... für Leser und Schreiber.  

Preis der Lust/Kapitel 30

270
270 Stimmen
   
©  rosmarin   
   
29. Kapitel
__________
Gigan hatte mich an die Hand genommen und fast im Laufschritt zu seinem Arbeitskeller gezogen. Vor meinen Augen geisterte Abu mit seinen Zaubersprüchen, seinem Flehen zu den Geistern: „Helft ihr! Helft ihr!“
Ob sie mir wirklich und so schnell geholfen haben, würde sich ja hoffentlich herausstellen. Vorerst aber war ich geil, nichts als geil. Ich wollte Gigan, und zwar sofort. In mir brannte noch das Feuer seiner Berührungen. Ich spürte seine Hände, seine Küsse, die spitzen Stacheln der Rose. Atmete ihren betörenden Duft, meine Hände glitten unter meinen Mini. Suchend blickte ich mich um. Keine Matratze.
„Die Matratze habe ich entsorgt.“ Gigan küsste mich zärtlich, legte seine Hände auf meine. Wie Abu, dachte ich, nur an anderer Stelle.
„Und wo sollen wir es tun?“, fragte ich enttäuscht, „wieder an der Steinwand?“
„Warum nicht.“ Gigan lachte sein freches Lachen. „Das war doch absolute Spitze. Da hast du dich selbst übertroffen, mein kleines Biest.“ Gigan stellte sich in seiner ganzen Größe vor mich. Wie schön er war. Ich schaute fasziniert auf die Beule in seiner Jeans, wollte meine Hand dorthin legen, doch Gigan hielt sie fest. „Noch nicht“, sagte er, „warte.“
„Ich kann nicht mehr warten.“ Langsam wurde ich ungeduldig. Was hatte Gigan nur? Konnte er nicht verstehen, dass er mich in dem Hausflur ganz verrückt gemacht hatte? Und nun entzog er sich.
„Ich habe eine Überraschung für dich.“ Gigans Eisblick schien mich durchbohren zu wollen. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden.
Gigan küsste mich, nahm mich auf seine Arme, trug mich, ohne die Lippen von meinen zu nehmen, zu einer Stelle in der Steinwand, trat mit dem Fuß dagegen und stellte mich auf den Boden. Eine Tür klappte zu. Wir standen in völliger Dunkelheit. Und ein Geruch, der mich an sterbende Rosen erinnerte, hüllte mich ein.
Ich mochte es überhaupt nicht, im Dunklen zu sein. Das wusste Gigan doch. Ich wollte etwas sagen, doch er erstickte meine nicht gesagten Worte mit einem langen zärtlichen Kuss, den ich sofort erwiderte.
„Meine über alles Geliebte“, hauchte er heiß in meinen Mund, „meine wilde Blume. Wie ich dich begehre. Komm, komm.“
Gigan ließ von mir, zog mich einige Schritte weiter, legte mich auf etwas Weiches. Vielleicht eine neue Matratze?

Ich fühlte, dass Gigan sich hastig entkleidete. Lederjacke, Jeans, T-Shirt, Slip, Schuhe, Strümpfe auf die Erde warf. Nackt kniete er sich über mich und befreite mich ebenfalls von der störenden Kleidung.
Ich lag unter ihm, umklammerte mit einer Hand fest sein Glied. Steckte meine Zunge in seinen Mund. So hätte ich ewig liegen können, so innig, so verschlungen. Doch mein Körper verlangte nach mehr. Verlangte nach intensiver Vereinigung. Ich wollte mich auf ihn setzen. Ihn wild reiten. Und dann in der Missionarsstellung schön durchficken lassen.

Gigan drückte mich sanft zurück.
„Bleib ganz still liegen“, flüsterte er, „bitte beweg dich nicht. Ich möchte deine Haut spüren. Jede Pore will ich mit meiner Zunge berühren, meinen Lippen, meinen Händen, meinem Schwanz.“
Er nahm meine Arme, legte sie zu beiden Seiten der weichen Unterlage, spielte unser erregendes Spiel, gönnte mir keine Ruhe, trieb meine Lust erbarmungslos voran. Berührte sacht mit seinen Lippen, seiner Zunge, seinen Fingern die kleinen Wunden der stachligen Rose an den Innenseiten meiner Oberschenkel und den äußeren Schamlippen.

