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Lügengeschichten: Lüge und Wahrheit als Rätsel

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© Michael Kuss   
   
In diesen kleinen und sehr kurzen Geschichten stecken mehrere Fehler oder sogar beinharte Lügen. Um die Wahrheit herauszufinden, muss man allerdings ein bisschen in der Geschichte, beim Sport, in der Kunst, der Wissenschaft, bei berühmten Personen oder im Weltgeschehen Bescheid wissen. Wer findet heraus, was hier nicht stimmt oder nicht so sein kann, wie es in den folgenden zehn kurzen Geschichten geschildert ist.
ANMERKUNG: Die Lösungen, d.h. "die Wahrheiten" dieser Lügengeschichten werden dann am Schluss aufgeführt...
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1.) Nachdem Martin Luther im Jahr 1517 seine 95 Thesen an das Hauptportal der Thomanerkirche in Leipzig angeschlagen hatte, griff Papst Leo X. zum Telefon und befahl der römischen Kurie in einer Schaltkonferenz: „Luther hat behauptet, die Erde sei keine Scheibe, sondern drehe sich um die eigene Achse und um die Sonne! Er muss wegen Gotteslästerung vor Gericht gestellt werden!“ Welche Fehler haben sich hier eingeschlichen?
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2.)Der in Berlin geborene Fußballspieler und Trainer Franz Beckenbauer spielte zunächst in der A-Jugend von Hertha BSC, bevor er über den 1. FC Nürnberg zum FC Bayern München kam. Nachdem er als Nationalspieler und Mannschaftskapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft die Weltmeisterschaft 1954 in Bern errungen hatte, wurde er 1974 Präsident des Internationalen Fußballverbandes (FIFA) und damit Nachfolger des Spaniers Antonio Samaranch. Stimmen diese Informationen? Oder was?
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3.) Weltausstellung 1958 in Brüssel: Nachdem der belgische Staatspräsident Charles de Gaulle die „Expo 58“ mit den Worten „Dies ist die dritte Weltausstellung nach dem zweiten Weltkrieg“ eröffnet hatte, besichtigte er die Hauptattraktion des Messegeländes, und zwar den deutschen Pavillon mit der Nachbildung des Brandenburger Tores. Aber irgendwie hat unser Geschichtsschreiber hier ein paar Dinge durcheinander gebracht. Welche?
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4.) Als am 9. November 1986 die Berliner Mauer fiel und die Menschen über die Grenze strömten, kam der US-amerikanische Präsident John F. Kennedy nach Berlin und rief den Menschen zu: „Wir sind alle Berliner!“ Noch eine Woche zuvor hatte Kennedy an das sowjetische Staatsoberhaupt Michail Gorbatschow unter Hinweis auf die Mauer und das Brandenburger Tor in Berlin appelliert : „Mister Gorbachev, open this gate! Tear down this wall!“ Stimmt das alles so? Oder hat hier jemand etwas durcheinander gebracht?
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5.) Nachdem die amerikanische Reisegesellschaft in Paris eingetroffen war, sagte der Reiseleiter: „Wir fahren zunächst mit der Seilbahn auf den Eiffelturm, besichtigten danach die Arena des Kolosseums (wo in einer prunkvollen Sakristei der Sarg Napoleon Bonapartes steht) und verbringen den Nachmittag im Museum „Prado“ unter anderem vor Leonardo da Vincis Gemälde La Joconde!“ (das im deutschen Sprachgebrauch eher als „Mona Lisa“ oder „Das Lächeln der Mona Lisa“ bekannt ist). Frage: Sind amerikanische Touristen wirklich so dumm, dass man ihnen jede Lüge auftischen kann? Oder wer weiß, wo in unserer Geschichte die Fehler stecken?
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6.) Wir belauschen eine Unterhaltung unter Künstlern: Sagt der Maler Salvadore Dali zu dem Maler Karl Spitzweg: „Neulich wollte ich mit dem Bildhauer Michelangelo und dem Komponisten Giacomo Puccini in einem venezianischen Café am Markusplatz über diesen Schriftsteller Günter Grass und seinen Roman „Die Trommel aus Blech“ diskutieren. Und stelle dir vor: Beide kannten diesen Grass überhaupt nicht! Ist so etwas denn zu fassen?“ Aber welcher Kunstbanause glaubt diese Geschichte?
