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Zweiter Arbeitstag im Austauschprogramm

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© Andreas Kretschmann   
   
Ich frage mich ob ich in den letzten Jahren den falschen Job ausgeübt habe, der Job als Passagierbegleiter auf einem PTN-Schiff ist so unbeschreiblich! Es sind nicht nur die Geschichten die man von den Passagieren hört oder mit ihnen erlebt, es sind auch die Momente in denen es nichts zutun gibt. Während des Aufenthalts in den Systemen Gliese 667, Gliese 581 und in unserem Sonnensystem hatte ich die Gelegenheit, mich mit den Sensoren unseres Schiffes (P.T.N.S. Riegel III) etwas umzuschauen. Was ich sah waren Frieden, Schönheit und Ausgeglichenheit.

Im System Gliese 581 sah ich Frieden, der kleine rote Zwergstern des Systems brodelt so friedlich vor sich hin, dass man bei seiner Betrachtung alle Konflikte des Universums vergessen könnte. Bei unserem Aufenthalt in unserem Sonnensystem sah ich Schönheit, trotz ihrer brodelnden und von magnetischen Feldlinien aufgewühlten Oberfläche ist auch bei starker Vergrößerung der Anblick unserer Sonne dennoch wunderschön. Im System Gliese 667 sah ich schließlich Frieden und Ausgeglichenheit, in diesem System gibt es drei Sterne welche sich umeinander bewegen, diese Bewegung ist jedoch so harmonisch dass sie sogar Planeten auf stabilen Umlaufbahnen um den dritten Stern zulässt. Die ersten beiden Sterne senden ein oranges Licht aus, der dritte ist ein roter Zwergstern wie im System Gliese 581, er brodelt ebenso friedlich vor sich hin. Auch das fehlende Blau im Spektrum des Sternenlichts der Systeme Gliese 581 und Gliese 667 wirkt zusätzlich beruhigend und friedlich.

Ich habe auch wieder zahlreiche Passagiere getroffen und mit ihnen gesprochen, manche pendeln täglich zwischen den Planeten und sogar zwischen den Sternensystemen hin und her, andere benutzen die Passagierschiffe für Urlaubsreisen. Das beliebteste Urlaubsziel ist der Planet Gliese 581g, sechste Planet im System Gliese 581. Dort gibt es keinen Sonnenlauf und keine Jahreszeiten, das Klima ist relativ stabil und leicht vorherzusagen und der wolkenlose Himmel hat eine Farbe wie der irdische Himmel bei auf- und untergehender Sonne. Dort herrscht zwar die vierfache Schwerkraft im Vergleich zur Erde, aber im Besucherbereich der Kolonie gibt es eine Schwerkraftabschirmung welche fünfundsiebzig Prozent der Schwerkraft kompensiert. Es gibt auch spezielle Kompensationsanzüge für Ausflüge außerhalb des Besucherbereichs.

Aufgrund seiner speziellen Umlaufbahn gilt dieser jedoch auf der Erde als nicht existent, sein Orbit führt ihn nämlich nicht zwischen seinem Stern und der Erde hindurch, zusätzlich wird Gliese 581g durch eine spezielle Anomalie in seiner Atmosphäre verhüllt. Der Planet umkreist den Stern Gliese 581 in der selben Zeit, die er braucht um einmal um seine Achse zu rotieren, dadurch dreht er seinem Stern immer die selbe Seite zu. Es gibt also auf Gliese 581g keinen Sonnenlauf und auch keine Jahreszeiten, flüssiges Wasser ist nur an der Grenze zwischen der Tag- und Nachtseite möglich und die Luftströmungen in der Atmosphäre sind auch ungewöhnlich für irdische Verhältnisse. Die Luft wird an der – dem Stern zugewandten Seite – aufgeheizt und steigt nach oben, in den oberen Schichten der Atmosphäre wandern die Luftmassen in Richtung der – vom Stern abgewandten Seite, auf den Weg dorthin kühlen sie ab und sinken auf der anderen Seite des Planeten wieder ab. Beim Absinken verdrängen die abkühlenden Luftmassen die kalte Luft von der Nachtseite in Richtung Tagseite, dort beginnt der Kreislauf von vorne. Auf ihrem Weg um den Planeten nimmt die Luft Feuchtigkeit von den Eismassen auf der Tagseite auf, wenn sie in Richtung Tagseite ziehen steigen sie in höhere Atmosphärenschichten auf. In gewissen höhen wird die aufsteigende feuchte Luft von der, in Richtung Nachtseite ziehenden Luft, wieder mitgerissen. Einen Teil der Feuchtigkeit verliert die Luft über der bewohnbaren Zone des Planeten in Form von Niederschlag, wenn sich dort genug Feuchtigkeit angesammelt hat. Bis zu diesem Zeitpunkt kreist die Feuchtigkeit in Form von Wolken über der bewohnbaren Zone, die Wolken kreisen dabei um eine horizontale Achse. In den unteren Schichten der Atmosphäre in Richtung Tagseite, dort steigt sie auf und wandert wieder in Richtung Nachtseite, dort sinkt sie ab und sammelt sich mit der – von der Nachtseite mitgerissenen Feuchtigkeit – um dann wieder in Richtung Tagseite zu ziehen. Dieser Feuchtigkeitskreislauf sorgt in Verbindung mit der Strahlung des Sterns und einer Wechselwirkung mit dem Magnetfeld des Planeten für eine atmosphärische Anomalie, welche den Planeten quasi versteckt.
 

http://www.webstories.cc 20.04.2024 - 18:38:45