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Die abenteuerliche Reise nach Persien/4

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©  rosmarin   
   
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Sanders befand sich plötzlich in der niedrigen Türöffnung einer herunter gekommenen Kaschemme.
In die Wände aus grobem Stein waren verschieden große Gucklöcher gehauen. Auf dem Lehmboden standen mehrere Fässer. Darüber lagen breite Bretter aus rohem Holz, die als Tisch dienten.
An den Längsseiten saßen laut lachende, wild gestikulierende Männer. Sie trugen weiße Hemden mit breiten Ärmeln und weiten Hosen aus Baumwolle.
Auf ihren Köpfen wippten riesige Sombreros, die sie auch beim Trinken nicht ablegten.
Einige der Männer hatten Patronentaschen um die Schultern gehängt, andere sie auf den Tisch vor sich gelegt. Alle tranken Rotwein.

Ein Mädchen, die blonden Haare zu Schnecken über die Ohren gerollt, bediente die wilden Gesellen, die gierig auf ihren üppigen Busen starrten, den ein schwarzes Schnürmieder zusammenhielt. Manchmal klatschte der Eine oder Andere auf den prallen Hintern des Mädchens unter dem weiten, bunten Rock.
"Schneller, meine Süße, schneller!", verlangten sie. "Wir haben Durst!"
"Geduld. Geduld." Das Mädchen lachte und schenkte den Wein aus dem großen Krug in die ihr hin gehaltenen Becher.

"Einen schönen guten Tag, die Herren", grüßte Sanders höflich.
Doch er erhielt keine Antwort. Darob sehr verwundert, schritt er langsam an den Tischreihen entlang. Doch die Männer und auch das Mädchen beachteten ihn auch jetzt nicht. So setzte er sich an einen freien Tisch ganz hinten und wartete.

Ein großer gelber Hund kam in die Kneipe. Schnurstracks lief er auf Sanders zu, legte den Kopf auf seine Knie und leckte ihm die Hände. Plötzlich begann er winseln, schaute Sanders aus großen, traurigen Augen an, trottete zur Tür, blieb stehen, schaute zurück.
‚Bestimmt will er mich zum Mitgehen auffordern‘, dachte Sanders und folgte wie in Trance dem Hund. Sie gingen einige enge Gassen entlang, überquerten dann den Dorfplatz an dem Ziehbrunnen vorbei, liefen eine geduckte Häuserreihe entlang, bis fast zum Ende der Straße. Und dort erblickte er den Felsvorsprung und wusste, dass auch die Pinie da sein würde.
"Das ist die Pinie, die ich dir auf den Weg gelegt habe und die du bei der Rückfahrt nicht mehr gefunden hast", sagte da die Frau, die plötzlich wieder neben ihm war. "Sie steht hier seit Jahr und Tag. Geh doch bitte ein Stück weiter."

Sanders folgte wieder dem Hund. Sie gingen bis zu dem Felsen, an dem er die Kolonne angehalten hatte, dann weiter, um den Felsen herum. Und hier bot sich ihm ein entsetzliches Bild.
Eng an den Felsen gedrückt, stand da ein uraltes, winziges Haus, mit einem kleinen Hof dahinter, in dem zwei Kinderleichen in ihrem Blute lagen. Zwei Knaben.
„Und nun geh ins Haus.“
Sanders betrat durch eine niedrige Tür das Haus,stand sogleich in einem kleinen, ärmlich eingerichteten Zimmer. Zwei bewaffnete Männer bedrängten eine Frau, im Begriff, ihr Gewalt anzutun. Das Mieder der Frau war zerrissen, eine Brust entblößt, der weite Rock in die Höhe geschoben.
Entsetzt sah Sanders, wie der eine ungeschlachte Kerl die Frau festhielt, während der andere lachend seine Hände zwischen ihre nackten Schenkel stieß.
Sanders stockte der Atem.
"Du?", fragte er die schöne Frau neben ihm.
"Die Knaben wollten mir helfen", erwiderte die Frau kaum hörbar. "Deshalb wurden sie niedergestochen."
"Und ich? Was tue ich jetzt. Eile ich, um Waffen zu holen?"