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7.) Nachdem der US-Schauspieler Errol Flynn im Jahre 1940 für seinen Film „Der Herr der sieben Meere“ den Oscar bekam, ließ sich Flynn als US-Präsidentschaftskandidat für die Republikanische Partei aufstellen, wurde 1942 US-Präsident und befahl den Eintritt der US-Armee in den Zweiten Weltkrieg. Bereits 1937 war der Alkoholgegner und Abstinenzler Flynn politisch tätig und nahm als Reporter auf Seiten der spanischen Republikaner am spanischen Bürgerkrieg teil. Stimmt diese Kurzbiografie oder was ist daran falsch?
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8.)Der angeblich „deutsche Erfinder des Telefons“, der im hessischen Ort Gelnhausen geborene Erfinder und Physiker Philipp Reis, traf sich 1876 in New York mit dem schottisch-kanadischen Taubstummenlehrer Graham Bell, um über eine gemeinsame Vermarktung ihrer technischen Erkenntnisse zum „Telefon“ zu verhandeln. Ein Jahr später kam es zu Zerwürfnissen der beiden Erfinder, da Alexander Graham Bell für den „Nobelpreis für Physik“ vorgeschlagen wurde und die „Bell Telephone Company“ gegründet hatte . Stimmen diese Angaben?
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9.) Neue Biografie der Band „Tokio Hotel“: Die beiden Band-Gründer, die eineiigen Zwillinge Bill und Tom Kaulitz, wurden genau am Tag des Berliner Mauerfalls, nämlich am 9. November 1989 in Ost-Berlin geboren und gründeten bereits als 10jährige Jungs die Band „Tokio Hotel“. Später kamen noch die beiden Jungs Gustav Schäfer und Georg Listing hinzu. Der Name „Tokio Hotel“ stand von Anfang an fest. Die Gruppe steht unter Vertrag von „Sony-Music“. Stimmt diese Biografie, oder wurde hier gemogelt?
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10.) Nachdem die Sportarten Seilklettern, Tauziehen, Cricket und Polo ab den Olympischen Sommerspielen 2012 in London wieder als Olympische Disziplin zugelassen wurden, haben auch die Motorbootrennfahrer die Wiederzulassung zu den kommenden Olympiaden beantragt. Michael Schumacher, Ex-Weltmeister der Formel-1-Rennen, will dann in der Kategorie „Motorbootrennen“ an Olympischen Spielen teilnehmen. Können wir uns also bald auf neue Olympia-Attraktionen freuen?
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LÖSUNGEN UND WAHRHEIT:
1.) Hier ist eine ganze Menge falsch. Es stimmt zwar, dass Martin Luther 1517 seine 95 Thesen an ein Kirchenportal angeschlagen hat, aber nicht an die Thomanerkirche in Leipzig, sondern an das Portal der Schlosskirche zu Wittenberg. Danach machte Papst Leo X. zwar die Kurie mobil, aber sicher nicht per Telefon in einer Schaltkonferenz. Außerdem hatte Luther nicht behauptet, die Erde drehe sich um die eigene Achse und um die die Sonne (das war Nikolaus Kopernikus), sondern Luther hatte sich in seinen Thesen u.a. gegen den Ablasshandel der katholischen Kirche gewandt.
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2.) Du meine Güte! Hier ist ja allerhand durcheinander geraten: Das deutsche Fußball-Idol Franz Beckenbauer ist weder in Berlin (sondern in München) geboren, noch hat er jemals für Berlin oder Nürnberg, sondern - in Deutschland - nur für Münchener Vereine gespielt. Außerdem wurde er zwar mehrmals als Spieler und Trainer Fußball-Weltmeister, aber am „Wunder von Bern 1954“ war Beckenbauer nicht beteiligt. FIFA-Präsident wurde er auch nicht; schon gar nicht als Nachfolger von Antonio Samaranch, der ohnehin nichts mit Fußball, sondern mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und der Olympiade 1992 in Barcelona zu tun hatte.
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3.) Die Weltausstellung 1958 fand zwar in Brüssel statt, aber sie wurde nicht von Charles de Gaulle eröffnet, der auch nicht belgischer, sondern französischer Staatspräsident war. Außerdem waren Hauptattraktion und Wahrzeichen der Expo 58 nicht Deutschland mit dem Brandenburger Tor, sondern Belgien mit dem „Atomium“. Und es war auch nicht die dritte, sondern nach 13 Jahren die erste Weltausstellung nach dem Zweiten Weltkrieg.
