... für Leser und Schreiber.  

Dunkel leuchtet die Nacht

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© Luna Seele   
   
Der Himmel leuchtet lila, ebenso wie das Meer.
Es ist Abend und die Farben vermischen sich, es riecht nach Salzwasser und die Möwen werden dunkel. Die ehemals weißen Vögel sind nun tiefschwarz. Sie heben sich kaum noch vom Himmel ab, gleiten wie Fledermäuse über den sich wiegenden Ozean, sehen aus wie Alpträume, die neben dem Schiff Richtung Ufer schweben.
Ich liebe diese Tageszeit, in der alles seine Farbe wechselt, man die Nacht riechen kann und alles stiller wird, alles von der Dunkelheit verschluckt wird.
Der Wind spielt mit meinem Haar, in weiter Ferne sehe ich die Lichter der Stadt leuchten, weiß, dass dort noch immer Lärm und Leben pulsiert, doch kein Geräusch wird hierher getragen, ich höre nur das Rauschen des Meeres und das Säuseln des Windes. Ich atme tief ein, probiere diesen Moment absoluter Ruhe in mich aufzusaugen. Ich schließe die Augen. Genieße den Moment der Perfektion.
Ich rieche dich, bevor ich dich höre, diesen Geruch, den ich über alles liebe, der mein Herz schneller schlagen lässt. Du bist direkt hinter mir, ich kann beinahe deine Wärme spüren.
Als du die Arme um mich legst, tue ich, als wäre ich überrascht, drehe mich zu dir um und küsse dich. Genieße das Schauedern, das mich durchfährt, als du mir mit dem Finger über die Wange streichst. Fühle das Feuerwerk. Du machst meinen Moment perfekt und du weißt es. Ich lehne mich an dich, spüre mein Herz gegen deins schlagen, im gleichen Takt, die gleiche Melodie.
Du hebst meinen Kopf, lächelst das Lächeln, dass mich jedes Mal aus der Bahn wirft und küsst mich erneut. Drückst mich gegen die Reling und streichelst mit der Hand mein Haar. Ich bin nicht im stande zu denken, du fängst mich mit deiner Berührung.
Als die Reling sich hinter mir auflöst, ziehst du die Arme weg. Ich starre dein wunderschönes Gesicht an, als ich das Gleichgewicht verliere und fühle, wie ich nach hinten falle. Sehe, wie du die Arme hebst, als ob du nach mir greifen willst und sie dann wieder sinken lässt. Deine Augen, die geweitet sind und in denen Tränen glitzern. Mein Sturz scheint Stunden zu dauern. Ich probiere nicht, mich zu retten, mich festzuhalten. Zu vertieft bin ich in dein Gesicht. Du hast begonnen zu weinen und drehst dich leicht weg, weg von mir.
Ich höre das Plätschern der gegen das Schiff schlagenden Wellen, das bis eben die Luft erfüllte, nicht mehr. Höre nur, wie du immer wieder sagst, dass es dir leidtut. Ich mache dir keinen Vorwurf. Der Himmel ist mittlerweile tiefschwarz
Ich tauche mit dem Rücken ins Wasserein, dann Beine, kurz bevor mein Kopf aufkommt, öffnest du ein letztes Mal den Mund. Ich liebe dich.
Das Wasser schlägt über mir zusammen. Du liebst mich. Mehr brauche ich nicht zu wissen.
Als das Wasser in meine Lungen dringt, bin ich glücklich. Weil du mich liebst.
 

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