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Türkischer Antikriegsfilm

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©  ThiloS   
   
Also, eigentlich wollte ich mir irgendeinen Gruselfilm anschauen, wo entweder Blut fliesst und/oder mir in den Adern gefriert, aber die gepiercte Minni-Maus in der Videothek hatte wohl ihre schlechten Tage und hat mir den falschen Film in die Box gelegt. Als ich den Deckel öffne, springt mir der Titel "Gallipoli" ins Auge.

Nun, als geschichtlich interessierter Laie weiß ich, daß Gallipoli im ersten Weltkrieg ein Battlefield und so ziemlich die einzige nennenswerte Schlacht war, die unsere türkischen Mitbrüder in den letzten 2002 Jahren gegen eine Armee des Abendlandes gewonnen haben und ich denke: sieh´s Dir mal an, ist bestimmt ein (Anti-) Kriegsfilm.

Schon die Titelmusik kommt mir türkisch vor. Eine Sängerin heult irgendwie orientalisch und macht Geräusche, wie eine Katze, der ein 100-Kilo Mann auf dem Schwanz steht. Die Kamera wackelt und zittert, die gefilmte Landschaft macht den Eindruck, als würde der Typ hinter der Super-8 Kamera gerade ein Erdbeben erleben.

Als schließlich die Darsteller in den Screen geblendet werden wird mir klar, daß ich einen komplett türkischen Film im Videorekorder habe. Da flackern dann so Namen wie "Ahmed Dögürül" oder "Kemal Ögertürk" ins Bild, von denen ich ausgehe, daß sie so etwas wie die erste (und einzige) Garde der türkischen Filmindustrie darstellen. Überhaupt macht der Vorspann irgendwie den Eindruck von "Wohnzimmerproductions proudly presents"......

Und dann gehts richtig los: Ein wackeliger Schützengraben ist zu sehen, darin ein wackeliger türkischer Soldat, der eine Mischung aus Turban und Tropenhelm auf dem Kopf hat, der so ein bischen an ein halbfertiges Papierboot aus Zeitungspapier erinnert. Der türkische Landser hat den unvermeidlichen Oberlippenbart unter der Nase zittern und sieht auch ein
wenig schmuddelig aus. Er hebt den Kopf und schaut aufs Meer hinaus. Die Kamera zeigt, wie seine Augen groß werden. Halbtotale. Der Soldat murmelt etwas wie "Gökürük", was vielleicht "Scheisse" heißt, aber natürlich auch "Apfelkuchen" bedeuten könnte. Dann reißt er das um den Hals gehängte Fernglas hoch und Freund Wackelkamera lässt uns an der Fernglasperspektive (die eigentlich eine FernROHR-Perspektive ist, da nur EIN Kreis zu sehen ist) teilhaben: weit draußen auf dem Meer wird eine riesige Flotte von Plastikdampfschiffchen sichtbar.

Der Soldat ist aufgeregt wie ein Huhn bei der Futterausgabe und wieselt zu seinem schmuddeligen Kommandeur, der in einem schmuddeligen Gefechtsstand hockt und macht atemlos und überraschend zackig Meldung, so in die Richtung "Hüllegürökhalallabat" oder so, worauf der bisher ruhig vor sich hinschmuddelnde Offizier wie von der Tarantel gestochen aufspringt und sich mit "Würüküst" oder so der Meldung versichert, um dann wie ein Irrer an einem Feldtelefon herumzukurbeln und seltsamer Weise auch atemlos seine
Meldung macht, die sich auch wie "Hüllegürökhalallabat" oder so anhört.

Szenenwechsel: Ein junger, schneidiger, türkischer Offizier mit irgendeiner verhüllten Tusse. Zu meiner Überraschung hat er keinen Bart und die Uniform ist tatsächlich sauber, auch, wenn unser Freund besonders hellbraun im Gesicht ist, was natürlich auch an der wirklich erschütternd schlechten Qualität des Filmmaterials liegen kann. Augenscheinlich heiratet der einzig stramme Soldat der türkischen Armee heute. Der hellbraune Brautvater (vielleicht auch der Vater des Offiziers oder der Onkel der Nichte mütterlicherseits, wer weiß?) hält gerade eine Rede, als die Tür auffliegt. Ein schmuddeliger Soldat mit Oberlippenbart purzelt einmal mehr atemlos in den Festsaal, stolpert wackelig auf unseren wackeren Bräutigam zu und drückt ihm ein zerknautschtes Papierstückchen in die Hand. Mein zitternder
Kameramann lässt mich gnadenlos am Inhalt des Briefchens teilnehmen und das einzige Wort, das ich entziffern kann ist "Gallipoli". Dem Protagonisten scheint es genauso zu gehen, denn er hebt langsam, aber auch irgendwie heroisch den Kopf und flüstert, quasi wie zur Bestätigung eines Menetekels: "Gallipoli". Übrigens wird dies das einzige Wort im ganzen Film sein, das ich WIRKLICH verstanden habe.

