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Preis der Lust/Kapitel 14

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©  rosmarin   
   
14. Kapitel
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Und ob ich bereit war. Ich musste mir eingestehen, dass ich Bodo nicht vergessen konnte. Immer wieder sah ich seine sanften dunklen Augen vor mir, den zärtlich melancholischen Blick über meinen Körper gleiten. Was war nur los mit mir? War ich doch nicht glücklich mit Gigan? Bildete ich mir meine Gefühle, die ohnehin sehr widersprüchlich waren, etwa nur ein? Oder war ich zur Nymphomanin mutiert? Zwar unterwarf ich mich Gigan noch immer willig bei unseren Spielchen, aber ohne die ehemaligen intensiven Gefühle. Ich legte einfach den Schalter um und schwups war ich in der Lage, seine Brutalitäten nicht körperlich zu empfinden.

*

Bodo kam früher als erwartet, ich war gerade dabei, einige Kräuter aus meinem Kräutergarten für den Salat zu pflücken, als er am Gartentor stand.

„Süß siehst du aus“, begrüßte er mich und scherzte: „Heute nicht in Kostüm und High Heels?“
„Kommt noch“, ging ich auf seinen Ton ein und wandte mich ab, um meine aufsteigend Röte zu verbergen, „wenn es gewünscht wird.“
„Gewünscht? Von wem?“ Bodo nahm meine Hände und zwang mich, ihn anzusehen. „Von mir bestimmt nicht“, sagte er leise und schaute fest in meine Augen. „So gefällst du mir noch viel besser. Wo bleibt denn dein Mann?“
„Mein Mann? Meinst du Gigan?“
„Ja, den. Hast du noch einen anderen?“, lachte Bodo.
„Gigan ist nicht mein Mann“, erwiderte ich abweisend.
„Was ist er dann?“
„Mein Liebhaber.“
Jetzt war es an Bodo, rot zu werden und mich verunsichert anzusehen.
„Er sagte, ihr wäret verheiratet“, stotterte er, „warum sagt er das, wenn es nicht stimmt?“
„Weil es sein größter Wunsch ist.“
„Und deiner?“
„Ich werde mich hüten.“

Wir setzten uns auf die Terrasse. Ich holte eine Karaffe mit selbst gepresstem Kirschsaft und zwei Gläser. Bodo schenkte ein. Wir tranken.
Ich weiß nicht warum, aber plötzlich erzählte ich Bodo die Geschichte von mir und Gigan. Er hörte aufmerksam zu, ohne mich ein einziges Mal zu unterbrechen.
Als ich geendet hatte, sagte er erschüttert: „Das ist bizarr“, und fügte nach einem Blick in meine Augen hinzu: „Nimm dich in acht. Er ist ein Psychopath.“
„Ein Psychopath?“
Das konnte nicht sein. Mein Gigan war kein Psychopath, ein bisschen verrückt mit besonderen Vorlieben, die ja fast jeder Mensch hat, aber ein Psychopath? Nein.
„Er weist die typischen Merkmale eines Psychopathen auf“, versuchte Bodo seine Aussage, die mir doch sehr gewagt erschien, zu erläutern.
„Und die wären?“
„Sofortige Anhänglichkeit, Liebesbeteuerungen, Geschenke, scheinbare Unterwürfigkeit, heiraten wollen, Kontrollzwang unter dem Deckmantel der Liebe…“
Da kam Gigan, der mutmaßliche Psychopath.
„Entschuldigt“, begrüßte er uns, „es ist etwas später geworden, aber ich sehe, ihr habt es euch schon gemütlich gemacht.“ Er küsste mich lange auf den Mund, als wolle er demonstrieren, dass ich ihm gehöre, bevor er zu Bodo sagte: „Hat es geklappt?“
„Und ob“, erwiderte Bodo etwas unterkühlt, „ich habe ein Bild verkauft, dein Lieblingsbild. Das, wo deine Frau wie leblos in den Fesseln hängt.“
„Wie viel?“
„Fünftausend. Ein Liebhaber der Szene.“
„Geil“, freute sich Gigan, „ich habe auch was Ordentliches.“ Seine Eisaugen schienen mich durchbohren zu wollen. „Das weiße Etwas.“