Sanders konnte nicht glauben, was er sah. Auf seiner Stirn bildeten sich kleine, kalte Tröpfchen, seine Hände zitterten.
"Nein", sagte die Frau traurig. "Du läufst weg. Du versteckst dich im Maisfeld."
"Aber... "
"Ich habe dich seitdem nicht mehr gesehen. Als ich die Leichen unserer Kinder im Hof entdeckte, wurde ich wahnsinnig. Ich lebte noch vierzig Jahre. Im Dorf nannte man mich die Verrückte Alte. Täglich ging ich am Rande des Maisfeldes entlang. Ich rief deinen Namen. Doch als ich keine Antwort bekam, setzte ich mich an den Wegrand und wartete. Doch du kamst nicht. So erzählte ich dir ins Maisfeld hinein, unsere Kinder seien in Gefahr, du solltest kommen und sie beschützen. Aber aus dem Maisfeld kam nie eine Antwort. Da ging ich eines Tages, es war gerade Vollmond, selbst hinein, verirrte mich und blieb dort. Erst im Herbst, als der Mais geerntet wurde, fand man meine verweste Leiche."
"Das ist ja furchtbar."
Sanders versuchte, die Hand der Frau zu erhaschen, griff aber ins Leere.
"Und immer, wenn Vollmond ist", fuhr die Frau fort, "finde ich die Kraft, nach dir zu suchen. Als ich dich vor hundert Jahren das erste Mal aufspürte, warst du schon gestorben. Ein andermal warst du mit einer Frau zusammen, die stärker war, als ich. Ich konnte nicht an dich herankommen. Doch heute ist es soweit. Schau dir den Mond an. Er ist voll. Doch er ist schwarz geworden vor Trauer. Nur ein goldener Hof schenkt ihm etwas Glanz und Helligkeit. Bleibe bei mir."

Die schöne Frau schmiegte ihren Körper ganz fest an Sanders. Erschauernd wich er zurück. Die Frau war kalt, wie Eis, kalt wie der Tod.
"Wir, die Kinder und ich, haben Sehnsucht nach dir", sprach die Frau weiter. "Die Knaben sind immer noch so klein und lieb wie damals. Du wirst sie sofort wieder erkennen."
Sanders Hände waren feucht geworden. Ihm war heiß, doch er fröstelte.
"Verzeih", sagte er. "Ich muss mich etwas frisch machen."

Wankend ging er durch den Schankraum zur Toilette, ließ kaltes Wasser über die Pulsadern fließen, wusch sich das Gesicht, blickte in den Spiegel über dem kleinen Waschbecken und erschrak wieder zutiefst.
Ein völlig fremder Mensch blickte ihm verstört entgegen.

Das Nebenzimmer, in das er taumelte, war leer. Weder der Wein noch die Frau waren zu sehen. Verwundert fragte er den Wirt, wo die Frau geblieben sei und erfuhr, dass er die ganze Zeit allein gewesen war. Auch den alten Mann mit Brille hatte der Wirt nicht gesehen.
"Als ich Sie bedienen wollte", sagte er, "haben Sie so fest geschlafen und sahen so müde aus, dass ich dachte, der Schlaf sei für Sie jetzt wichtiger als alles andere."
Also hatte er doch geschlafen. Und so verrücktes Zeug geträumt.
‚Vielleicht ist heute Föhn‘, dachte er. ‚Oder Vollmond.‘
Komisch war nur, dass es so warm war. Und das im Februar. Er war doch erst drei Wochen unterwegs. Und als er im Januar wegfuhr, war alles noch frostig und schneebedeckt gewesen.

