... für Leser und Schreiber.  

der eine zu sein_to be the one

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© Marco Frohberger   
   
Die Stille war wie ein Segen Gottes, nach dem Sturm, der alles durcheinander gebracht hatte. Der Wind hatte sich ohne Abschied verzogen und ein Laubmeer auf den Straßen hinterlassen, welches in bunten Farben leuchtete. Wie stille Botschafter einer vergangenen Zeit, die wir uns nicht mehr in Erinnerung rufen möchten, segeln die Blätter von den Bäumen zu Boden. Eine Reise zwischen Himmel und Erde, die Gegenwart und Zukunft zum Stillstand zu bringen scheint - nur für einen kurzen Moment. Ein Moment, in dem einfach alles anders zu sein scheint.
Die Stille verlor sich plötzlich, als ein Auto mit knatterndem Motor in die Straße bog. Auf einmal wurde alles in seinem Ursprung auseinander gerissen, die Stille, der Flug der Blätter, die mit Laub bedeckte Straße, Gegenwart und Zukunft. Langsam fuhr das Auto die Straße entlang, als fürchte sich der Fahrer vor dem, was ihn erwarten könnte. Alles war so still und friedlich gewesen und jetzt das störende Motorengeräusch, dass die sich wunderschön vorzustellende Seifenblase zum platzen brachte. Er fuhr ein paar Meter, bis er vor einem Haus hielt und gleich gegenüber parkte. Die Einfahrt zur Garage des Anwesens stand offen. Er saß einen Moment lang im Auto und starrte auf das Haus. Der Junge haderte mit dem Gedanken, auszusteigen. Es war so bedrückend still und er hatte Angst, dass es gleich nicht mehr so sein würde. Beängstigend war es für ihn, da er versuchte, seine hervorquellenden Tränen zu unterdrücken. Trotz allem öffnete er wenig später die Tür und stieg aus. Zielstrebig lief er zum Haus und klingelte an der Eingangstüre. Was er in diesem Moment fühlte, ist so unsagbar wie die Zukunft selbst, die wir uns zu schaffen versuchen.
Es zogen dunkle Wolken über das Haus, bis sich die Tür endlich öffnete und der Junge seine Chance bekam. Vorsichtig wie ein scheues Reh, betrat er das Haus. Er wirkte sehr aufgeregt und etwas unbeholfen, doch behutsam schloss er die Türe hinter sich und verschwand in dem stillen, mächtigen Haus mit seiner einladenden Einfahrt und den ehrfürchtig dunklen Fenstern, die zwar keinen Einblick boten, aber umso mehr einen Ausblick auf das, was sich draußen abspielte.
Keine Menschenseele weit und breit, nur das unheimliche Zittern der Baumkronen und das gemächliche Schauspiel der Blätter, die durch die Luft wirbelten, vom Boden aufstiegen, um sich an einem anderen Platz wieder nieder zu lassen. So still es auch in dem einen Moment war, so sehr veränderte sich alles auf den anderen Augenblick. So wie sich der Wind von diesem Ort verzog, so sehr setzte sich die Stille der Zeit hernieder und legte alles in einen tiefen Schatten der Zeitlosigkeit. Als entzöge man der Luft ihren Sauerstoff, dem Himmel das Blaue und der Welt ihr Leben. Doch die Veränderung hielt nicht still.
Mit einem kräftigen Schwung riss der Junge die Haustüre auf und stampfte verbittert zurück zu seinem Auto. Nahezu festgefroren hielt er den Blick zu Boden gerichtet und lies sich magisch von seinem Auto anziehen, ohne sich umzudrehen, ohne einen letzten Blick, ohne jegliche Hoffnung. Ironischerweise war es seine innere Unruhe, dieses aufgewühlt sein, die ihn dazu brachte, nicht zu explodieren, sondern weiterzugehen, ins Auto zu steigen und wegzufahren. Er ignorierte die plötzlich auftauchende blendende Sonne, die ihm in die Augen stach und er ignorierte auch die Tatsache, dass er noch nicht alles im Leben verloren hatte. Mit steinerner Miene zog er den Schlüsselbund aus seiner Jacke, öffnete das Auto und setzte sich hinein. Die Tür knallte er mit aller Kraft zu und in dem lauten Geräusch, das er damit hinterließ, schien er diese Kluft zwischen Leben und Sterben ein bisschen mehr verloren zu haben. Entgegen all seinen Prinzipien verschwand seine Geduld für das Unerwartete. Er startete den Motor und fuhr mit quietschenden Reifen los. Es war schon ein beängstigender Moment, als er mit einer Geschwindigkeit losfuhr, die jeder Regel strotzte. Kein Gewissen, weder Vernunft noch Zuversicht zwangen den Jungen dazu, in sich zu kehren und all das um sich herum zu vergessen, langsamer zu werden und sich nicht der Gefahr auszusetzen, dass etwas Furchtbares geschehen könnte. Ein letzter Blick in den Rückspiegel ließ ihn die Konturen des Hauses erahnen, in dem nun seine Freundin saß, allein, eine gleichgültig gewordene Person in einer großen Welt wie dieser, die einmal seine Freundin war.
Wie ein von allen Ketten losgerissener Rebell preschte er auf die Hauptstraße hervor, wusch alle Sicherheitsvorkehrungen aus seinem Bewusstsein und konzentrierte sich lediglich auf die Straße, die ihn in seine Zukunft führen sollte. Sein Fuß stand auf dem Gas, der linke regungslos in den engen Fußraum gebohrt. Seine Augen füllten sich mit Tränen und sein desorientiert sein wurde zu einem Glückspiel zwischen Leben und Tod. Mit ungebremstem Elan fuhr er mit unglaublicher Geschwindigkeit den kleinen Hang hinunter, der unter einer Unterführung durchführte. Völlig apathisch saß er hinter dem Lenkrad und versuchte, die Linie zu halten. Er verlor jeglichen Sinn, der ihn einmal dazu gebracht hatte, sich glücklich zu fühlen.
Doch plötzlich kehrte er für den Augenblick einer Reaktion zurück in seine existente Welt. Er fühlte sich frei, ohne zu lügen und ohne blind zu sein vor jeder Wahrheit. Auf einmal riss er das Lenkrad herum und steuerte sein Auto direkt vor den Sattelschlepper, der ihm auf der Gegenfahrbahn entgegen kam. In nur einem augenblicklichen Moment dieser Gegenwart zerschellte sein Auto in tausend Teile, wie die donnernde Welle, die gegen einen Wellenbrecher klatscht und sich im weiten Meer verliert. Und so verlor auch er sein Leben unter den vielen Lebenden auf dieser Welt.
Alles änderte sich Schlag auf Schlag, alles wurde urplötzlich still, verstummte zu einem trauernden Klang, den die Musik in den Tag spielte. Die stummen Zeugen waren die Bäume, deren Kronen sich im leichten Wind wogen und die raschelnden Blätter, die das Unfallauto mit bunten Farben bedeckten.