Ich liebte die Lust, die der Schmerz gebar. Ich hatte Gigan immer wieder dazu getrieben, als wir noch zusammen waren und die Lust in Exzessen genossen hatten. Und immer in Verbindung mit rotem Wein und dem weißen Pulver. Ich musste Gigan fragen, was das für ein Drogenzeugs war. Das heißt, wenn es sich ergeben sollte. Und wie es schien, hatte sich Gigan heute viel Zeit genommen. Wie gern würde ich noch mal diesen Schmerz ertragen, diesen Lustschmerz, der uns in eine andere Welt gehimmelt hatte, regelrecht geschleudert in eine andere Dimension, in der es weder Zeit noch Raum zu geben schien und wir nur noch aus Gefühl bestanden. Aus Gefühl, kalt, kristallklar, alles beherrschend, alles auslöschend. Das Gefühl, das mit normalem Sex nie erreicht werden konnte.

*

Ich winkelte meine Beine an, hob meinen Po, streckte Gigan meinen Leib entgegen, meine nasse geöffnete Möse, bat zitternd: „Komm endlich. Ich halte es nicht mehr aus.“
„Geduld“, sagte Gigan ganz ruhig, „Geduld Marie. Meine Liebe. Meine einzige. Nur der Tod kann uns scheiden. Marie!“
Seine Zunge wanderte zu der Stelle, die am intensivsten nach ihr verlangte, entfachte ein nicht enden wollendes Feuer, während Gigan noch immer meine Arme festhielt, mich somit fast wehrlos machte.
„Komm endlich!“, hechelte ich atemlos, „oder ich schrei das ganze Haus zusammen.“
„Keller“, lachte Gigan, „Keller. Na gut, wenn es dich so sehr danach dürstet. Ich bin ja kein Sadist.“
Stimmt. Ein Sadist war er wirklich nicht. Jedenfalls diesmal nicht. Er ließ meine Arme los, kam mit seinem Kopf nach oben, küsste mich zärtlich, drang ganz behutsam in mich, bewegte sich kaum bis zu unserem Höhepunkt. Er hatte mich nicht gefickt. Nicht durchgerammelt.

Lange lagen wir still nebeneinander. Hand in Hand. Ich brach als erste das Schweigen.
„Gibt es hier auch Licht?“, fragte ich, die Hand um seinen ER, der, schon wieder bereit, nochmals in mir verschwinden wollte.
„Mal sehen. Aufgehoben ist nicht aufgeschoben.“ Vorsichtig löste sich Gigan von mir, stand auf, machte ein paar Schritte und plötzlich war der Raum lichtdurchflutet. Vor Schreck setzte ich mich auf. Rieb verwundert meine Augen. Kniff sie zu. Schlug sie auf.

Ich saß in einem Himmelbett. Weißer Tüll mit roten und schwarzen Fantasieblumen war um das Bettgestänge geschlungen. Die Decke des Kellers mit Leinen bespannt. Zig getrocknete Rosensträuße hingen daran. Verströmten den betörenden Duft.
An den Wänden hingen die Bilder aus der Galerie, außer dem verkauften. Unsere Bilder, die Gigan in dem Keller in D. und im Garten seiner Oma vor der Marterhölle gemalt hatte.
In der rechten Ecke dem Bett gegenüber stand ein geschlossener Spind aus Metall. In der linken glänzte eine Bar, gefüllt mit Weinflaschen und Gläsern. Dazwischen blinkte das rote Auge einer Kamera.
Neben dem Bett stand ein kleiner Teewagen, auf dem zwei Gläser mit Wein standen. Auf dem zum großen Teil verspiegelten Steinfußboden standen eine Unmenge Teelichter. Von irgendwoher erklang leise Musik. Und vor dem Bett, vor mir, stand Gigan in seiner makellosen Nacktheit. Dem glatten blonden schulterlangen Haar. Dem aufgerichteten ER.

„Was sagst du nun?“ Gigan schaute mich erwartungsvoll an mit seinen Eisaugen. „Überraschung gelungen?“
Ich hatte Mühe, meinen Mund zuzuklappen. Das war mein Gigan. Meiner.
„Ich liebe dich“, flüsterte ich, „immer nur dich.“
Leidenschaftlich sanken wir uns in die Arme.

