... für Leser und Schreiber.  

Frauen mit Hobby

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© Pia Dublin   
   
Es gibt Frauen, die besitzen ein Pferd. Sie fahren jeden Tag in den Stall, sie reiten jeden Tag, putzen und striegeln den Gaul, bis er glänzt und lackieren die Hufe. Das heißt auch: wenn man als Mann versucht, sich eine solche Frau zu angeln, hat man Vor-und Nachteile zu bedenken. Vorteil: Die Frau ist (in der Regel) gut durchtrainiert, vor allem in der Beinmuskulatur und hat langes Haar (welche Reiterin hat schon Zeit, regelmäßig zum Friseur zu gehen). Nachteil: sie hat relativ wenig Zeit für den Liebsten, weil das Pferd immer Vorrang hat („Ich muss noch eine Stunde reiten“. „Ich muss ganz schnell in den Stall, Rosentänzer hat eine Kolik“ „Am Samstag kann ich garnicht, da bin ich mit Rosentänzer auf dem Dressur-Turnier.“).
Männer, die eine Frau mit behuftem Fellnasen-Sport-Anhang den Hof machen und auf eine Beziehung hinarbeiten, sollten Folgendes beachten: Nie nie niemals Folgendes aussprechen: „Liebling, du hast überhaupt keine Zeit für mich. Wenn dir unsere Beziehung etwas bedeutet, musst du dich jetzt entscheiden: Ich oder das Pferd.“
Liebling wird ihm sofort die Sporttasche fertig gepackt vor die Tür stellen.
Sollte der Mann (geheucheltes oder ehrliches) Interesse am Hobby der Liebsten zeigen (Er begleitet sie zum Stall. Watet durch Modder. Tritt in Pferdescheiße. Lässt sich vom Hofhund verbellen. Beobachtet zu Tode gelangweilt, wie sie ihre Runden dreht. Wartet in einer zugigen Reithalle darauf, dass Liebling mit dem Reiten fertig ist. Muss eine stinkende Pferdecke halten. Muss dem sabbernden Gaul eine Möhre reichen, weil der dicke Rosi doch so lieb war heute), sollte er auch dieses beachten:
Interesse zeigen ist immer gut – aber - Männer, es gibt eine Grenze, die nicht überschritten werden sollte. Übertreibt ihr es mit Sprüchen wie „So schwer sieht Reiten ja garnicht aus. Du sitzt doch bloß drauf und tust nichts“, geht das ganze ganz schnell nach hinten los.
Denn sobald die Frau gemerkt hat, dass ihr a) keine Angst habt und b) das Interesse nicht nur freundlich geheuchelt ist, kommen von ihr die Fragen wie „Möchtest du dich mal draufsetzen? Der ist auch ganz brav“.
„Der ist auch ganz brav“ ist identisch mit dem Hundebesitzerspruch „Der will nur spielen“ und auf beides folgt ein ehrlich entsetztes „DAS HAT DER JA NOCH NIE GEMACHT!“
Das ist die eine Seite. Hat Mann sich einmal auf das Pferd gewagt, mutig eine Runde durch die Halle gedreht und ist nicht runtergefallen und hat sich nicht den Steiß gebrochen, dann kommt die nächste Stufe. „Ich muss die beiden auf die Weide bringen. Nimm du doch den Schimmel mit.“
Und schon stapfen sie in Büroschuhen über eine regenaufgeweichte Weide, mit einem übermütigen verfressenen Schimmel am Strick, der sie von rechts nach links zieht und die rechte Seite des guten Pullovers beseibert.
Und das ist nicht das Schlimmste. Denn wenn sie das alles tapfer hinter sich gebracht haben, kommt die Krönung des Ganzen. Wenn Liebling dann an einem Wintertag, an dem es drei Tage lang durchgehend geschneit hat, auf der Couch liegt, und sie von der Arbeit nach Hause kommen, werden mit dem Spruch empfangen:
„Schatzi – ich war heute noch nicht am Stall. Das Wetter ist so schlecht. Fahr du doch mal eben hin und beweg Rosentänzer. Du kommst doch so gut mit ihm klar“.
 

http://www.webstories.cc 05.05.2024 - 11:42:23