... für Leser und Schreiber.  

Fortsetzungsgeschichte Mein Name ist Chef

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©  Sommertänzerin   
   
Mein Name ist Chef und ich habe das Wort hier, ich bins. Ich sage wann ihr kommt und geht, was ihr zu tun und zu lassen habt und ob ihr hier weiterarbeiten dürft oder verschwinden sollt. Ich bin eher von der geizigen hinterlinken Sorte. Lasse euch meist mehr arbeiten als vereinbart und ihr bekommt trotzdem nicht immer Aufschuss. Vielleicht ab und an mal, damit es euch auch nicht zu bunt wird. Wagt es auch bloß nicht Ideen und Verbesserungsvorschläge mit reinzubringen, vielleicht sind es bessere als meine und ihr werdet selbstständiger und ich habe keine biligen Arbeitskräfte mehr. Ich bin nicht gegen selbstständig arbeiten. Nein, ganz im Gegenteil. Das sollt ihr sogar tun. Aber bitte nicht darüber hinaus, denn ich muss doch den Überblick haben. Wenn Nachts in den Büros die PCs heiß laufen und die Klimaanlage kaputt geht und 30° im Raum herrschen, dann wird der PC automatisch eine SMS an dich schicken und egal, wo du gerade bist, du wirst dich aufraffen und schauen, was passiert ist. Denn wenn etwas passiert, dann gehen vielleicht Tausende von meinen Euros durch die Latten und das ist dann deine Schuld. Und wenn du sagst, dass du gedacht hast, dass alles in Ordnung sei, dann sage ich dir einfach in dein Gesicht, dass du das Denken lieber anderen überlassen sollst. Ja, das ist es was ich von dir denke. Du kleine Ameise, du arbeitest für mich und bist von mir abhängig. Wirst tun was ich sage. Ich bin die große dicke Spinne im Netz und selbst wenn ein Faden mal reißt, weil irgendein Luftikus verdampft ist, dann sende ich sehr schnell wieder einen Spinnfaden aus. Werdet ihr sehen, wie die Bewerbungen das Haus einrennen. Azuibs, Langzeitarbeitslose, Faulenzer, Arbeiter, Gelernte, Idioten - alle schreien danach sich für wenig Geld den Arsch aufzureissen. Ja, so gefällt mir das.
Das Meiste mir und euch am liebsten gar nichts.
Das habt ihr verdient! Wenn ich schon eure Fressen sehe am frühen Morgen, eure Visagen. Von gefrustet, gelangweilt, gleichgültig bis schon fast unverschämt ist jeder Gesichtsausdruck dabei. Ich weiß genau was sich hinter der Fassade für eine Meinung über mich verbirgt, ich weiß es, aber macht nur - ich sitze am längeren Hebel.
Ich hoffe, dass irgendwann Maschinen euch alle ersetzen. Dann bin ich euch los, brauche mich nicht um euch zu kümmern, euch nicht bezahlen. Dann lehne ich mich erst recht zurück, brauche keine Kündigungen mehr unterschreiben, mir keine Beschwerden und Beschimpfungen von Waghalsigen anhören, kann einfach ausspannen...
Minotaurus am 04.08.2006: Aber bis es soweit ist, werde ich erst einmal im Winter die Heizung ausschalten.
Arbeitsmarktstudien haben nämlich ergeben, daß die Arbeitsleistung proportional zum Temperaturabfall steigt. z.B. bei 22°C = 100%, bei 19°C = 110%, bei 16°C = 125% usw, usw.
Wenn wir dann erst mal unter Null Grad angelangt sind, brauche ich vielleicht gar keine teuren Maschinen mehr.
Die eingesparten Energiekosten sind dabei nur ein angenehmer Nebeneffekt.
Un es sollte sich ja niemand erlauben, aufzumucken!
Eine Gewerkschaft oder sonstiges, dummes Zeug brauche ich nicht in meiner Firma.
Stattdessen habe ich unter meinen Mitarbeitern ein gutes Buch verteilen lassen, das sie in ihrer Freizeit lesen können.
Es handelt sich dabei um einen Klassiker der Weltliteratur und beschreibt die Arbeitsverhältnisse so, sie sie einmal waren und eigentlich immer noch sein müßten.
Wie bitte? Der Titel dieses Buches?
Er heißt: "Onkel Tom´s Hütte" und ich kann es jedem Arbeiter nur wärmstens ans Herz legen.
 
Wie soll es weitergehen? Diese Story kannst du selber weiterschreiben.
 

http://www.webstories.cc 03.05.2024 - 06:10:22