*

„Es geht auch ohne alles“, sagte Gigan später. Er reichte mir das eine Glas Wein, „und es war die höchste Erfüllung.“
„Es ist die Liebe“, erwiderte ich, „und die Liebe ist leise.“
„Na, so leise war sie nun auch wieder nicht“, lachte Gigan amüsiert.
„Du weißt schon, wie ich es meine.“ Ich stellte das Glas zurück auf das Tischchen. „Gigan, ich muss mit dir reden“, sagte ich entschlossen.
„Aber gern.“ In Gigans Augen glimmte das kalte Feuer. „Dann frag doch.“
Ich nahm allen Mut zusammen. Jetzt schien mir die Gelegenheit, die brennenden Fragen loszuwerden. Endlich Klarheit zu schaffen.
„Erstens“, sprudelte ich heraus, „wie kommen die Bilder hier her? Zweitens: Was ist das für ein Drogenzeugs, das du immer in den Wein geschüttet hast? Drittens: Hast du was mit Bodos Tod zu tun? Viertens: Was bindet dich an Frau Nesselhof?“

Gigan sagte kein Wort. Seine Eisaugen schienen durch mich hindurchzusehen. Sein Gesicht war starr und ausdruckslos. „Antworte mir“, drängte ich, „ich muss es wissen, und“, fügte ich hinzu, „was ist das eigentlich für ein Gemäuer, in dem wir uns befinden?“
„Gut“, erwiderte Gigan endlich, „schön der Reihe nach. Ich werde dir sagen, was ich sagen kann.“

Und jetzt erzählte mir Gigan eine haarsträubende Geschichte.

*

In D. hatte er vor dem Theater bei einem Spaziergang durch den Park Bodo kennengelernt. Es stellte sich heraus, dass er auch aus Berlin kam und dort die Galerie hatte. So erzählte ihm Gigan, dass er male und ganz verrückte authentische Bilder habe. Bilder von mir. Harmlose Bilder. Das war vor dem Mini - SM - Studio.
Bodo überredete ihn, es doch einmal mit Speed zu versuchen, einer bewusstseinserweiternden Sexdroge, die ihn seine Anlagen ausleben lassen, ihn in ungeahnte Extasen versetzen und die Kreativität fördern würde. Es wirke extrem leistungssteigernd, euphorisierend, mache wach und unterdrücke das Hungergefühl. Sex mit Speed sei das Höchste, die instinkthaften Triebe würden geweckt, man könne seine sexuellen Begierden ausleben und Zeit und Raum vergessen.

Das war natürlich was für Gigan. Neugierig auf das Leben und die bizarre Liebe griff er zu, machte mich zu seinem willfährigen Opfer, das die gleiche Lust erlebte. Jetzt konnte ich mir auch meine nachfolgenden Depressionen erklären und das Verlangen, alles mitzumachen, um wieder diese alles auslöschenden Gefühle zu erleben.

„Das ist ja stark“, sagte ich.
„Ja. Aber mit Bodos Tod habe ich nichts zu tun“, versicherte Gigan, „er hat sich das Speed gespritzt. Wahrscheinlich eine Überdosis.“
„Und die Bilder? Wo waren die?“
„Die hat der Kollege, weißt schon, der mit dem Dreier, geholt, nachdem ich Bodos Tod entdeckt hatte, und hier her gebracht, damit die Polizei sie nicht findet.“
„Verstehe. Und der Preis war ich. Wie immer.“
„Verzeih mir meine wilde Blume“, bettelte Gigan, „verzeih mir.“
„Es gibt nichts zu verzeihen“, tröstet ich ihn, „ich habe doch alles freiwillig mitgemacht. Aus Liebe. Und es war total geil.“ „Ich weiß.“ Gigan küsste mich. „Und ER will dich schon wieder„, lachte er frech, „aus Liebe. Und weil es so unsagbar geil ist.“

Gigan wollte mich auf seinen Schoß ziehen, doch ich hielt Abstand, legte meine Hand um seinen heißen pochenden ER, massierte ihn langsam auf und ab, küsste ihn auf die feuchte Spitze.
„Und was ist mit deiner Kitschfrau?“
„Das ist auch so eine unmögliche Geschichte“, seufzte Gigan, „komm endlich. Mach mich nicht total verrückt. Sonst komme ich gleich. Marie, verdammtes Weib!“
„Nein.“ Ich hatte Gigans Schwanz fest im Griff. „Erst erzählen.“

Ich erfuhr, dass das Treffen mit Frau Nesselhof an der Kreuzung kein Zufall gewesen war. Sie und der Dreierkollege kannten sich. Er war mit ihrem Exmann befreundet. Und wie das Leben so spielt, hatten sie herausgefunden, dass Gigan mit Bodo, den auch der Kollege kannte, befreundet war und von diesem die illegalen Drogen bekam. Frau Nesselhof verliebte sich in Gigan, den sie vom Sehen kannte, verfolgte und erpresste ihn mit den Drogen.