Es war noch früh am Morgen, als es an der Tür jener Freundin klingelte, an der der verstorbene Junge gestern noch gewartet hatte. Er hatte auf seine zweite Chance gewartet, doch die wurde ihm nicht zuteil und so bestürzt er aus dem Hause gekommen war, ist er seinem eigenen Schicksal gefolgt. Heute machte sich die ehemals feste Freundin des Jungen schwere Vorwürfe.
Sie öffnete die Tür und die Person, die vor ihr stand, versetzte sie in einen stockend verschlagenen Rhythmus ihres Herzens, das zu zerbrechen schien. Sie konnte nicht glauben, was sie sah und sie konnte nicht fühlen, was sie glaubte, zu sehen. Chris stand vor ihr, der Junge, der gestern noch um seine zweite Chance gebeten hatte und anschließend in den Tod gefahren war. Doch die Zeit hatte alles verändert, jetzt stand er leibhaftig vor ihr und lächelte sie an, als wäre die Zeit eine andere, als sie wirklich sein sollte.
Melanie brach in Tränen aus, denn sie konnte nicht glauben, was eben geschah. Wie konnte das möglich sein, wenn man seine Leiche gestern Abend noch wegtransportiert hatte? Sie fürchtete sich auf einmal vor der Wahrheit.
?Chris??, fragte das vor Unfassbarkeit zitternde Mädchen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte.
Chris schien sich selbst in einer Art Dämmerzustand zu befinden, denn sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Alles um ihn herum verlor sich auf einmal in einem gleißend weißen Licht. Plötzlich wirkte er orientiert und versuchte die Hand seiner Freundin zu greifen, da war es zu spät, hatte er sich doch bereits zu weit von ihr entfernt. Er sah sich zwar um, aber er konnte außer dem gleißenden Licht nichts anderes mehr erkennen. Selbst das Bild seiner Freundin verschwamm direkt vor ihm. Er fühlte, dass er keine Luft zu holen brauchte, weder sein Herz schlug, noch spürte er den Drang dazu, sich zu bewegen. Die innere Leere in ihm zwang ihn dazu, alles um sich herum zu vergessen. All die Erinnerungen, Empfindungen, all seine Wünsche und Träume verloren sich in einem tief gegrabenen Loch, das vor ihm klaffte. Er sah seine Träume, seine Hoffnungen, wie sie aus ihm wie Lichtstrahlen heraus stießen und in dem Loch verschwanden. Einen Augenblick später wurde alles schwarz.

