... für Leser und Schreiber.  

Poesie der Wechseljahre (fünf Gedichte)

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© Rolf-Peter Wille   
   
Mein Schätzchen im Garten


Ich stieg hinab in meinen Garten,
Mein Gärtchen der Fossilien,
Grub lustig um mit einem Spaten,
Fand dort versteinert unter Lilien
Mein Schätzchen und gar manche Arten
Verblühter Crocodilien.

Schau, süßer Geist der Nostalgie,
Was suchst, entschaufelt, Du bei mir
In meiner saub'ren Klause?
Schleich nicht so sacht um meine Tür
Und schlüpf mir nicht ins Hause!

Ach, Schätzchen mein im Garten,
Magst nicht ein wenig warten?


Ein Banause

Ich wandelte entrückt, in dichterischer Stimmung,
Inmitten frühlingssüchtiger Natur.
Und, ach, es öffneten sich Aug und Ohr
In leis poetischer Gesinnung;
Ich lauschte schon verzückt dem Chor, dem engelsgleichen!

Mein Geist jedoch, befangen in Verdummung,
Versank im Nu in trüben Schattenreichen
Der einsam dunklen Geistesleichen.
Und aus den müden Teichen der Verstummung
Trieb kaum ein dumpfes Wort empor.

So schritt, betrübt, ich denn nach Hause,
Mein Sinn verstrickt in die Ungeistigkeit
Von meiner dichterischen Pause.
Verzückter Drang nur, ein Banause,
Mag wandeln in der Ewigkeit.


Schnee


Meine Seele, brauchst Du Seife?
Hast Du denn, trotz Deiner Reife,
Schon das Reinigen vergessen,
Niemals Seife selbst besessen?

Deine Reinheit ist das Eis.
Deine Seife ist der Schnee.

Tut es auch dem Körper weh
Dieses schneidend kalte Weiß:
Dieses stetig sanfte Fallen
Von zerschmelzenden Kristallen,
Dieser weißen, leichten Flocken
Ewig leises, weiches Locken
Ist die Reinheit der Idee.


Schweigen

Ich selbst bin alt.
Entsetzliches Gesichte!
Nicht er. Nicht sie. Nein, ich!
Nicht dann, nicht bald?
Nein, jetzt, wenn ich dies dichte.

Und du, wenn du dies liest,
Nicht dann, nicht bald, nein: Jetzt!
Und ich bin kalt,
Vielleicht,...bereits...
(Doch werden diese Zeilen
Als Geist dich schon ereilen.)

Bedenk dann, daß auch du zuletzt,
"Warte nur - balde ..."
Und er, und ich,... und Du
Wir schweigen so ruhig im Walde.


Vergänglichkeit

Vergänglichkeit, Vergänglichkeit,
Verlaß mich nicht im Grabe;
Damit sich noch manch Würmchen dann
Am faulen Fleische labe.
 

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