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4.) Nun, hier hat jemand etliche berühmte Weltnachrichten durcheinander gebracht: Erstens fiel die Berliner Mauer nicht 1986, sondern drei Jahre später, am 9. November 1989. Zweitens war US-Präsident Kennedy zu diesem Zeitpunkt längst ermordet. Als er aber zu Lebzeiten tatsächlich 1963 wenige Monate vor seiner Ermordung nach Berlin gekommen war, rief er nicht „Wir sind alle Berliner!“ sondern rief vom Schöneberger Rathaus den denkwürdigen Satz: „Ich bin ein Berliner!“ Die Aufforderung an Gorbatschow, die Mauer niederzureißen und das Tor zu öffnen, stammt nicht von Kennedy, sondern von einem seiner Amtsnachfolger, von Ronald Reagen. Zu Kennedys Zeit war nicht Gorbatschow, sondern Chruschtschow Hausherr im Moskauer Kreml und Chef der damaligen Sowjetunion.
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5.) Olala! Hier hat die Reiseleitung aber ganz schön dick aufgetragen und die Amerikaner – gelinde gesagt - veräppelt: Auf den Pariser Eiffelturm kann man zwar auch fahren, aber nicht mit der Seilbahn, sondern mit Aufzügen. Das weltberühmte Kolosseum finden wir nicht in Paris, sondern in Rom. Nicht dort, sondern im Pariser Invalidendom steht Napoleon Bonapartes Sarg. Das Pariser Museum mit Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ (La Joconde) heißt nicht „Prado“ sondern „Louvre“. Das Prado-Museum befindet sich in der spanischen Hauptstadt Madrid.
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6.) Hier war wirklich ein Kunstbanause am Werk. Es ist zwar wahrscheinlich, dass Dali einmal in Cafés an Venedigs Markusplatz saß, aber weder Salvadore hätte sich mit Karl Spitzweg treffen können, noch Michelangelo mit Puccini (es sei denn, im Himmel oder in einer anderen Welt), denn sie lebten alle zu unterschiedlichen Zeiten. Deshalb konnten Sie auch den deutschen Schriftsteller Grass und seinen Roman nicht kennen. Der weltberühmte und verfilmte Grass-Roman heißt übrigens nicht „Die Trommel aus Blech“, sondern – wir wissen es ja alle - „Die Blechtrommel“.
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7.) Errol Flynns Film „Der Herr der sieben Meere“ war zwar sehr erfolgreich und verschaffte dem Schauspieler den Durchbruch, aber er bekam dafür nicht den Oscar. Auch ist es beinhart gelogen, Flynn wäre jemals US-Präsidentschaftskandidat oder gar US-Präsident gewesen (das war ein anderer US-Schauspieler, nämlich Ronald Reagen. Es war aber Franklin D. Roosevelt, der als US-Präsident die USA in den Zweiten Weltkrieg führte). Es stimmt allerdings, dass Errol Flynn sich 1937 kurz als Reporter für die spanischen Republikaner am spanischen Bürgerkrieg gegen General Franco beteiligte. Allerdings war er weder Abstinenzler noch Alkoholgegner. Im Gegenteil: Er war bekannt für seinen erheblichen Alkoholkonsum.
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8.) Was an dieser Geschichte stimmt, ist die Tatsache, dass beide Erfinder sich an unterschiedlichen Orten mit der Entwicklung des Telefons befasst haben. Aber sie haben sich nicht getroffen und auch keine gemeinsamen Pläne ausgearbeitet. Der 1834 geborene Reis starb bereits 40jährig (also zwei Jahre vor dem angeblichen Treffen mit Bell) in Friedrichsdorf. Und Bell war niemals für den Nobelpreis vorgesehen; der Nobelpreis für Physik wird erst seit 1901 vergeben. Bell gründete zwar 1877 sein Unternehmen „Bell Telephone Company“, aber noch heute wird darüber gestritten, wer als tatsächlicher „Erfinder“ des Telefons gilt.
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9.) Den Anfang der Band machten tatsächlich die beiden Zwillinge Bill und Tom Kaulitz; die wurden allerdings nicht am Tag des Mauerfalls (9. November 1989) in Ost-Berlin, sondern einen Monat vorher, am 1. September 1989 in Leipzig geboren. Es stimmt auch, dass später Gustav Schäfer und Georg Listing hinzukamen. Falsch ist aber, dass die Gruppe sofort „Tokio Hotel“ hieß und noch heute von „Sony“ betreut werden. Richtig ist: Die Gruppe nannte sich zunächst als Duett „Black Questionmark“, dann hieß das Quartett „Devilish“. Erst als Sony 2005 den Vertrag kündigte, heißt die dann von Universal Music betreute Gruppe „Tokio Hotel“.