Essen wir doch zu Abend“, wich ich aus, „für alles andere ist später noch Zeit.“

*

„Gut gemacht“, lobte Gigan., „das Tier ist erwacht. Bereit zum Sprung.“
Gigan erhob sich langsam vom Boden, auf dem er wartend gesessen hatte, bis ich meine Stellung veränderte.
Bodo stand einige Schritte entfernt und schaute mich unentwegt an. Mir schien, als seien seine schönen traurigen Augen um eine Nuance trauriger geworden.
Gigan fesselte meinen Körper, der nur noch mit dem roten Seidenslip bekleidet war, an den Stamm der alten Kastanie.
Ich wagte nicht, mich zu rühren, obwohl ich mich plötzlich vor Bodo schämte und am liebsten das Spiel abgebrochen hätte. Doch ich kannte Gigan. Wusste um seine Reaktion. Widerspruch hätte ihn völlig ausrasten lassen. Und bestimmt ohne Rücksicht auf Bodo.
Gekonnt zog Gigan den letzten Knoten zu, betrachtete wohlgefällig sein Kunstwerk, nickte Bodo zu.
Er nahm eine der Gerten, die er vorsorglich auf den Boden geschichtet hatte, und versetzte mir den ersten Hieb. „Weil ich immer auf dich warten muss“ grollte er und küsste den blutigen Striemen auf meiner Brust. „Wie kannst du mir das antun?“, wütete er, „weißt du nicht, dass ich bald verrückt werde, wenn du nicht da bist? Dafür hast du Strafe verdient.“
Der zweite Hieb traf meinen Bauch. Ich stöhnte leise auf. „Kein Wort!“, zischte Gigan, „du weißt, was sonst geschieht.“
Ich biss mir auf die Lippe. Ich hatte vergessen, den Hebel umzuschalten. Ich musste still sein, sonst würde mir Gigan den Knebel in den Mund drücken.
Er nahm wieder eine Gerte aus dem Bündel, umkreiste damit spielerisch meine harten Nippel, küsste sie, saugte sie gierig in seinen Mund und das lustvolle Ziehen wanderte schnurstracks, wie auf Befehl, in meinen Unterleib, aus dem es verräterisch tropfte.
„Keinen Laut“, befahl Gigan wieder, als ein kaum hörbares Stöhnen meinen Lippen entwich, und schlug nochmals zu.

Er nahm die nächste Gerte vom Boden, rieb sie zwischen meinen Brüsten, peitschte abwärts auf meinen wie verrückt pulsierenden Leib, verweilte streichelnd in meiner Mitte, aus der die Erregung unaufhaltsam meine Beine hinablief, peitschte sacht weiter zu meinen gefesselten Füßen, wieder aufwärts, wieder abwärts. Ich stöhnte ununterbrochen. Gigan presste seine Hände fest auf meine Scham.
„Komm“, forderte er Bodo auf, der wie erstarrt noch an der selben Stelle stand und dem Treiben entsetzt zugeschaut hatte, „sie ist bereit für dich. Du darfst sie berühren. Aber schön zärtlich“, lachte er, „von dem anderen scheint sie genug zu haben. Vorerst.“
Wie in Trance kam Bodo näher. Gigan nahm seinen Platz ein. Den Voyueurplatz.
Bodo kniete sich, wie vordem Gigan, auf die Erde, die feucht war von der Sommernachtluft und einen besonderen Duft verströmte. Einen besonderen Geruch. Erinnernd an das Flair eines Friedhofs, das unsere Sinne zu benebeln und alles um uns herum unwirklich erscheinen ließ. Eine überaus gespenstische Szene.
Ich spürte Bodos Kopf unter mir, seine Haare, seine Hände, die mich kaum berührten, und dennoch schamlos erregten. Ich wartete. Wartete sehnsüchtig auf mehr. Nichts geschah. Ich verstand. Es war fast stockdunkel. Gigan konnte nicht sehen, was und ob etwas geschah.
„Komm zu mir“, murmelte Bodo, „oder ruf mich an.“
Ich stöhnte zum Schein laut und vernehmlich und drängte mich Bodo entgegen.
„Genug“, sagte Gigan, dem das zärtliche Liebesspiel wohl zu weit ging, „wir ficken sie dann beide richtig. Aber bitte ohne Gefühle“, sagte er zu Bodo, der sich leise stöhnend erhoben hatte, „wie abgemacht. Nur ficken.“
Gigan band mich los, nahm mich auf seine Arme, trug mich zur Hütte.
„Komm Bodo“, rief er in die Dunkelheit, „Wir sind bereit!“ Keine Antwort. „Ich schau mal nach ihm. Moment.“

