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Prinz Carlos und die schöne Clara

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© Hilke Bußmann   
   
Es war einmal in einem Land, das schon seit Anbeginn der Zeit nur Traumland genannt wurde, ein Prinz namens Carlos.
Prinz Carlos wohnte in einem großen Schloss, dass je nachdem wie viele Bürger in seinem Land lebten, verschiedene Zinnen hatte und das die Farbe wechseln konnte. Weiß, wenn er gut gelaunt war- schwarz wenn es ihm nicht gut ging.
Nun begab es sich an einem Tag, an den sich bis heute kaum noch jemand erinnert, dass Prinz Carlos nicht gerade gut gelaunt war. Das ganze Schloss lag in einem so dunklem Schwarz, dass man nicht mal mehr eine Spinne darauf hätte kriechen sehen können .
Aber Prinz Carlos kümmerte das nicht. Er saß nur breitbeinig, die Füße auf einen Schemel gelegt, auf seinem großem Stuhl vor dem Karmin im Rittersaal und schickte seine Bediensteten hin und her.
„Agathe!“, rief er einer von diesen zu und setzte eine fiese Miene auf, „ hol mir meinen Schemel, ich will meine Beine hochlegen!“
„Aber Herr Prinz Carlos, Ihr habt doch bereits einen vor Euch liegen!“, protestierte die etwas dickere Frau und beäugte ihn dabei ein wenig.
„Wenn ich sage, ich will einen Schemel, dann will ich einen!“, die Stimme des Prinzen hallte in den so weiten Hallen wider, dass selbst die vielen Portraits an den Wänden zu wackeln schienen und die Vorfahren darauf sich erschreckten.
„Hier, Prinz Carlos!“, sagte Agathe, als sie wieder gekommen war, einen Schemel in der Hand, „ und wohin hätten Sie ihn nun gerne?“
„Dort! Auf den anderen!“, bedeutete Carlos ihr und schwang seine Füße hoch.
Agathe setzte den zweiten Schemel auf den ersten, verneigte sich dann vor dem Prinzen und ging von dannen.
„Immer dieses Pack“, murmelte der Prinz einige Sekunden später und schaute Agathe zu, wie sie anfing den Boden zu wischen.
„Agathe!“, seine Stimme durchzog wieder die weite Halle, „ Agathe!“
„Was ist denn nun schon wieder, Prinz Carlos?“, die Bedienstete schien ein wenig genervt zu sein.
„Welchen Tag haben wir heute?“, fragte er und ließ seinen Blick durch die großen Fenster schweifen.
„Sonntag den 5., warum fragen Sie?“
Doch Carlos schwang seine Beine nur wieder von den Schemeln hinunter und sprang entsetzt auf.
„Wenn heute der fünfte ist, dann kommt die schöne Clara heute zu uns zu besuch! Sie wird geschickt aus dem tiefen Wald, zu mir, damit ich mit ihr reden kann!“
Seine Laune besserte sich wieder und er tanzte ein wenig herum.
„Eine Frau, eine Frau in meinem Schloss! Husch, Husch Agathe bereite ein Essen, wie du es noch nie zuvor getan hast!“
Agathe lief los und Carlos tanzte in seinen Umkleideraum.
„Besuch, Besuch, Besuch, Besuch!“, sang er fröhlich und suchte sein bestes Gewand aus.
Einige Stunden später, stand er erwartungsvoll hinter seiner Tür und hoffte, dass Clara bald kommen würde.
Und da! Carlos hörte, wie das Geräusch von Hufgetrappel auf seiner Brücke erklang. Das musste Clara sein!
Schnell öffnete Carlos das Tor und gerade, als sich das Holz einen Spalt breit geöffnet hatte, sah er sie, die schöne Clara.
„Clara, meine Liebe!“, nahm er sie in Empfang und umarmte sie herzlich, „ wie schön, dass du kommen konntest. Möchtest du einen Tee?“
Clara bedankte sich und bewilligte einem Tee ein. Zehn Minuten später saßen Carlos und sie dann im großen Rittersaal.
„Clara, aus welchem Grund, bist du auch noch einmal angereist?“, fragte Carlos seinen Besuch und schaute die wirklich schöne Frau dabei an.
„Ich hörte, dass in deinem Land Furcht herrscht, weil du nun mit dreißig Jahren immer noch keine Frau hast. Und da dachte ich, dass...“
Doch Clara brachte nicht weiter reden, denn Carlos war vor ihr auf die Knie gefallen.
„Oh Teuerste, dass wäre wirklich wunderbar!“, sagte er und erinnerte sich an seine geheimen Träume, in denen er mit Clara vermählt war.

Zwei Wochen später hatte Traumland ein großes Fest zu feiern. Prinz Carlos und Prinzessin Clara die Schöne heirateten ganz in Weiß in ihrem Schloss mit all den Mitbürger.
Es wurde viel gegessen und viel getrunken, aber schon gegen Mitternacht verschwanden die beiden auf Nimmer wiedersehen in die Flitterwochen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann liegen sie immer noch am Strand der Karibik.
 

http://www.webstories.cc 17.05.2024 - 11:18:31