„Deshalb hatte ich gesagt, es sei mit uns schon seit Beginn des Jahres Schluss“, sagte Gigan bedrückt, „und als das mit unserem Kind war, stand sie neben mir. Es tut mir alles so schrecklich leid Marie.“
Gigan weinte in meinen nackten Schoß. Doch irgendwie rührten mich seine Tränen nicht. Ich ließ seinen Schwanz, der erstaunlicherweise noch immer groß und fest war, aus meiner Hand schnellen, stand auf, trank nun doch einen Schluck Wein und sagte kalt:
„Ich will, dass du dich von ihr trennst.“
„Das kann ich nicht. Dann geht sie zur Polizei.“
„Na und? Du bekämst höchstens eine Geldbuße oder Bewährung. Aber du wärst frei.“

Feigling! Langsam wurde ich wütend. Brauchte Gigan wirklich das Speed, um selbstbewusst und forsch zu wirken? Seinen Sadismus auszuleben? Verdammter Jammerlappen.

„Was ist mit den Anrufen und den Anschlägen auf mich?“ Ich griff nach seinem ER, drückte fest zu. „Sag schon.“
„Du tust mir weh! Marie.“
„Na und? Sag schon.“
„Damit habe ich nichts zu tun.“
„Ich glaube dir. Ich werde es schon noch herausfinden.“
Ich ließ Gigans Schwanz in Ruhe, stand auf, betrachtete die Bilder an den Wänden. Unsere auf Leinwand gebändigten Erinnerungen.
„Das einzig Begehrenswerte ist die Jugend und die Schönheit“, philosophierte ich, „so ein Bild kann ewig leben, während wir verwelken.“
„Die Götter sind grausam“, flüsterte Gigan, der neben mich getreten war, „sie beneiden und hassen uns.“
„Ja“, stimmte ich zu, „nur die Vergänglichkeit ist wert, festgehalten zu werden.“
„Ich danke dir dafür.“ Gigan küsste meine Hände. „Das Leben ist ein Moment. Es währet nur einen Seufzer lang.“
„Und wir sind die Flamme, die es brennen lässt.“
„Die heilige Flamme“, sagte Gigan überwältigt, „nur was heilig ist, ist wert, berührt zu werden.“
„Dann werde ich dich mal berühren Eure Heiligkeit“, holte ich uns runter und griff nach Gigans ER. „Was ist da drin?“ Ich zeigte auf den Spind.
„Unsere Spielutensilien.“
„Schön.“ Aufmerksam betrachtete ich den Spind von allen Seiten, rückte ihn zur Seite, entdeckte eine verschlossene Tür. „Wohin führt die Tür?“
„Zu der U-Bahn.“ Gigan stand hinter mir, umarmte mich fest, sein Glied pochte gegen meinen Po. „Einen Quicki Marie?“

Gigan drückte meinen Oberkörper nach vorn. Ich presste meine Hände gegen die Tür, die zur U-Bahn führte. Gigan stieß schnell und hart zu, kam mit dem Schrei, den ich so liebte, entzog sich mir, drehte mich mit dem Rücken zur Tür, küsste mich lange und zärtlich.
„Marie, ich liebe dich, immer nur dich. Lass uns brennen. Ich würde sterben für dich.“
„Dann stirb noch mal in mir. Aber von vorn“, verlangte ich, „rammle mich zu Tode.“
Gigan trug mich wieder auf das Himmelbett. Das rote Auge der Kamera funkelte gefährlich.
„Trenn dich von ihr“, japste ich, „ich will dich ganz. Ich will mit dir leben.“
„Es geht nicht Marie.“
„Gut.“ Wütend stieß ich Gigan von mir. „Dann kann ich für nichts mehr garantieren.“
Ich stand auf, holte aus meiner Handtasche die mit meiner Feuchtigkeit benetzten rote Rose und Gigans Zettel und warf es in Gigans versteinertes Gesicht.
„Und solltest du wieder einmal Lust verspüren, mich in diesem Märchenschloss zu ficken, dann bitte mit Speed und den Utensilien. Ruf mich an.“

Ich zog mich an, ging und ließ einen zu Stein erstarrten Gigan zurück.

***

Fortsetzung folgt
 

http://www.webstories.cc 28.03.2024 - 19:29:42