Nachdenklich ging Sanders hinaus. Die frische Morgenluft kam ihm entgegen. Er atmete tief durch.
Doch was war denn das?
Auf dem Dach eines Hauses, Sanders genau gegenüber, wuchs ein
blühender Fliederstrauch.
Wieso blühte der Flieder schon im Februar. Hatte denn der Spuk noch immer kein Ende.
Es fing gerade an zu tagen. Ein Auto blieb an der Tankstelle stehen, ein Mann stieg aus, füllte die Zeitungsbox.

Sanders nahm sich eine Zeitung heraus und erstarrte. Das konnte nicht sein. Doch hier stand es schwarz auf weiß. Es war der dritte Juni. Also nicht Februar.

Aber er war doch nur drei Wochen weg gewesen.
War denn die Zeit stehen geblieben?
Oder er? Und die Zeit lief ihm davon?

Er fand keine Erklärung für das Vorgefallene und beschloss, sich über gar nichts mehr zu wundern. Er machte nochmals einen Rundgang um sein Auto. Es war alles in bester Ordnung. Na, also.
Er schloss die Tür auf, setzte sich ans Lenkrad und …

Auf dem Beifahrersitz lag eine dunkelrote Rose...

*

Zu Hause schlief Falken fast drei Tage, stand nur auf, um sich für eine halbe Stunde in die Badewanne zu legen. Das erleichterte seinen Zustand etwas.
Am Morgen des dritten Tages hatte er einen Entschluss gefasst. Er musste noch einmal zu der Tankstelle fahren, in der Hoffnung, dort etwas zu entdecken, was ihm Aufschluss geben könnte.
Als er zu der Stelle kam, war die Tankstelle verschwunden.
„Wo ist denn die Tankstelle geblieben?“, fragte er einen alten Mann, der langsam vor ihm her humpelte.
„Welche Tankstelle?“, fragte der alte Mann zurück, ohne sich umzudrehen.
„Die Tankstelle, die heute Nacht noch hier war.“
„Hier gibt es schon lange keine Tankstelle mehr.“
Der alte Mann drehte sich um und sah Sanders genau in die Augen. Es war der Mann mit der Narbe. Der Portier aus dem Hotel in Teheran.
Sander glaubte, verrückt geworden zu sein. So etwas konnte es einfach nicht geben.
„Aber ich war doch gestern hier“, stammelte er. „ich…„
„Ach, diese Tankstelle“, grunste der Alte und lief wieder vor Sanders her. „Die ist bereits im Herbst des vergangenen Jahres abgerissen worden. So fünf Kilometer weiter, an der Ausfahrt zur Landstraße, ist sie wieder aufgebaut worden. -

*

Maren wollte das alles nicht glauben.

"Vielleicht hat man dir, Pardon, Sanders ", sagte sie, "eine Langzeitdroge ins Essen oder Getränk gegeben."
Unwillig schüttelte Falken den Kopf.
"Welchen Grund sollte es dafür geben", zweifelte er, "komm, Maren, wir machen lieber wieder einen kleinen Spaziergang."

Maren und Falken liefen über die Veranda in den Garten, strebten wieder dem Wald zu.
"Herr Pichler ist ja gar nicht hier", wunderte sich Maren. "Ist doch gar kein Discotag."
"Einen Augenblick."
Falken ging zurück zum Haus und kam gleich darauf mit einem Nachtfernglas in der Hand wieder.
Am Ende des Hauses, da, wo eine noch in der Nacht duftende Wiese den Blick frei gab, suchte er mit dem Fernglas den Waldrand ab. Plötzlich lachte er belustigt auf.
"Ahnte ich es doch!", rief er fröhlich. " Hier. Schau mal." Er reichte Maren das Glas, stellte sich hinter sie, lenkte es in eine bestimmte Richtung. "Aber erzähle das ja niemandem, das würde dir keiner glauben."

