... für Leser und Schreiber.  

Der Hengst mit den Teufelsaugen, Kapi 1.

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© Yolanda Derivière   
   
Genre: Tier/Pferdeabenteuer

Klapptext:
[… Durchs Mondlicht gleitend führte er die blinde Stute so gelassen und friedlich, das man meinen könnte, es sei nur mehr einer Wolke Schneestaub, welcher da über den nebligen Reitplatz zog. …]

Als die Stute der jungen Elena wegläuft, lernt sie den Besitzer des schönen, frechen Hengstes, sowie der sanften blinden Stute, kennen. Während er ihr anfangs etwas fremd vorkommt, bewundert sie schon bald sein Talent, mit Tieren umzugehen.
Doch ehe sie sich versieht, kommen auf die beiden ein paar wunderschöne, aber auch gefährliche Abenteuer zu.
Und langsam, scheinen sich nicht nur die Pferde näher zukommen …

1, Der Ruf des Hengstes

Lady jagte im wilden Galopp durch die sommerlichen Wiesen, dass die Pusteblumen nur so flogen. Der Wind, der ihr durch Mähne und Schweif zog. Die Bremsen, die nun weit hinter ihnen waren. Das beruhigende Geräusch der fliegenden Hufe im feuchten Gras.
Es tat gut endlich wieder durch die Landschaft zu galoppieren, statt wie sonst immer nur in der Reithalle, oder dem langweiligen Reitplatz. Und auch ihre Reiterin war heute viel fröhlicher als sonst.
Das war die Elena. Ein junges Mädchen von 19 Jahren, mit dunkelblonden, zu zwei Zöpfen gebundenen, Haaren, deren Locken im Wind nur so tobten. Ein schönes Gefühl, die donnernden Hufe unter einem, die warme Sonne, … -schulfrei-, den es waren Sommerferien. Das war der Stute natürlich nicht klar, aber das ihre Reiterin besser gelaunt war, das merkte sie schon.
Sie waren hier schon ewig nicht mehr entlang geritten, denn die Elena verbrachte die Ferien, mitsamt ihrem Pferd, auf dem Bauernhof ihrer Oma, in Küstennähe. Nun, ehe sie sich versah, hatte sie sich auch schon verirrt. Aber Elena war niemand, den so was schnell aufregte. Sie ließ an den kommenden Abzweigungen einfach die Lady, den Weg entscheiden. Irgendwann würden sie schon wieder wo hinkommen, von wo aus sie sich orientieren konnte.
Vorbei an Brombeerbüschen und goldenen Feldern, zwischen denen die Mohnblumen blühten, suchte sich die Stute geschickt ihren Weg. Und wenn man bedenkt, dass damit alles angefangen hat, dann hat sie gut ausgewählt.
Als die Weide in Sicht kam, lief die Lady gerade im bequemen Trab. Die dicken Kieselsteine, des Feldwegs, knackten unter ihren Hufeisen. Mit ihrem Schweif schlug sie eine lästige Bremse fort.
Wie dann der Hengst in Sicht kam, spitzte sie die Ohren und reckte den Kopf nach oben. Auch der Hengst hatte das Gespann bemerkt und glotzte her. Eine andere weiße Stute, die zusammen mit ihren Fohlen in einem Teil der Weide abgesperrt war, ließ das Ganze dagegen eher kalt. Sie hob lediglich den Kopf und drehte die Ohren her, aber machte sich nicht mal die Mühe herzusehen.
Der Hengst hob den Kopf und wieherte laut. Er rief die Lady. Und sie wieherte zurück, irgendwo zwischen dem Sperrriemen hindurch. Da, plötzlich war die Elena Nebensache, für die Lady zählte nur noch der schöne Hengst, der, in imposantem Trab, auf sie zukam. Wobei bei jedem Schritt seine lange Mähne flatterte.
Der kräftige Schlag mit der Gerte und der heftige, große Ruck an den Zügeln, dazu das fluchen von Elena holten sie schnell wieder in die Wirklichkeit zurück. So was ließ die Elena natürlich nicht durchgehen. Obwohl auch sie zuerst den schönen, gescheckten Hengst, bewundert hatte. Die hatte hier nichts rumzuschreien.
Dann ging es langsam einen Hügel hinauf, wo die abgesperrte Weide endete. Der Hengst trottete ihnen immer noch hinterher. Elena merkte genau, dass Lady nicht so ruhig ging wie sonst. Wie sie am Weidenende vorbeigetrabt waren, reckte der Hengst tänzelnd seinen langen Hals über den Zaun und schrie der Lady noch mal hinterher. Woraufhin diese anfing zu bocken, und woraufhin die Elena sie nochmals anschrie und ihr neben mehreren Gertenschlägen, auch noch, recht grob, die Sporen gab.
Erst dann, trabte die Lady beleidigt weiter. Ihre Reitlehrerin hatte wirklich Recht, überlegte die Elena, mit einem Pferd hatte man halt grob umzugehen, sonst hört es nie auf einen. Sie sah nicht zurück zum Hengst und sie ließ auch die Lady nicht zurückschauen, sonder trieb sie im Trab die Anhöhe hinauf. Vom Hügel aus, ritt sie zu einer etwas entfernt liegenden Häuseransammlung. Dort konnte sie sich wieder orientieren. Und dann im Galopp zurück zum Hof ihrer Oma.
Erst auf den letzten100m, vor dem Hof, ließ sie die Zügel lang. Sie sattelte das Pferd schnell ab, ohne großes Putzen, das hatte die Lady heute nicht verdient. Sie stellte die Lady dann, wie schon Gestern, nach ihrer Ankunft, in die freie Box, neben den zwei alten Haflingern ihrer Oma.
Wie sie dann über den Hof ging, dachte sie ein wenig nach, eigentlich hatte sie ja gar nicht hergewollt. Sie hatte Zuhause genug zu tun, mit ihrer Lady fürs L-Turnier, diesen Herbst, zu trainieren. Wofür sie sich auch schon den teuren Turnierdress gekauft hatte, der nun ober im Schrank hing. Sie hätte bei weitem lieber mit ihren Freundinnen dafür trainiert. Da hätte sie bestimmt mehr davon gehabt, als hier, auf dem Land. Am Ende würde sie wieder hinterherhinken.
Aber ihr Vater hatte nun mal die blöde Idee gehabt, und ihre hatte dann natürlich auch sofort zugestimmt, dass sie mal aufs Land müsse. Wo sie sie doch selber wegfahren, da würde sie sich allein doch langweilen. Jetzt war sie also die nächsten vier Wochen hier gestrandet.
„Du kannst gerne auch noch länger bleiben, die ganzen Ferien, wenn du willst“, hatte ihr die Oma noch vorgeschlagen. Sie möchte ihre Oma ja, und wollte auch nicht unhöflich sein, aber sie konnte es kaum erwarten hier wieder wegzukommen. Zurück in die Stadt, da war zumindest was los.
Im Gegensatz zu hier, wo man regelrecht versauerte, der Hof war alt, dem verfallenen Reitplatz fehlten schon fast alle Buchstaben und im Stall standen Kühe, die zwei Haflinger und Schweine, alle zusammen. Vom Gänsegeschnatter ganz zu schweigen. Das war einfach nicht inspirierend genug, als das man Lust bekäme für sein Turnier zu trainieren. Und die Stundenlange Fahrt mit dem Pferd im Hänger war nun auch nicht ihr Ding.
Wie sehr beneidete sie ihren kleinen Bruder, der war mit seinen Kumpels auf Raftingtour, anstatt hier zu versauern.
ΥΔ 22.12.09
 

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