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Mitternächtliche Schwingen

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©  Tis-Anariel   
   
Der Sturm zerfasert graue Wolken,
reißt entzwei den düstren Schleier.
Blau blitzt dazwischen still hervor,
wie ein ferner Hoffnungsschimmer.

Fern im Westen, halb verdeckt
stirbt in düstren Feuerfarben
die Sonne und geht schweigend ein,
in die neugeborne Nacht.

Oh ein fernes, fremdes Sehnen
will zerreißen mich im Innern.
Treibt mich aus meinem Heime
mitten in den Sturm hinein.

Der wilde Wind reißt
an meinen Kleidern,
hebt empor den schwarzen Saum
und mein Geist fällt still ins Dunkle,
gibt sich hin des Mondes neuen Silbertraum.

Dick und Fett und Kalt und Weiß,
sitzt er da im altem Baum.
Steigt er auf Silberstrahl herab,
mich fortzutragen durch die Nacht
und verleiht mir schwarze Rabenschwingen.

Ferne sind mir nun das Blau,
Sonnenfarben, Hoffnungsschimmer!
Was mir nun bleiben will allein,
sind Silber und die schwarze Mitternacht.

Ach im fernen Morgengrauen
vergehen mir die Schwingen.
Werde wieder einzig nur
Mensch sein unter Menschen.

Und doch, der nächste Vollmond,
wird mir wieder die Seel entzweien,
mich erneut ins nächtlich Dunkel ziehen
und meine Schwingen wiederbringen.



©Anariel 04.11.09
 

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