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10.) Seilklettern, Tauziehen, Cricket und Polo gehörten vor dem Ersten und Zweiten Weltkrieg vereinzelt zu den olympischen Disziplinen, wurden aber nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr durchgeführt und sind auch in Zukunft nicht als Olympia-Disziplin vorgesehen. Ähnlich geht es den Motorbootrennen, die nur zu einer Sommerolympiade 1908 zugelassen waren. Obwohl es vielleicht interessant sein könnte, „Schumi“ in einem olympischen Rennboot übers Wasser flitzen zu sehen.
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TEIL II:
Nun geht es mit zehn anderen "Lügengeschichten" weiter. Auch hier haben sich teilweise Fehler eingeschlichen, teilweise sind die Stories sogar beinhart gelogen. Wer findet heraus, was hier nicht stimmt? Anmerkung: Die Lösungen, d.h. "die Wahrheiten" der Lügengeschichten sind wieder am Schluss aufgeführt.
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1.) Der Bus mit der Reisegesellschaft in Berlin fuhr zwischen den Säulen des Brandenburger Tores hindurch und blieb auf dem Pariser Platz stehen. Dabei erzählte der Reiseleiter den Touristen: „Zu DDR- und Mauerzeiten stand hier am Pariser Platz die sowjetische Botschaft. Sie wurde nach Mauerfall und deutscher Wiedervereinigung abgerissen; an ihrer Stelle wurden das weltberühmte Hotel Adlon sowie der deutsche Reichstag neu gebaut!“ Was würden aufmerksame Berlin-Besucher dem Reiseleiter und dem Busfahrer daraufhin antworten?
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2.) Im Laufe der Französischen Revolution floh Marie Antoinette, Gattin von Ludwig XIV. und Königin von Frankreich mit ihren Kindern aus Paris, um in England Schutz und Asyl im britischen Königshaus zu finden. Hierzu benutzte sie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die gerade fertiggestellte aber beschwerliche Dampfeisenbahn mit den offenen Wagen von Paris nach Calais. In Calais wurde sie jedoch beim Umsteigen von der Eisenbahn aufs Schiff von Revolutionären festgenommen und sofort vor Ort mit einem Strick gehängt. Wer hat an dieser Geschichte etwas auszusetzen?
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3.) Ein deutsches Märchen: Als Schneewittchen endlich aus ihren langen Zöpfen ein Seil geflochten hatte, ließ sie sich aus dem Turmverließ daran herunter und landete direkt vor dem Teich, in dem der Frosch saß und ihr zurief: „Küss mich, und ich werde ein Prinz und dich heiraten!“ Aber Schneewittchen küsste ihn nicht, sondern ging mit dem tapferen Schneiderlein auf und davon, bis sie an ein Hexenhaus kamen, in dem zwei Kinder um Hilfe schrien, weil ein böser Wolf aus dem Fenster schaute. Wer bringt hier wen und was durcheinander, oder besser gesagt „zusammen“?
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4.) Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe werden allgemein als „Freunde“ bezeichnet, aber sie waren auch Konkurrenten. Trotzdem wurde von ihnen im Jahre 1857 eine Bronzestatue als gemeinsames Denkmal eingeweiht. Dieses Goethe-Schiller-Denkmal steht auf dem Goethe-Platz in Frankfurt am Main. Nach dieser Einweihung wurde tags darauf, am 5. September 1857, Beethovens Neunte Sinfonie (nach Schillers „Ode an die Freude“) uraufgeführt. Welche Geschichts- und Kulturfälschung liegt hier vor?
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5.) Also, die US-Amerikaner sind die größten Erfinder der Welt. Angeblich! Sie haben fast alles erfunden. Zum Beispiel den Kugelschreiber, Heizkissen und Bügeleisen, die Zündkerze und später logischerweise eine gesteuerte Rakete. Und den Elektrischen Stuhl. Was wäre unsere technische Welt ohne Amerikaner? Stimmt das? Gehört das alles auf das Konto US-amerikanischer Erfindungen?
