... für Leser und Schreiber.  

Hinter Glas

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©  Raik Thorstad   
   
Unsichtbar
und doch vorhanden
ehern in seiner Konsistenz
kühler Schutz
und lichtverliebtes Gefängnis in einem

Glatt unter meiner suchenden Hand
undurchdringlich
und trotzdem bin ich dir nah
Kann dich sehen
Kann dich hören
wenn ich mir Mühe gebe
Kann deine Züge lesen
nur berühren
berühren kann ich dich nicht

Kann keine Träne aus deinem Auge wischen
kann nicht dein Kinn heben
kann nicht deine Stirn fühlen
wenn ich fürchte
dass du fieberst
allein bist du dennoch nicht

Ich kenne dein Gefängnis
es bietet dir
was es einst mir schenkte
es wird dich bewachen
es wird dich hüten
es wird dich einengen
es wird dich ersticken

Mein Wille ist Diamant
meine Liebe zu dir ist Brillant
sie vermögen Glas zu schneiden
ob von außen oder innen
ist nicht von Belang

Ich besitze das Werkzeug
doch du allein das Gespür für die Zeit
Ich habe kein Recht
und kein Verlangen
die unsichtbaren Wände zu zerstören
solange du nicht deine Hand auf das Glas legst
mir in die Augen schaust
und lächelnd sagst:
Tu es, ich bin bereit.

*****

Ein Versuch in anderen Ufern zu schwimmen.
 

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