Mein Name ist Chris und ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Ich stehe hier inmitten einer breiten Straßen, die sich vor meinen Füßen in die weite Ferne erstreckt, so weit, dass ich ihr Ende nicht einmal nur annähernd erahnen könnte. Um mich herum ist dieses grelle weiße Licht, dass mich noch immer blendet, doch je mehr ich darüber nachdenke, wo ich mich befinde, so offensichtlicher wird für mich die Tatsache, dass ich nicht mehr dort bin, wo ich vor dem Unfall war. Es ist dasselbe grelle Licht wie zum Zeitpunkt, als der Notarzt mit seiner Taschenlampe in meine Augen leuchtete. Das einzige, das ich erkennen kann, ist die weite Straße. Wohin mag sie wohl führen?
Jetzt stehe ich hier und habe Angst, denn ich weiß nicht, was ich tun soll. Wo befinde ich mich und welcher Weg wird der richtige sein? Alles ist so grell, dass ich nichts sehen kann. Selbst ich scheine zu leuchten, denn ich erkenne nicht, was für Kleidung ich trage. Weder der Himmel noch die Erde zeigen mir eine Möglichkeit, mich zu orientieren. Doch auf einmal ist dieses verschwommene Gesicht vor mir, als träumte ich. Dieses Gesicht, in das ich mich vor mehreren Jahren verliebte, Melanie. Meine innere Stimme vermochte sie zu rufen, doch stumm stand ich wie festgenagelt auf der Straße. Greifen wollte ich nach ihr, doch schien ich wie gelähmt in einem zeitlosen Raum zu stehen, dessen Ausgang ich erst zu finden hatte. Schluchzend wusch sie ihre Tränen aus dem Gesicht, ich wollte ihr helfen, aber alle Macht verwehrte mir die Chance, sie in den Arm zu nehmen. Ich fühlte mich wie auf der anderen Seite der Welt, als schaue ich aus einem Fenster und beobachte jenes Leben, dass ich nicht mehr führen darf.

?Chris, was ist mit dir? Sag doch etwas!?, flehte Melanie um ein Wort ihres geliebten Freundes. ?Es tut mir alles so Leid, bitte glaube mir?, versuchte sie ihn milde zu stimmen. Doch sein auftauchen verwirrte sie. Er rührte sich nicht, bewegte sich nicht und seiner Mimik nach zu urteilen, schien kein Leben in ihm zu sein.
Auf einmal drehte er sich um und ging. Verstummt sah sie Chris nach und wollte ihm hinterher, als seine Figur scheinbar mit dem Wind hinfort getragen wurde. Er war wie vom Erdboden verschwunden, als begleite ihn ein Engel auf seinen Weg nach oben. Sie brach in Tränen aus.
Die Szenerie schien die gleiche zu sein, wie am Tag zuvor, als alles still war, das Laub vom Baum segelte und die Straße mit bunten Farben bedeckte. Als die dunklen Wolken über den Himmel zogen und den Eindruck erweckten, die Welt würde sich verändern.

