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Das Schaufenster von Mr. und Mrs. Beetle 2. Kapitel

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© Thomas Schwarz   
   
2. Kapitel

„Suchen sie etwas bestimmtes?“ Mrs. Beetle trat der Kundin mit einer Mischung aus Höflichkeit und Misstrauen entgegen. „Machen sie sich keine Umstände“, wehrte diese freundlich ab, „ich schaue mich nur um.“
Lächelnd zog Mrs. Beetle sich hinter die Ladentheke zurück und beobachtete die Kundin weiterhin unauffällig. Diese betrachtete aufmerksam die Auslagen im Schaufenster. Plötzlich kam Mrs. Beetle ein Gedanke: „Sagen sie“, wieder trat sie hinter der Theke hervor und ging auf die Angesprochene zu, „ich habe das Gefühl, wir kennen uns. Hatten sie nicht eine Schneiderei in der Walnut lane?“ Verlegen schaute Mrs. Watson zu Boden. „Die Schneiderei existiert nicht mehr. Ich musste sie aufgeben.“ Sie zuckte mit den Schultern. „So passiert´s im Leben."
"Das tut mir überaus leid. Ich hatte bei ihnen einmal einen Nähkurs besucht. Erinnern sie sich? „Jetzt wo sie es sagen,“ Mrs. Watson lächelte. „Ich hoffe er hat ihnen genutzt.“ „Oh ja.“ nickte Mrs. Beetle. Sie deutete auf die Auslagen im Schaufenster, „ das waren meine ersten Versuche. Die Arbeit im Geschäft lässt mir nicht so viel Zeit wie ich mir wünschte ...“ „Ich verstehe“, antwortete Mrs. Watson.
Das Glöckchen über der Ladentür klingelte und ein neuer Kunde betrat den Laden. „Verzeihen sie“, unterbrach Mrs. Beetle die Unterhaltung, „ich bin gleich zurück." Sie wandte sich dem Kunden zu. Mrs. Watson indes betrachtete weiterhin die Auslagen im Schaufenster.
„Wo waren wir stehen geblieben?“, Mrs Beetle stand wieder vor ihr, „ach ja, bei der Schneiderei.“
„Da haben sie aber einen wertvollen Teddybären im Schaufenster.“ Mrs. Watson zeigte auf Bronus. „Sie haben ihn sofort erkannt“, schmunzelte Mrs. Beetle. „Ja, ein deutscher Steiff-Teddybär“, sie hielt kurz inne und hob den Zeigefinger, „ definitiv aus der Zeit unserer Eltern, jedenfalls weit vor 1945.“ Mrs. Beetle staunte anerkennend, „damit kennen sie sich also auch aus.“
„Wenn sie erlauben“, Mrs Watson griff nach dem Sammlerstück, „ich könnte ihm einen schicken Anzug nähen. Material habe ich noch zu Hause, vielleicht ein flotter Pullover mit kräftigen Farben?“ Mrs. Watson setzte den Bären wieder an seinen Platz zurück und griff sich Burz, „und der würde in einem Frack eine gute Figur machen.“
„Ich kann ihnen leider nicht viel bezahlen. Das Geschäft läuft derzeit nicht gut,“ gab Mrs Beetle zu bedenken. „Mir würde es eine große Freude machen. An´s bezahlt werden hatte ich gar nicht gedacht“,winkte Mrs. Watson ab.

Die zwei Damen einigten sich. Mrs. Beetle freute sich und hoffte insgeheim, sich doch etwas von Mrs. Watsons Talent abzuschauen.
Kurz vor Ladenschluß beschlossen die beiden ihre neue Geschäftsbeziehung mit einem Gläschen Sekt.
Mr. Watson hatte keine Einwände. Die Gestaltung des Schaufensters überließ er ohnehin gerne seiner Frau und so verließ an diesem Abend eine auffällig gekleidete und vergnügte Mrs. Watson das Beetlesche „Kinderparadies.“

Fortsetzung folgt ...
 

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