Bodo war gegangen. Er wollte mich nicht gemeinsam mit Gigan ficken. Das rechnete ich ihm hoch an.
Gigan kam ohne Bodo zurück. „Auch gut“, sagte er und zog mich auf die Liege. Ich zitterte noch am ganzen Körper, während Gigan mich küsste und streichelte. „Ich liebe dich, meine Liebe“, seufzte er leise, „du verschaffst mir immer wieder die höchste Befriedigung.“
Entspannt blieben wir nebeneinander liegen. Vergessen war die Demütigung. Was zählte, war das Jetzt.
Nach einigen Minuten löste ich meine Hand von Gigans ER und starrte entsetzt auf den roten Fleck auf dem weißen Laken.
„Gigan! Blut!“
Fast gleichzeitig setzten wir uns auf, starrten wie hypnotisiert auf den Fleck.
„Vielleicht war ich vorhin zu grob?“ Zerknirscht sah Gigan mich an. „Deine Regel hast du doch nicht?“
„Nein.“
„Verzeih meine Geliebte, meine wilde Blume, verzeih mir“, bettelte Gigan, diesmal unterwürfig, „wir hören auf damit. Ich liebe dich abgöttisch.“
„Versprochen?“ Wir küssten uns gegenseitig die Tränen vom Gesicht. „Ich hole schnell eine Binde“, sagte ich, „dann schlafen wir.

Lange schliefen wir nicht. Die Stare in den Kirschbäumen fraßen die Kirschen und weckten uns mit lautem Gekreisch. Wir vertrieben sie mit lauter Musik, frühstückten unter den Kirschbäumen und verlebten einen herrlichen Tag am Badesee.
Gigan war ganz Liebe und Fürsorge.
Die nächsten Wochen verliefen ziemlich ruhig.

*

Gigan stand in der Abenddämmerung vor dem Höllenbaum. Rot tauchte ihn die Sonne in ihr langsam verglühendes Licht.
Ich lag im Liegestuhl und las, sah ab und zu bewundernd zu ihm hin, meinem unendlich Geliebten.
Glücklich sah er aus, die blonden Haare verschwitzt, einige Strähnen hingen ihm wirr im Gesicht, sein athletische Körper protzte vor jugendlicher Männlichkeit.
„Ich liebe reife Frauen“, sagte er unvermittelt, ging einen Schritt auf mich zu, verharrte auf halbem Wege, sah mich forschend an.
„Wieso Frauen?“, lachte ich, „und so reif bin ich ja nun auch wieder nicht. Die paar Jährchen.“
„Ich fühle mich als dein Mann.“
Immer diese Gedankensprünge. Was hatte er nun schon wieder?
„Das bist du aber nicht“, erwiderte ich gereizt, „ich habe einen Mann. Doch auch, wenn ich keinen hätte und geschieden wäre, würde ich dich bestimmt nicht heiraten. Ich würde überhaupt nicht wieder heiraten. Darüber haben wir doch schon oft gesprochen. Was soll das also?“
„Was bin ich denn für dich!“ Gigan zerrte mich grob aus dem Liegestuhl. „Was bin ich für dich? Los! Sag es!“ Gigans Eisaugen bohrten sich in meine. „Ich will es wissen. Auf der Stelle!“
„Mein Liebhaber. Du Spinner. Reicht dir das nicht?“
„Nein!“ Gigan hatte keinen Sinn für solche Scherze, für meinen manchmal etwas makabren Humor. Er packte mich am Arm. „Das reicht mir nicht!“
„Lass mich los! Dummkopf!“ Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien. „Ein anderer Mann wäre froh, es sein zu dürfen. Bodo zum Beispiel.“
„Sprich nicht von Bodo“, sagte Gigan gefährlich leise, „er ist ein Feigling. Ein Schwächling. Ich habe wohl bemerkt, dass er dich nicht berührt hat.“ Nach einer Pause fügte er hinzu: „Ist auch besser so. Es war auch nicht meine Idee. Aber da kannte er dich ja noch nicht.“
„Seine Idee?“, fragte ich verblüfft.
„Seine. Die Bilder hatten ihn wohl dazu inspiriert. Er war ja ganz besessen von dir. Er konnte von nichts anderem mehr reden und machte mir eines Tages den Dreiervorschlag. Ich willigte notgedrungen ein und versprach ihm ein geiles Spielchen und danach den Dreierfick.“