Wie gemeine Lichtblitze brechen diese merkwürdigen Bilder an mir vorbei. Es macht den Eindruck, als würden sie sich gegenseitig aus dem Weg gehen, während ich krampfhaft versuche, zu erkennen, was vor meinen Augen geschieht. Ich kann nicht sagen, was sich hinter dieser mysteriösen Fassade verbirgt, dennoch glaube ich fühlen zu können, was es bewirken soll. Es müssen Erinnerungen aus meiner Vergangenheit sein oder täusche ich mich da? Meine Unsicherheit lässt mich rätseln und so stehe ich mitten in einem gleißenden Licht, wohingegen die anderen Menschen um mich herum an mir vorübergehen, als würden sie mich nicht wahrnehmen. Im Zentrum einer gewaltigen Stadt stagniere ich auf der Hauptstraße und so schnell ich auch wahrnehme, wie laut dieses sich nähernde Pfeifen in meinem Ohr wird, so verblasst diese undurchlässige weiße Hülle um mich herum und lässt mich wie aus dem Nichts mitten auf dieser Straße, in einem weißen Gewand, allein stehen.
Plötzlich merke ich, wie ein Lastwagen direkt auf mich zurast, während der Fahrer schweren Mutes nicht zu glauben vermag, was in diesem Moment passiert. Er drückt auf die Bremse und hofft, dass es nicht geschehen mag. Wie versteinert richte ich meinen Blick auf den des Fahrers und gehe einen Schritt zur Seite, als der Laster quietschend und zitternd an mir vorbeirauscht und nur ein Paar Meter dahinter zum erliegen kommt. Erst jetzt begreife ich wirklich, was geschehen ist. Fassungslos stehe ich in diesem dünnen Gewand auf der Straße und weiß nicht, was ich tun soll. Geschockt sehen mir die Passanten ins Gesicht und ich war verwundert, dass sie mich sehen konnten. Und da war es, dieses grelle weiße Licht, welches mich in diesem Augenblick erblinden lies.
?Können Sie mich hören??, fragte eine leise Stimme. Als ich meine Augen wieder öffnete, befand ich mich im Krankenhaus. Ich lag allein im Zimmer und der sterile Geruch stieg mir in die Nase. Zum ersten Mal spürte ich, dass ich noch lebte. Ich sah dem Arzt tief in die Augen und lächelte ihn bedächtig an.
?Ja, dass kann ich.?
?Wissen Sie, was mit ihnen geschehen ist??, fragte er neugierig, während ich im Unterbewusstsein alles noch einmal erlebte, als wäre es wirklich real gewesen.
?Ich habe erfahren, was viele Menschen sich erhoffen, suchen, aber nur wenige ereilt und finden. Ich habe es gesehen, dieses Licht, als wäre es ein neuer Anfang. Ich glaubte in meinem Innersten, verloren zu sein und doch gab mir dieses Licht die Hoffnung, zu atmen, zu leben und zu fühlen. Ich glaube, jeder Mensch hat eine Wahl, sich für das richtige zu entscheiden. Doch nicht jeder bekommt die Chance, von vorne zu beginnen, eine zweite Chance und diese zu nutzen, ?der eine zu sein?, zurückzukehren und alles anders zu machen. Vielleicht bin ich dieser eine, der Mensch, der von Gott die Wahl bekommen hat, einen neuen Anfang, einen anderen Anfang zu finden.?

Chris war offen und ehrlich, wie er es nie gewesen zu sein scheint. Er stieg aus seinem Bett und der Arzt schaute ihn verblüfft an, als stünde er sich einem Wunder gegenüber, dem er keinen Glauben schenken wollte.
?Wohin wollen Sie??, fragte der Arzt, während er versuchte, dass zu verhindern.
?Sie können nicht verhindern oder ändern, was nun vorherbestimmt ist. Sie können eine Sache nicht ändern, die bereits so festgelegt ist.?
Chris zog sich andere Kleidung über, die ihm vom Krankenhaus gestellt wurde, eine Jeans und einen dunkelblauen Pullover. Er fühlte sich wie neugeboren und er wollte gerade diese Möglichkeit nicht aufs Spiel setzen.
Im Leben haben wir so viele Möglichkeiten und wir vertun sie alle, in dem wir ihnen keine Zeit oder Aufmerksamkeit schenken. Chris hatte diesen Weg jetzt verstanden und er wollte nicht wieder den gleichen Fehler machen. Er fühlte sich geborgen und wohl in seiner neuen Haut, als wäre er von einem Ort gekommen, aus dem es normalerweise kein zurück gegeben hätte. Ihm war Bewusst geworden, dass er eine neue Chance bekommen hatte, wie sie nicht viele bekommen.
Er drehte sich zum Arzt um und sah ihn mit einem funkeln in den Augen an. ?Ich werde jetzt nach Hause gehen?, sagte Chris mit leiser Stimme und verschwand aus der Tür. Als der Arzt ihm hinterher wollte, war Chris schon fort.