Wie auch immer. Der schneidige Offizier ist plötzlich aufgeregt wie ein Hund vorm Stöckchenwerfen, im Nu ist die ganze Hochzeitsgesellschaft um ihn versammelt und er erklärt hektisch, was Sache ist. Der Brautredner quatscht ihn noch von der Seite voll und drückt ihm männlich die Hand, die Schleiertusse schluchzt und gibt ihm noch einen Kuss und dann eilt unser tapferer Freund mit klappernden Absätzen nach draußen, wo schon der
schmuddelige Briefträger mit zwei schmuddeligen Gäulen seiner harrt. Der Held springt auf einen der Klepper, zaubert irgendwoher plötzlich einen dieser seltsamen Papierhelmchen, schwenkt diesen noch, ruft was Heroisches wie "Högürük Türkcerdrück" , das Pferd steigt männlich und hoppelgaloppel und fort sind sie, Türkenheld und Briefträger. Noch kurz eine
wackelige Großaufnahme von den Augen der Braut, die sich mit Tränen füllen und dann Szenenwechsel.

Eine Reihe von schmuddeligen Papierhütchensoldaten ist angetreten, durch die Bank unrasiert und natürlich haben alle eine Rotzbremse im Gesicht. Sie machen einen demotivierten, ängstlichen Eindruck, was ich nachvollziehen kann, denn wer will sich schon mit einem Papierhut in die Schlacht stürzen? In der Ferne grummeln die Geschütze, von denen ich annehme, daß sie von den englischen Schiffen stammen. Unser rasierter Schönling steht vor Ihnen und versucht, dem armseligen Haufen Mut zu machen. Er macht das ungefähr so wie Goebbels im Sportpalast. Zuerst "hüllehülle, ögercür" und die Soldaten
brummeln etwas wie "Mörkvomörk", aber jetzt wird der Held laut. Er brüllt "Tekgöktürk?" und die Schmuddelkinder jubeln zurück. Dann brüllt er so etwas wie "Kardeseler Döner?" und die Papphutkameraden jubeln lauter zurück. Und jetzt setzt unser schneidiger Offizier noch einen drauf, schreit "Ögertours Döner Kebap Istanbul Ankara Kreuzberg?" und jetzt sind
die Feiglinge von eben geradezu euphorisch, schwenken die Hütchen, "Türkcerdrück" und "Hallali" und Jubel und wir wissen: jetzt geben sie alles.

Und Szenenwechsel. Ein Schlachtfeld. Massigst sieht man Türken wie die Hasen rennen, als gäbs ein Sonderangebot bei Aldi, Granaten krepieren in der Luft, Maschinengewehre tackern, hinter ihnen krabbeln Engländer oder Australier oder anderes Commonwealth-gesocks, die Suppenteller als Helm auf dem Kopf haben, in und aus den wohl ehemals türkischen Schützengräben und ballern aus allen Rohren und zerschnetzeln zu Recht mit ihren Bajonetten brave, schmuddelige türkische Mitbürger in kleine, handliche Teile. Im
Maschinengewehrnest am Rande des verwüsteten Schützengrabens hat es besonders gemein aussehende Briten, die laut und dreckig lachen, während sie die armen Türken-Boys wie auf dem Schießstand abballern. Also, so richtige Killerdrecksäcke, die wohl auch ihre Ehefrauen schlagen. Sehr unsympathisch.

Irgendwo zwischen den flüchtenden Morgenlandbewohnern befindet sich Freund Bräutigam, der sich gerade mit einem angeschmuddelten, oberlippenbärtigen Unteroffizier hinter ein Steinmäuerchen in Deckung schmeißt. Beide sind atemlos und anscheinend ist unser bartloser Held empört, weil seine Uniform die einzige in der türkischen Armee ist, die immer noch nicht verdreckt ist. Der Gefechtslärm nimmt etwas ab. "Göküler" keucht der Held, "
Hülledöner Antalya Ahmed würgjürgen". "Lückebüsser" keucht der Unteroffizier zurück. Der Protagonist wischt sich den Schweiss von der Stirn, er ist merklich erschöpft.
Aber er redet eindringlich auf den Unteroffizier ein: "Högürük, Müllhülde üst schmüddülüg" und das Gesicht des Unteroffiziers hellt sich auf. Man merkt, die beiden hecken einen dreckigen kleinen Plan aus.