Neugierig schaute Maren durch das Fernglas. Herr Pichler saß auf einer Waldlichtung, mit hoch gerecktem Rumpf. Ihm gegenüber stand ein junger Rehbock. Neugierig schnupperte er an seiner Schnauze.
Jetzt erhob sich Herr Pichler langsam, ging ein paar Mal um den Rehbock herum, legte seine Vorderpfoten flach auf den Boden, streckte sein Hinterteil in die Höhe und stellte seinen Schwanz auf.
"So versucht er, den jungen Bock zum Mitspielen zu bewegen", freute sich Falken.
Der Bock schien jedoch keine Lust zum Spielen zu verspüren, er starrte Herrn Pichler nur verständnislos an und blieb unbeweglich stehen.
Herr Pichler lief nochmals um ihn herum, zwickte ihn dann in das, was der Jäger beim Rotwild als Blume bezeichnet.
Sofort hüpfte der Bock einen kurzen Satz nach vorn, setzte sich dann wieder hin und verhinderte so, nochmals in seine Blume gezwickt zu werden.
"Jetzt sitzen sie sich gegenüber", flüsterte Maren. "Sie plauschen."
Der Bock senkte gerade seinen Kopf, so dass die dolchähnlichen, kleinen Hörner nach vorn zeigten.
Plötzlich nahm er Anlauf und stürzte ruckartig auf Herrn Pichler zu.
Herr Pichler sprang mit einem Satz zur Seite, der Bock stieß ins Leere.
"Herrlich. Du hast Recht. Das glaubt einem wirklich keiner. Sieh doch nur. Jetzt läuft er in unsere Richtung."
"Er hat uns wieder aufgespürt. Gleich wird er hier sein, um uns zu begrüßen."
"Wie schwer ist eigentlich dieser Koloss?"
"Bis jetzt nur einhundertdrei Kilo."
"Na dann."
Maren reichte Falken das Fernglas und beeilte sich, ins Haus zu kommen.
Falken eilte ihr hinterher.
"Möchtest du Kaffee trinken?", fragte er im Haus. "Um dich wach zu halten."
"Nein, danke, ich bin munter. Aber ein Glas Wein, bitte. Ja?"
Falken schenkte Maren und auch sich ein.
Nachdem sie ihre Gläser leer getrunken hatten, sagte Maren verschmitzt: "Vielleicht hat ja Sanders all dies als Halluzinationen erlebt."
"Nein", zweifelte Falken. "Eines Nachts habe ich ganz deutlich Elisabeths Stimme gehört. 'Nicht jetzt, nicht heute und nicht hier.'"
"Na, dann lese ich mal weiter."

*

- Erschreckt sprang Sanders aus dem Bett.
"Nicht jetzt, nicht heute und nicht hier."
Das war Elisabeths Stimme. Genau diese Worte hatte sie gesprochen in dem Haus auf Sadiks Plantage.

Sanders erinnerte sich an den Zettel, auf den Elisabeth ihre Anschrift geschrieben hatte. Ach, ja, Teheran. Hastig kramte er seinen Reisepass aus der Tasche. Den Zettel fand er nicht. Doch die Adresse wusste er plötzlich auswendig. So beschloss er, gleich am nächsten Tag das Haus mit der Nummer 36 aufzusuchen. Schon um sechs Uhr fuhr er los. Nach einigem Suchen fand er endlich die Straße am anderen Ende der Stadt. Doch ein Haus mit der Nummer 36 gab es nicht. Nur eine Ruine war da. So fragte er einen Passanten, ob er wüsste, wo das Gasthaus geblieben sei. Er hatte Glück. Der Mann sagte, dass das Eckhaus, das von zwei Seiten erreichbar sei, im Krieg durch Bomben zerstört worden sein soll.
"Es war ein beliebtes Gasthaus", plauderte er. "Es hat einer Familie Röhrig gehört. Ach, was sage ich. Es gehört noch immer der Familie. Die alte Frau Röhrig lebt ja noch. Hm, eine sehr eigenartige Frau.“
„Eigenartig?“
„Ja, eigenartig.“ Der Mann nickte mehrmals mit dem Kopf, bevor er weiter sprach. „Trotz ihren hohen Alters will sie weder das Haus noch das Grundstück verkaufen. Und schon gar nicht will sie in ein Altenheim ziehen. Ja, ja, sie ist ja trotz ihrer vierundneunzig Jahre noch beneidenswert rege und gesund. Bestimmt bleibt sie bis zu ihrem Lebensende in dem Haus."

