... für Leser und Schreiber.  

Anstatt einer Grabrede für einen Freund, Jung und Tot, auf einer Straße in Süditalien

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© Jürgen Hellweg   
   
Gleißend flimmert eine hitzige Realität über die weich gekochte Straßendecke.
Der müde Wanderer lehnt an einem Baum ohne Zweige und Blätter. Sein Freund hechelt ebenfalls nach Wasser, doch gefüllte Pfützen gibt es hier schon lange nicht mehr. Voller Inbrunst brennt ihnen der Glutball jegliche
Gedanken aus dem Kopf.
Wildgewordene Blechkutschen rasen auf einen Punkt hinzu, wo frisches Wasser vermutet wird.

Der Verlorene, mit seinem Begleiter, schlurft hinter den Autos her, ohne das auch nur ein Fahrer ihn anschaut. Sein Gaumen klebt aneinander, die letzten Speicheltropfen bewegen sich wie Schmirgelpapier durch den Schlund.
Und noch mehr kreischende Strahlen schenkt ihnen die Sonne.

...das Blech wird heiss...Reifen tönen unwirklich beim
Quietschen...sein Hund will die Straße überqueren...
blutend windet sich der Asphalt...der sterbende Vierbeiner...die Zunge ohne Leben...die Augen offen...
der blutbeschmierte Pkw...Hundemörder...grau und staubig sind die geisterhaften Wege...

Tränen überwältigen den Wanderer...unfähig weiterzulaufen, legt er sich neben den Hund, und schläft ein...

Dieses Tier wird weiterleben...wie auch in meinen Gedanken...
Und irgendwann suchen wir dann eine Straße, wenn wir mit röchelnden Gebeten, "Auf Wiedersehen" stöhnen wollen...
Blech, Technik, der Hass, und ewiges Weiterleben, in dem Jaulen der Hunde...
Verachtend sehen sie uns an, immer noch Treu...und doch riechen sie schon den Duft der Maschinen...

Am Ende liegen wir dann auf dieser Straße
Die Zunge blutleer
Die Augen offen
 

http://www.webstories.cc 04.05.2024 - 00:47:51