Ich stand zwischen Tür und Angel, zwischen einer Berührung, die mein Leben verändern sollte. Zu einer Zeit hatte ich alles gegeben, doch zuviel verloren um zurückzufinden zu den Dingen, die für mein Leben von Bedeutung sind. Wieso musste erst all dies Geschehen, der Tod, das zurückkehren in mein eigenes Ich im hier und jetzt, bevor ich erfahren konnte, welches Geschenk das Leben ist? Ich hatte Angst gehabt alles zu verlieren und ich verlor, doch gewann ich zurück, was ich verloren glaubte. Und jetzt stehe ich hier, in meinem Zuhause, zwischen Tür und Angel und überlege, dass das hier mein Zuhause nicht sein kann, nicht mehr. Ich drehte mich um, stieg in mein Auto und fuhr los. Mein Ziel direkt vor Augen, ich konnte an nichts mehr anderes denken.

Als Chris in die Straße bog, langsam bis zu dem Haus fuhr und das Auto auf einem markierten Platz abstellte, da wirkte er erleichtert. Dies war jetzt seine zweite Chance, auf die er so sehnsüchtig gewartet hatte. Er stand wieder vor diesem unscheinbaren Haus, von außen so unantastbar, doch innen so warmherzig und Wohlbesonnen, dass er sich nach den zurückliegenden Momenten in seiner Vergangenheit zurücksehnt. In seinen Augen funkelte das Flehen nach dieser Zeit, er suchte die Blicke seiner Freundin, die ihn bereits aufgegeben hatte, als er an diesem Laster endete. Doch Chris hatte die einmalige Chance bekommen, ein zweites Mal an dieser Tür zu klingeln, zu warten und zu hoffen, dass er hereingebeten wurde. Doch um das Verständnis war es mit Sicherheit weit hergeholt und so trotzte er seinem Befinden, es nicht wagen zu wollen, wo doch er gerade diese Chance erhalten hatte.
Vor seiner Gestalt segelten die Blätter zu Boden und der Wind spielte in seinem kurzen braunen Haar. Er spürte das gewaltige Leben in seinen Fingerspitzen und die Natur, wie sie zu leben vermochte, ihre Lebendigkeit geradezu aussprühte. Wehmut und Ängstlichkeit zierten seinen Gesichtausdruck, wie die Wahl wohl aussehen würde. Er wollte Melanie zurück, denn sein Herz sehnte sich nach dem ihren.
Chris war mutig und lies sich nicht von den Gedanken abbringen, die ihn zu einer Rückkehr hätten entschließen können. Er war der Junge, der es geschafft hatte, ?der eine zu sein?, die unglaubliche aber wahr gewordenen Gelegenheit, von vorne zu beginnen.
Wie ein schwarzer Film zog es über seine Augen, als verliere er jeglichen Bezug zur Realität. Ein weißer Schleier tauchte vor seinen Augen auf, es war Melanie, die ihm zuvor gekommen war.

Weißt du, es ist, als wäre man auf der anderen Seite der Welt gelandet und man würde die eigene Welt, in der man sich soeben noch befunden hat, mit seinen eigenen, vor allem aber doch, mit anderen Augen sehen. Ein Blick mit Abstand, der viele Wahrheiten offenbart und mehr im Unklaren lässt, als einem selbst lieb zu sein scheint. Doch haben wir alles in der Hand, um dem entgegenzuwirken, was schlecht und falsch ist. Wir selbst sind eine Zukunft und wir allein haben die Möglichkeit, Dinge zu ändern, wie wir sie uns niemals zu erschaffen getraut hätten, wenn wir nicht selbst davon wüssten. Ich hatte die Chance, ?der eine zu sein?, noch einmal von vorn zu beginnen, dass habt ihr alle sicherlich nicht. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt.
Die Zukunft liegt in unseren Händen, also sollten wir lernen, damit umzugehen, damit wir sie nicht noch mehr zerstören! Das Leben ist doch das Feld der Träume, auf dem wir uns zu betten versuchen.
 

http://www.webstories.cc 02.05.2024 - 10:49:30