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6.) 6. Februar 1922: Ein denkwürdiger Tag! Das Deutsche Reichsfernsehen hatte gerade in seiner ersten Life-Übertragung die Rede von Kaiser Wilhelm zum Ende des Ersten Weltkrieges gesendet, als bei Reichspräsident Paul von Hindenburg das Mobiltelefon klingelte. Es war der Kaiser höchstpersönlich. Er befahl Bismarck: „Sorgen Sie dafür, dass ich vom neuen Papst Pius XI. zu einer Audienz in Rom empfangen werde!“ Hat sich das so abgespielt? Oder wurde hier eine historische Lügengeschichte konstruiert? Aber welche?
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7.) Wahl zum deutschen Bundestag 2009: Die „Piratenpartei“ war mit knapp 9 Prozent der Stimmen in den Bundestag eingezogen und hätte rechnerisch eine Koalition mit Angela Merkels CDU eingehen können. Frau Merkel hat sich jedoch für eine Koalition mit der FDP entschieden, da sie zwei Programmpunkte der Piraten nicht anerkennen und durchführen wollte. Die Piraten hatten in ihr Wahlprogramm geschrieben: „Kostenlose Hühnersuppe für alle Kinder bis 14 Jahre“, sowie „Verbot für Politiker, während den Parlamentsdebatten Bordelle zu besuchen!“ Stimmt das?
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8.) Nicht alle Menschen in Polen und der Tschechischen Republik jubelten am 1. Januar 2012, als auch in ihren Ländern endlich der Euro als Währung eingeführt wurde. Manche von ihnen befürchteten auch eine Verteuerung der Lebenshaltungskosten. Doch die EU-Behörden wollen noch weitergehen: Ab 2015 soll der Euro auch in Slowenien, der Slowakei und in Estland eingeführt werden. Stimmt das alles?
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9.) Die Jahre 1996 und 1997 brachten für den deutschen Formel-1-Rennfahrer Michael Schumacher den großen Durchbruch. Nach dem er sich 1996 vom Ferrari-Rennstall getrennt hatte, gewann er im gleichen Jahr mit einem Benetton seinen ersten Weltmeistertitel. In den Jahren 1997 und 1998 folgten die nächsten Weltmeistertitel; diesmal fuhr Schumacher allerdings auf Mercedes. Darf man diese Geschichte unwidersprochen weitererzählen?
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10.) Ach, die Königlichen Herrschaften europäischer Höfe haben es auch nicht leicht: Nachdem die niederländische Königin Beatrix genau ein Jahr nach dem Tod ihres Gatten, Prinz Bernhard, den griechischen Großreeder Aristoteles Onassis heiratete, fielen ihre Sympathiewerte beim niederländischen Volk um mehr als 50 Prozent. Soll man sich darüber wundern? Oder was stimmt hier nicht?
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LÖSUNGEN UND WAHRHEITEN:
1.) Lieber Busfahrer, geben Sie Ihren Führerschein zurück! Die Durchfahrt durch das Brandenburger Tor ist für Kraftfahrzeuge verboten und der Pariser Platz ist Fußgängerzone. Lieber Reiseleiter: Wo haben Sie diesen Unsinn gelernt? Zu DDR-Zeiten stand auf dem Pariser Platz nicht die sowjetische Botschaft, sondern der Platz gehörte als Grenzwall zum Todesstreifen der Mauer. Die sowjetische Botschaft stand und steht noch immer (heute als "russische" Botschaft) ein paar hundert Meter weiter östlich an der Straße „Unter den Linden“. Auch Reichstagsgebäude und Hotel Adlon standen und stehen nicht am Pariser Platz und wurde auch nicht nach der Wiedervereinigung dort „erbaut“; sie standen schon vor dem Zweiten Weltkrieg an ihren Standorten westlich bzw. östlich des Brandenburger Tores und wurden nach dem Mauerfall renoviert und modernisiert.
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2.) Marie Antoinette war zwar französische Königin, aber nicht mit Ludwig XIV. sondern mit Ludwig XVI. verheiratet. Anlässlich der Revolution wollte sie fliehen, aber nicht nach England und vor allem nicht mit der Eisenbahn (die noch gar nicht existierte), sondern mit der Pferdekutsche in ihr Herkunftsland Österreich. Unterwegs wurde sie erkannt, nach Paris zurückgebracht, dort inhaftiert und schließlich auf der Guillotine geköpft.
