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Der Schmerz zeigt dir, dass du lebst

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©  TemH   
   
Die Frühlingsluft war warm und Sonnenlicht schimmerte durch das erste Buchengrün. Irgendwo sang eine Nachtigall. Alles schien friedlich. Arnest warf einen verstohlenen Blick zurück. Die Prinzessin war wohlauf, das war alles was er wissen musste. Doch er bemerkte auch ihren verträumten Blick, wusste woran sie dachte. Ihren Verlobten, den sie bald heiraten würde.
Arnest wand den Blick von ihr ab als ein bittersüßer Schmerz seine Brust durchzuckte. Es war schön, sie so glücklich lächeln zu sehen, der schönste Anblick den es auf Erden geben konnte…und doch war da das Sehnen, er möge derjenige sein dem ihr Lächeln galt.

Seine Gedanken schweiften ab, glitten zurück zu dem Tag da er sie das erste Mal gesehen hatte. Der blaue Himmel, die gelben Schlüsselblumen…alles war noch frisch in seiner Erinnerung. Doch besonders erinnerte er sich an ihr Lachen, so frei und unbeschwert…sein Herz war ihr zugeflogen in diesem Moment.

Und obgleich sie nie erfahren hatte, dass es ihr gehörte, so hatte sie es doch immer sorgsam behandelt. Lebendig hatte es sich angefühlt seit diesem Moment, wenn es auch manchmal schmerzte.
„Der Schmerz ist gut, er zeigt dass du noch lebst“…wer hatte das zu ihm gesagt, vor so langer Zeit?
Sicher war eine andere Art von Schmerz gemeint gewesen, aber wahr war der Satz dennoch.

Lautes Hufgetrappel schreckte ihn aus seinen Gedanken. Kurz erschrak er, doch dann sah er, dass es der Verlobte seiner Liebsten war der ihnen entgegenritt, wohl von Ungeduld getrieben.

Aber kaum, dass er sich entspannt hatte, hörte er ein Rascheln im Gebüsch. Drei Strauchdiebe, die den alleinreisenden Mann wohl für leichte Beute hielten sprangen aus dem dichten Wald zu beiden Seiten des Weges.
Wie es schien hatten sie Arnests Stute ihres leichten Schrittes wegen nicht gehört und wähnten ihr Opfer schutzlos.

Hinter sich hörte Arnest einen entsetzen Aufschrei. Wulf, der andere Ritter der zum Schutze der Prinzessin mit ihr reiste rief barsch „Bleibt zurück!“ und ergriff die Zügel ihres Pferdes.

Sie schrie irgendetwas, doch Arnest hörte es nicht. Er trieb seine Stute an, direkt auf die Strauchdiebe zu.
Waren es Diebe oder Meuchelmörder? Sie taten ihr Bestes, ihr ungerüstetes Opfer zu erstechen. .
Arnest taumelte und wäre fast gefallen als er vom Rücken seines Pferdes sprang. Diesen Moment nutzte einer der Räuber um ihm den Dolch in die ungeschützte Kehle zu rammen.
Arnest hob sein Schwert und schlug in blinder Wut auf seinen Gegner ein.

„Sie sind tot“

Tatsächlich lagen auf dem Waldboden drei tote Strauchdiebe, und Arnest ließ sich auf die Knie sinken.

„Du hast dich für mich geopfert“ hörte er wie von fern eine Stimme sagen, voller Dankbarkeit und Trauer.

Er versuchte zu sprechen, zu sagen, dass er es nur aus Eigensucht getan habe, um des Lächelns seiner Liebsten willen. Doch vergebens, seine Zunge mochte sich nicht heben, und so war das letzte was er hörte die besorgte Stimme seiner Liebsten, die sich wie Balsam um sein wundes Herz legte und allen Schmerz hinwegnahm.

„Was ist mit Arnest? Haben sie…haben sie ihn erschlagen?“

„Geht es ihm gut?“
 

http://www.webstories.cc 17.05.2024 - 09:02:47