holz und zupfte auch zaghaft an einer Saite. Nachtmittags war es dann soweit. Die erste Gitarrenstunde stand vor der Tür. Schon am Vormittag hatte ich sämtliche Personen mit Gitarren gesichtet. Der versammelte Pulk am Treffpunkt war dann aber noch größer.
So groß, dass ein anderer Raum gefunden werden musste. Nachdem dieses geschehen war und sich alle mit ihren Saiteninstrumenten in einen Stuhlkreis gesetzt hatten, ging es langsam los. Jeder musste sich erst einmal vorstellen, von seinen Erfahrungen oder nicht Erfahrungen und Wünschen im musikalischen Bereich berichten.
Es kamen sehr interessante Geschichten an den Tag. Einer Person war schon auf der Hinfahrt die Saite gerissen, Jeder zweite erzähle von Peter Burschs Gitarrenbuch, welches auch noch relativ unberührt in meinem Regal steht und und und. Die Instrumente waren auch sehr verschieden. Von flippig bunt bis normal, von neu gekauft bis Trödelmarkt, von unversehrt bis Lack abblätternd war Alles dabei.
Die zwei Gitarristen staunten nicht schlecht.
Nachdem unter großem Gelächter jeder seine Worte über sich und die Klampfe losgelassen hatte, sollte das Highlight beginnen. Die ersten Akkorde auf der Gitarre. Doch es stellte sich heraus, dass keine Einzige der Gitarren gestimmt war. Wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und es wurde gestimmt. Den Einen oder Anderen standen die Haare zu Berge, vor lauter Gram, dass es nicht sofort klappte, wie man es wollte. Eine junge Frau hätte fast einen Wutanfall bekommen und die Hoffnung aufgegeben. Nachdem die Zeit des ersten Gitarrenschnupperkurses schon fast herum war, waren endlich alle Gitarren gestimmt.
Die zwei netten gut aussehenden Jungs spielten noch ein wenig auf der Gitarre. So hatte man nicht nur etwas für die Ohren, sondern auch für die Augen. Schließlich erlebt man nicht jeden Tag ein audiovisuelles Wunder. Sie schafften es sogar noch, uns ein paar Takte beizubringen und dann war der Kurs auch schon vorbei...

Nächste Woche geht es weiter. Ich hoffe, ich werde irgendwann "Marmor, Stein und Eisen bricht" spielen können, wenn ich mit lustigen Leutz ums Feuer sitze. Zu mehr werde ich es wohl nicht bringen, wenn das in dem Entenmarsch so weitergeht. Aber es macht Spaß. Riesengroßen Spaß. Die Gitarre dreschen ist etwas Tolles! Heute Nacht hatte ich den Traum von einer wunderschönen großen E- Gitarre…
 

http://www.webstories.cc 05.05.2024 - 16:55:17