... für Leser und Schreiber.  

Der schwarze Reiter (Opfer der eigenen Angst)

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© Simon Herbert   
   
Es fällt das Laub, der Nebel steigt,
Die See ist hell, der Himmel weich;
Die rote Sonne sich zum Schlafen neigt,
In der Ferne glitzert ein blauer Teich.

Der Mond ist jetzt aufgegangen,
Goldene Sterne am Himmel prangen.
Ein kühler Hauch streift eines alten Mannes Wange,
Ihm wird ganz Angst und Bange.

Er wandert durch die düsteren Felder,
Die stille Nacht wird immer kälter,
Und wie grauenhafter Geister Todesreigen,
Im Winde sich fröstelnd gelbe Astern neigen.

Da ertönt das Geklapper von Pferdehufen.
Der Alte beginnt erschrocken zu rufen,
Doch eine Antwort erhält er nicht,
Und ein eisiger Windstoß peitscht ihm ins Gesicht.

Ein schwarzes Pferd, ein schwarzer Mann,
Erscheint vor dem alten Greis.
Er sich vor Furcht nicht rühren kann,
Sein Gesicht nimmt an die Farbe weiß.

Der Reiter mit dunkler Stimme spricht,
Er werde ihn nun führen fort,
Dorthin wo niemals ist Licht,
An einen unbekannten, trostlosen Ort.

Der Alte jammert, zittert und wimmert,
Fleht um Mitleid und um Gnade.
Den schwarzen Boten dies nur wenig kümmert,
Auch wenn der Greis sich (auf dem Boden) windet wie eine Made.

Plötzlich sammelt das Männlein all seinen Mut.
Es springt auf und schlägt ein auf den Reiter.
Es entlädt all seine Wut,
Und attackiert ihn immer weiter.

Etwas Silbernes blitzt auf im Mondesschein,
Ein erstickter Laut tönt aus der Kehle des Alten;
Er sackt zusammen, kann sich nicht mehr halten,
Denn taub ist auf einmal sein Bein.

Am nächsten Morgen, hinter einem verkrüppelten Rosenstrauch:
Gerade erwacht die Sonne mit neuer Glut,
Der Alte liegt dort in seinem getrockneten Blut,
Eine silberne Klinge steckt in seinem Bauch.
Seine Spur zurückverfolgend gelangt man zum Ort, wo alles geschehen,
Doch Abdrücke von Pferdehufen sind nirgends zu sehen...
 

http://www.webstories.cc 17.05.2024 - 21:05:06