... für Leser und Schreiber.  

Cruauté (2)

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© Creative-Labour    
   
Kapitel: Kapitel 1
Kapitel Name: Crystal-Catch (2)
Autor: Archivarus

Ein ungutes Gefühl überkam David als sich die schweren Türen hinter ihm schlossen und es keinen Weg mehr zurück gab, keinen Weg mehr raus aus dem Fahrstuhl und aus dem Gebäude und in ihm wuchs der Wunsch nie zugesagt zu haben.
David biss sich auf die Unterlippe und schaute verstohlen immer wieder zum Spiegelbild des Fremden, das sich im Chrom verzerrt widerspiegelte und ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.
„Wie...haben Sie einen Namen Sir?“ Seine Stimme war so leise, dass er zuerst gar nicht dachte, dass der andere ihn gehört hatte. Ein Zucken des verzerrten Spiegelbildes verriet ihm jedoch, dass der andere seinen Kopf ein Stück weiter zu ihm gedreht hatte.
„Ich denke nicht, dass es dich etwas angeht. Ich gebe einem Sofa ja auch nicht meine Karte.“ Ungewollt fröstelte es David, so dass er sich die nackten Oberarme rieb, die mit einer feinen Gänsehaut überzogen waren.
„Es, es tut mir Leid Sir.“ Er schluckte ein paar mal aber seine trockene, raue Kehle wollte einfach den schweren Kloß nicht herunter würgen, der David das Atmen so schwer machte also konzentrierte er sich wieder auf den Boden und schubberte etwas über den bordeaux roten Teppich, der so weich und warm aussah, dass er sich am liebsten hinein gekuschelt hätte.
„Du wirst hier aussteigen.“ Noch bevor David mitbekommen hatte, dass der Fahrstuhl hier stoppte, sprach der Andere es bereits aus und als ob er es prophezeit hätte, glitt die Tür leise auf und erlaubte einen Blick auf einen langen und hell ausgeleuchteten Gang, der David in warmen, mediterranen Farben entgegen schien. Eigentlich wollte er fragen 'und dann' oder 'und was machen Sie?' Aber aus Angst seinen Kunden zu enttäuschen tat er einfach was ihm gesagt wurde und verließ mit zögerlichen Schritten den Fahrstuhl, um sich kurz darauf in der Einsamkeit wieder zu finden, denn die Tür schloss sich hinter David ohne, dass der Andere ausgestiegen war.
„Und nun?“ Die Arme um sich selbst geschlungen schaute er sich um und ging ein paar Schritte weiter in den Flur hinein.
„Oh, Sie müssen die neue...Errungenschaft von Monsieur Delevoye sein. Bitte folgen Sie mir.“ Die Stimme kam wie aus dem Nichts, genauso wie der junge Mann der David sehr an einen Butler erinnerte wie er so mit weißem Hemd, grauer Weste und schwarzer Anzughose vor ihm stand. Als er dann aber ein weiteres Mal hin sah, konnte er die Tür im Rücken des Anderen sehen und, weil er keine andere Wahl hatte, nickte er schlichtweg zu diesem zweifelhaften Angebot.
„Ziehen Sie sich bitte aus.“ Den Kopf etwas erhoben wirkte der Butler steif und sehr abweisend auf David und auch die Aussprache, die er an den Tag legte, behagte ihm nicht, aber Geld war Geld und nackt sein war immerhin sein Geschäft.
Während er sich auszog betrachtet er das Zimmer, das eine Mischung aus Boudoir und Badezimmer war, ein Teil war gefliest und ein anderer mit weichem, sandfarbendem Teppich ausgelegt, der David an den mittlerweile nackten Füßen kitzelte. Sonderlich viel hatte er nicht an, so dass es nicht lange dauerte bis er nackt wie Gott ihn schuf neben dem anderen stand, der ihn umrundete und von allen Seiten begutachtete als müsse er prüfen ob das gekaufte Stück Fleisch allen Ansprüchen entspräche.
„Waschen Sie sich gründlich. Ich werde danach überprüfen ob Sie es auch ordentlich getan haben. Sie finden hier Alles was sie brauchen.“ Das konnte David nicht leugnen, denn er hatte bereits Alles gesehen was er brauchte und so konnte er wieder nicht mehr tun als das Gesagte ab zu nicken und dem Butler dabei zu zu sehen wie er mit seinen Sachen das Zimmer verließ und deutlich den Schlüssel zwei mal im Schloss drehte, so dass David auch nicht mehr weg konnte.

Als er das einlaufende Wasser betrachtete und einen Moment für sich hatte kamen ihm rege Zweifel ob die Idee gut gewesen war mit diesem Mann mit zu gehen. Er hätte auch einfach nein sagen können oder behaupten können, er warte hier nur auf jemanden, aber nein das hatte er alles nicht gemacht und nun war er hier und musste die Suppe alleine auslöffeln.
Wärme kroch seinen Körper hoch als er sich in das mit rosa Schaum bedeckte Wasser gleiten ließ und seine kalten Glieder sich zuerst brennend heiß anfühlten ehe sie langsam aber sicher angenehm warm wurden, so dass er ein entspanntes Keuchen nicht zurück halten konnte.
In Zufriedenheit schwelgend gab er sich dem Gedanken hin, dass sich hier alles zum Besten wenden würde und verschwendete keinen Gedanken mehr daran, dass es ebenso gut eine Falle sein konnte...Aber es kommt bekanntlich immer anders als man denkt.

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Und um auch auf die Anmerkung von Jochen in Cruauté (1) einzugehen: Wir würden es sicherlich unter "Fortsetzung-Story" stellen aber leider ist es nicht möglich einen direkten Mitschreiber zu benennen so das wir ein wenig sorge haben das ein "unachtsamer" Leser/Schreiber von sich aus weiter macht.
 

http://www.webstories.cc 17.05.2024 - 08:25:03