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Hommage auf Annette von Droste-Hülshof

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©  lillii   
   
Gerhard Wedepohl, Illustration zu dem Gedicht "Der Knabe im Moor" von Annette von Droste-Hülshoff
wikicommons gemeinfrei

Mit ihr ging ich durchs wabernde Moor
in meinen Kindertagen.
Sah die gebannte Spinnenlenor
und fühlte ein Unbehagen.
Wo häkelnde Ranken am Strauche sich bogen,
ein Rascheln man hörte im Hage
wars schaurig mir und ungelogen,
unheimlich war mir die Sage.

In der Schulbank sitzend sah ich vor mir
den zitternden Knaben rennen,
fürchtete, erfasst vom Vampir -
würd ihn nicht retten können.
Überprang mit ihm Quell und Röhricht,
sah ihn im Moor schon versinken.
Jedoch sein Engel verließ ihn nicht,
ich sah in der Ferne ihn winken.

Erleichtert atmete ich dann auf,
als sich der Knabe gerettet,
die Angst überstanden und wohlauf,
dass er im Moor nicht gebettet.
Ob die Adelsdame so etwas erlebt;
wer weiß es zu berichten?
Schauermärchen, so sagenumwebt -
wusste sie trefflich zu dichten.

© lillii (L-Rudde)
September 2016
 

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