Mir reichte es. Angewidert versetzte ich Gigan einen Stoß. „Und warum hast du eingewilligt?“, schrie ich ihn an, „wo du doch sonst immer so eifersüchtig bist?“
„Er versprach, die Bilder zu verkaufen. Ich brauche das Geld.“
„Klar für Drogen“, sagte ich, wieder ruhig, „dafür verkaufst du unsere Liebe.“
Gigan starrte mich durchdringend an. „Wäre ich dein Ehemann“, sagte er, „hätte ich das niemals getan. Aber du willst mich ja nicht.“
„Kommt drauf an. Vielleicht doch.“ Ich dachte an das Blut auf dem Laken. Vielleicht war ich ja schwanger? Mir fiel ein, dass schon seit zwei Monaten meine Regel ausgeblieben war, ich dem aber ob all der Aufregungen der letzten Zeit keine Beachtung geschenkt hatte. „Vielleicht", wiederholte ich versonnen.
Was wäre das für ein Glück. Dann hätte das Schicksal unsere Liebe besiegelt.
„Heirate mich.“
„Vielleicht.“
„Wenn nicht, sage ich dir nur eines: Die Nächste wird mich heiraten.“
„Ach ja?“, lachte ich, „wie sieht sie denn aus? Deine Nächste?“
„Ungefähr so wie du.“ Gigans Eisaugen funkelten mich böse an, „die Figur ist ähnlich. Nicht ganz so viel Busen.“
Gigan rollte mein schwarzes Top über meine Brüste, umspielte die Nippel, die sich sofort steil aufrichten, mit seiner Zunge und presste eine Hand fordernd auf den Zwickel meines roten Slips. Als er spürte, wie die Feuchtigkeit seine Hand benetzte, zog er sie abrupt zurück. „Jede Frau kann ja nicht so viel Busen haben“, sagte er kalt, „aber sonst. Lange rote Haare, blaue Augen.“
„Meine sind grün, falls du das vergessen haben solltest. Oder bist du vielleicht farbenblind geworden vor Geilheit?" Ich lachte anzüglich. „Vor unstillbarer leidenschaftlicher romantischer Gier?“
„Ich rede ja nicht von dir.“
„Sondern?“
„Es war ein Scherz. Ich liebe nur dich.“ Gigan küsste mich stürmisch auf den Mund, seine Hände tasteten über meinen Körper, „nur dich. Immer nur dich.“

Sofort benebelte die wahnsinnige Erregung meine Sinne. Gigan setzte mich auf seine Hüften, trug mich zur Hütte. Ohne uns loszulassen, streiften wir uns gegenseitig die Slips
herunter, stießen sie mit den Füßen beiseite, liebten uns im Stehen am Türrahmen zum Schlafraum.
„Ich will ein Kind von dir“, sagte Gigan, „dann musst du mich heiraten.“
„Wenn du mich zur Mutter machst“, versprach ich atemlos.
„Versprochen?“
„Versprochen.“
„Dann lege ich sofort los “ Gigan bettete mich behutsam auf die Liege. „Ich liebe dich jetzt zärtlich und lange“, versprach er, „wie es der Mutter meines Kindes gebührt.“

*

„Ich habe gelesen“, sagte Gigan nach einer halben Stunde, als wir glücklich Hand in Hand nebeneinander lagen, „der dritte und vierte Orgasmus soll der schönste sein bei einer Frau.“
„Dann will ich jetzt den vierten“, verlangte ich und setzte mich auf Gigan, „den schönsten, lautesten, einmaligsten.“
„Meine wunderschöne Wildkatze. Mein feuriger Vulkan. Mein kleines Mädchen. Meine wilde Blume. Meine Tigerin. Meine Frau.“
Gigan sah so glücklich aus, ganz Hingabe, die Augen geschlossen, den Mund leicht geöffnet, die Ohren rötlich glühend. Die Arme hielt er verschränkt unter seinem Kopf mit den zerzausten blonden Haaren.
„Das ist der vierte und beste“, stöhnte ich und fiel auf Gigans Brust.
Zwei Stunden später kleideten wir uns an, glücklich, zufrieden, übermütig.
„Ich hoffe, es hat geklappt.“ Gigan umarmte mich stürmisch, „ich freue mich so.“
Ich musste mal wieder nach Hause. Es gab so einiges zu erledigen. Und Gigan wollte sich auch mal wieder bei seinen Eltern blicken lassen. Der Garten musste noch aufgeräumt werden, abgewaschen hatten wir auch nicht, das wollten wir morgen tun.

Doch ein Morgen in dem Holzhäuschen von Gigans Oma mit dem verwilderte Garten sollte es für uns niemals mehr geben.

***

Fortsetzung folgt
 

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