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3.) In dieser „neu fabrizierten“ Geschichte treffen sich gleich mehrere Protagonisten der deutschen Märchenwelt. Sind daran nicht Schneewittchen, Rapunzel, Der Froschkönig, Das tapfere Schneiderlein, Hänsel und Gretel sowie Rotkäppchen und der böse Wolf beteiligt? Oder fehlt noch jemand?
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4.) Das Goethe-Schiller Denkmal wurde zwar am 4. September 1857 eingeweiht, aber es steht nicht auf dem Goethe-Platz in Frankfurt am Main, sondern vor dem Deutschen Nationaltheater auf dem Theaterplatz in Weimar. Einen Tag später (5. September 1857) wurde nicht Beethovens Neunte Sinfonie (nach Schillers „Ode an die Freude“) in Weimar uraufgeführt, sondern die Faust-Sinfonie von Franz Liszt.
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5.) Zugegeben, es sind etliche Erfindungen aus Amerika zu uns nach Europa herübergeschwappt und US-Amerikaner haben zahlreiche Erfindungen weiterentwickelt oder zur Produktionsreife gebracht; aber bei unseren genannten Erfindungen waren zunächst Europäer beteiligt: Den ersten Kugelschreiber 1938 schreibt man dem Ungarn László József Bíró zu, Heizkissen und Bügeleisen sowie weitere Elektrogeräte kamen um 1906 vom Schweizer Samuel Blumer, die Zündkerze wird 1903 dem Deutschen Robert Bosch zugeschrieben und Werner von Braun hat in Deutschland die erste gesteuerte Rakete entwickelt und nach 1945 in den USA verfeinert. Was aber unbestritten aus den USA kommt, war 1888/89 der Elektrische Stuhl.
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6.) Das einzige was an dieser Geschichte stimmt, ist am 6. Februar 1922 die Wahl des Erzbischofs von Mailand, Kardinal Ratti, zum Papst Pius XI. Aber zu diesem Zeitpunkt lebte der deutsche Kaiser Wilhelm bereits völlig machtlos im niederländischen Exil und konnte auch keine Rede im sowieso nicht existierenden Deutschen Reichsfernsehen zum Ende des Ersten Weltkrieges halten, der ohnehin bereits seit vier Jahren zu Ende war. Außerdem gab es noch kein Mobiltelefon und der deutsche Reichspräsident hieß 1922 nicht Hindenburg, sondern Friedrich Ebert. Hindenburg wurde erst nach Ebert Präsident der „Weimarer Republik“ und ernannte 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler.
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7.) Frau Merkel bildete zwar nach der Bundestagswahl 2009 eine Regierungskoalition von CDU, CSU und FDP, aber die Piraten standen 2009 weder zur Diskussion, noch überhaupt zur Wahl. Sie zogen erstmals 2012 in den Berliner Senat ein. Die Piraten vertreten zwar einige „bisher nicht gewohnte“ Programmpunkte, aber die Forderungen der „Hühnersuppe“ und „Bordell-Abstinenz“ standen und stehen nicht im Piraten-Programm.
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8.) Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Polen und die Tschechei waren am 1. Januar 2012 noch keine Euro-Länder; dort galten – wenigstens zu diesem Zeitpunkt - noch Zloty und Kronen. Dagegen muss in Slowenien, der Slowakei und Estland der Euro nicht mehr eingeführt werden; er ist dort bereits Landeswährung.
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9.) Oh! Wenn das unser Schumi wüsste! Denn leider gewann er zwischen 1996 und 1999 überhaupt keinen Weltmeistertitel. Außerdem fuhr er zu dieser Zeit weder im Benetton-Team, noch auf Mercedes, sondern auf Ferrari. Erst von 2000 bis 2004 holte er sich jedes Jahr fünfmal hintereinander seine weiteren fünf Weltmeistertitel auf Ferrari, nachdem er bereits 1994 und 1995 zweimal Weltmeistern mit Benetton war.
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10.) Die brave Beatrix war nicht mit Prinz Bernhard (das war ihr 2004 verstorbener Vater), sondern mit Prinz Claus verheiratet. Nach dem Tod (2002) von Prinz Claus blieb Königin Beatrix Witwe. Auf keinen Fall hat sie den – ebenfalls bereits verstorbenen - griechischen Reeder Onassis geheiratet. Der hatte einst die Kennedy-Witwe Jaqueline geehelicht. Und das niederländische Königshaus erfährt vom Volk noch immer über 70 Prozent Zustimmung.
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