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Die Stimme (Teil 2)

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77 Stimmen
   
© Karamba Karacho   
   
Tom kam von einem langen arbeitsreichen Tag zurück in sein Hotel. Er hatte 12 Stunden Dauerstress hinter sich und wollte möglichst schnell auf sein Zimmer, er sehnte sich nach der Dusche. Dieses Hotel hatte ganz besonders edle sanitäre Anlagen. Als er an der Rezeption nach seinem Zimmerschlüssel fragen wollte, hielt ihm der Corcierge diesen bereits zusammen mit einem Brief entgegen. „Mister Mikels, ich willkomme sie bei uns. Und diese Post Mister Mikels, bitte sehr, wünsche nock schöne gute Abend für sie!“
-Post! Endlich- Hoffentlich gibt Lisa mir Recht, hoffentlich hat sie es eingesehen!-
„Ich danke ihnen vielmals Mister Chin, und ich wünsche auch ihnen noch einen angenehmen Abend!“
Er verneigte sich tief und ging klopfenden Herzens Richtung Fahrstühle. Da er bis in den 12. Stock fahren mußte und sich allein in der Kabine befand, öffnete er den Brief.
„ Hallo Tom,... – Tom schloss die Augen, er wollte etwas anderes lesen als das.
- Hallo Tom, warum steht da nicht „Hallo mein angebeteter Tom“, oder wenigstens, „Lieber Tom!“ - das liest sich nicht gut, das ist hier schon klar. Nein ich werde erst weiterlesen wenn ich geduscht habe, ja so mach ich`s, erst duschen, den Schweiß loswerden, das geile Duschgel riechen, mich ins saubere Bett werfen, und dann mit aller Wucht an Lisa denken. Oder besser noch ich lege mich in die Badewanne! Lisa,- ich wollte sie wäre da. Ich würde sie so sehr verwöhnen bis sie einsieht, dass sie...mich braucht,... mir vertrauen kann! Lisa, Liss,- Lissabella! -
Der Fahrstuhl hielt im 8. Stock sanft an. Tom öffnete seine Augen und richtete sich auf, ihm wurde peinlich bewusst, dass er eine Erektion bekommen hatte. Es stieg ein älteres Pärchen zu, Hand in Hand. Wie schwatzende Schulmädchen, dachte Tom. Lisa wollte auch ständig Hand in Hand mit ihm herumlaufen, er lehnte das allerdings kategorisch ab. Er beobachtete das Paar, und stellte sich vor,dass diese Beiden seit langem sehr glücklich miteinander waren. Sie hielten fest zusammen. Am Händchenhalten konnte das doch wohl nicht liegen? Oder doch? Sie unterhielten sich natürlich in der Landessprache also verstand er kein Wort.
-Verstehe mal einer die Frauen das ist schon schwierig genug, aber eine chinesische Frau? Unmöglich!-
Er steckte den Brief in seine Tasche, denn er würde gleich aussteigen. Ein freundliches „Ping“ ertönte, die Gesichter der Chinesen lächelten ihn an, er nickte ihnen zu. Er nahm es zur Kenntnis, und er verließ den Fahrstuhl mit finsterer Mine.
-Ja, ja, lächelt ihr mal schön, aber lasst mich verdammtnochmal damit in Ruhe, ich hab hier nix zum Lachen, ich will hier raus. Lächle, und die Welt ist dein Freund! So ein Stuss! Glaubt doch alle was ihr wollt! Lächelnd geht die Welt zu Grunde! Und Lisa? Die wird das auch noch einsehen! Konfuzius war hier mit Sicherheit der exorbitanteste Oberheuchler.- Bei diesem Gedanken bewegte sich sein rechter Mundwinkel latent nach Oben. Auch das nahm Tom zur Kenntnis und presste die Lippen fest zusammen. In seiner Suite wartete lediglich frisches Obst in einer Schale auf ihn.
–Nett, wirklich nett. Aber viel netter wäre es, von seiner fröhlich tänzelnden kleinen Tochter begrüßt zu werden! -Carla! - Ob sie mir auch ein paar Zeilen geschrieben hat? Sie geht immerhin seit zwei Wochen zur Schule!- Sie ist ein überaus intelligentes Kind, ist schließlich mein`s! „Lieber Papa, wann kommst du wieder?“ oder so was in der Art, wäre schön.-
Er nahm sich einen Apfel und stellte mit Genugtuung fest, dass dieser bereits gewaschen und poliert war. Dann ging er ins Bad und ließ sich Badewasser ein.
Als er sich ein paar Minuten im wohltemperierten Wasser entspannt hatte, nahm er den Brief endlich wieder zur Hand, er las:
Hallo Tom, Wie geht es dir...blabla...Uns geht es gut. Carlas erster Schultag war wahnsinnig aufregend....blabla...
-komm zur Sache Mädchen, ich habe dir einen Antrag gemacht! Was sagst du?-
...Immer häufiger finde ich mich in ihr wieder,... mich als Kind...
-Okay okay! Und? Ha jetzt kommt`s-
... ja du hast Recht, denn ich vermisse dich sehr. Ich schlafe schlecht ein und führe manchmal sogar Selbstgespräche...
Er grinste- hier konnte es schließlich keiner sehen.
-Ha! Meine Lisa!- Ich habs doch gewusst!- wir heiraten!-
...Allerdings möchte ich Dich aus genau diesem Grund noch nicht heiraten...
-Was? Blödsinn! Warum?-
...Ich möchte erst ganz sicher sein, dass ich dich nicht brauche, ich will dich einzig und allein wollen! Ich habe mit mir selbst noch so viel zu tun.- Sei mir nicht böse...
Tom atmete schwer.
... Ich habe wohl Angst um meine Selbstständigkeit. Ich kenne mich, und dich auch gut genug! - Glaube ich! Als mein „Mann“ willst du mir bestimmt noch viel mehr von dem abnehmen, was ich selbst tun sollte.- Dinge die ich aber allein regeln muss!...
-Was willst du? Dinge allein regeln? Das ist doch Scheiße!-
...schließlich hat es bisher doch auch ohne Trauschein ganz gut geklappt mit uns beiden!?!
Ich will dich nicht enttäuschen. Aber zuerst muss ich,- und das habe ich dir schon so oft zu erklären versucht, mit mir selbst klar kommen! Jetzt, wo du in China bist arbeite ich intensiv daran, also an mir! Versprochen! Bis in drei Wochen dann, - wir werden am Flughafen sein! Ich liebe Dich! - Lisa
- Das ist alles? Ich lege dir die Welt zu Füßen, und du willst... Dinge alleine Regeln? Klar kommen? Mach das,und komm endlich klar, Frau -
Er drehte das Blatt um, auf der Rückseite hatte Carla ihm ein Bild gemalt. Beziehungsweise wohl eher die Skizze eines Pferdes. Darüber ein Herz, in großen Druckbuchstaben stand darin: IHDGGGDLP!
- Verstehe einer die Frauen! Chinesisch ist einfacher!
Tom war die Freude am Bad vergangen.
 

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