Sanders erfuhr, dass die drei Räume unter der Ruine noch bewohnbar seien. Nach dem Krieg habe die alte Frau Röhrig eigenhändig ihre Habseligkeiten ausgegraben und alles, was sie an Mobiliar vorgefunden hatte, repariert und damit die Wohnung eingerichtet.

"Und nie kam ein neues Stück dazu", beendete der Mann seine Erzählung. "Auf dem Dach der Ruine wächst Gras. Der Wind und die Vögel haben es dahin gebracht. Und in der Ecke zur Spitze blüht ein Fliederstrauch. Sie können es nicht verfehlen."

Wehmütig ging Sanders an der verfallenen Hausfront entlang. Als er zum wiederholten Male um die Ecke bog, sah er, wie jemand in den Hof hinein ging. Verwundert meinte er, einen Zipfel des altmodischen Kleides gesehen zu haben, das Elisabeth immer trug. Doch als er den Hof betrat, war niemand zu sehen. So beschloss er, die alte Frau Röhrig aufzusuchen.
"Sanders", stellte er sich am nächsten Tag höflich vor. "Ich möchte über die Geschichte des Hauses schreiben und würde gerne einiges von Ihnen darüber erfahren."
Er bat die alte Frau Röhrig um die Erlaubnis, sich in der Wohnung umsehen zu dürfen.

Der Mann hatte nicht übertrieben. Alle Zimmer waren voll gestopft mit Möbeln, denen man ihr Alter ansah. Manche waren notdürftig aufgearbeitet. Doch die Spuren der Vergangenheit waren nicht zu übersehen.
In dem größten Zimmer fesselte seine Aufmerksamkeit eine alte Kommode. Sie war überladen mit aus edlem Holz geschnitzten Säbeltänzern. Es waren die gleichen, die er in Teheran gesehen hatte.

"Die Gegenstücke, Bilder, Nippes und andere Erinnerungen, sind in einem Teheraner Basar", sagte die alte Frau Röhrig, als hätte sie Sanders Gedanken erraten.
"Wer ist denn das?" Sanders starrte erregt auf das Bild an der Wand über der Kommode.
Das konnte nur Elisabeth sein. So hatte er sie kennen gelernt. In diesem großblumigen Kleid. Übersät mit giftgrünen Blättern.
"Sie hat es beim Bombenangriff getragen."
Frau Röhrig blickte Sanders aus tief in den Höhlen liegenden, alten, wässrig blauen Augen an. "Und als man sie aus den Trümmern zog", sprach sie leise weiter, "wurde sie auch damit beerdigt."
"Und da hängt ja auch der Mann mir der Narbe." Sanders betrachtete das Bild übergenau. "In Soldatenuniform", wunderte er sich.
"Ja. Gleich am ersten Tage des Krieges ist er in Polen gefallen. Die Narbe hat er sich schon als Knabe geholt. Bei einem Fahrradunfall. Elisabeth und er waren ein schönes Paar. Sie wollten heiraten, sobald der Krieg zu Ende wäre."
"Ist Elisabeth viel gereist?", fragte Sanders gerührt.
"Nein. Überhaupt nicht Das Mädel war nie fort, und so gerne hätte sie sich die Welt angesehen. Sie sagte immer, sie würde nach dem Siege die ganze Welt bereisen."
"Nach dem was?"
"Nach dem Siege. Damals hieß das so, wenn der Krieg zu Ende sein würde."

Elisabeth wurde nur zwanzig Jahre alt. In jener Nacht, als die Bomben das Haus in Schutt und Asche legten, war sie zu müde, um in den Luftschutzkeller zu flüchten. So wurde sie unter den Trümmern des einstürzenden Hauses begraben.
Und der Wind hatte ihre Lieblingsblume an ihr Grab geweht. Einen Fliederbusch. -


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