Szenenwechsel. Es ist Morgen. Türkische Vögel, die keine Bärte haben, zwitschern in der Luft. Die Kamera zieht wackelig auf, auf dem gestrigen Schlachtfeld wallt leichter Nebel zwischen den Stacheldrähten und gefallenen Oberlippenbartträgern. Das Klappern des Essbestecks der Tommis ist zu hören. Dramatisches Gitarrenriff, die Sängerin stimmt ihr
Katzengejammer an und die Kamera flutscht zur Nahaufnahme aufs Schlachtfeld. Und wer krabbelt da bäuchlings im Nebel mit dem Messer zwischen den Zähnen? Es ist Süpertürk mit dem leicht dicklichen Unteroffizier, der sich mit schabenden Geräuschen auf das dreckige
Engländer-MG-Nest mit den fiesen Frauenprüglern zuwindet. Hauahaua, wenn das man gut geht, denke ich mir.

Aber die Engländer sind unvorsichtig, denken, sie haben die Papierhuträger schon im Sack und lärmen und lachen wie auf einem Schulausflug. Und so schaffen es die beiden Lokalmatadore unbeschadet bis zu den Sandsäcken der feindlichen Stellung, springen wie Kastenteufelchen auf und machen wohl auch diesen Eindruck auf die Schweineengländer hinter dem MG, denn die Kamera zeigt zur Abwechslung jetzt schreckgeweitete Engländeraugen. Ich kann das nachvollziehen. Da sitzt Du morgens harmlos beim Frühstück und plötzlich steht ein Türke mit Papierhut und Messer in der Kauleiste vor Dir. Eine entsetzliche Vorstellung.

Auf jeden Fall metzelt unser Protagonist fetzeldieschnetzel einen Engländer gleich weg, der dicke Unteroffizier wirft sich auf den MG zwo, wackelnde Nahaufnahme, dramatische Dudelmusik, der Dreckstommi fingert nach der Pistole im Halfter, Totale, um die Ecke kommt noch so ein Suppentellerkrieger gebogen, Heldentürk wirft sein Messer, trifft den Engländer ins Herz, der spuckt Blut und bricht mit einem gurgelnden Geräusch zusammen, die Hintergrundmusikmaus heult orientalisch, wieder Nahaufnahme, der zweite MG-Tommi kämpft mit der linken Hand gegen den dicken Unteroffizier, dessen Gestank ihm den Atem raubt und fummelt in Nahaufnahme immer noch nach der Pistole im Halfter.

Da. Jetzt hat er sie frei. Ein Schuß. Nahaufnahme von unten in das bartstoppelige türkische Unteroffiziersgesicht, der stöhnt, fiept und fällt mit offenen Augen auf die Seite. Im Hintergrund jault die Sängerin in höchsten Tönen. Die Kamera flutscht im Zoom auf den Hauptheld, der sich entsetzt umdreht und den Mund sperrangelweit offen hat. Dann brüllt er
sowas wie "Gökürük", was vielleicht "Scheisse" heißt, aber natürlich auch "Apfelkuchen" bedeuten könnte. Die Engländersau hat seinen besten Kumpel abgeknallt. Ekliger Bauchschuss.

Irgendwo hört der Spaß auf. Mit verzerrtem Gesicht springt der tapfere Muselmann auf den erschrockenen Ungläubigen, entwindet ihm die Pistole, die Sängerin heult, Nahaufnahme Pistole, Peng, Nahaufnahme Engländeraugen, Peng, Nahaufnahme Pistole, Peng, die Sängerin heult und jault, noch nähere Nahaufnahme Engländeraugen, Peng, Nahaufnahme grimmiges Heldengesicht, Peng, Totale, die Tommisau bricht blutend zusammen und Müstertürk stürzt auf den vor sich hin blutenden Unteroffizier zu, nimmt ihn in den Arm und
streichelt ihm ein wenig schwul über die Bartstoppelwange. Er weint. Der Unteroffizier lebt noch ein klitzekleines bischen, sieht aber wohl schon die Jungfrauen in Allahs Garten und sagt mit brechender Stimme noch so etwas ähnliches wie "Istanbül Mürcüdüs Bünz Kölle allaaf Bützje", dann knickt er den Kopf weg und der Zuschauer weiß - eben isser so tot wie die politische Kultur in Deutschland. Unser Held heult wie die Sängerin im Hintergrund, der Tod seines dicken Bartträgers geht ihm nahe, die Kamera zieht in die Totale von oben, Süpertürk lässt den Leichnam vom Knie gleiten, steht wackelig auf und zieht aus einem Leinenbeutel, den er plötzlich umhängen hat, eine Leuchtpistole, hebt heroisch den Arm und lässt heroisch eine heroische Leuchtkugel aus dem Lauf fahren. Und sofort stürzen
Tausende von Papierhutträgern aus dem Pinienwald hinter dem gestrigen Schlachtfeld und machen sich im Verhältnis 1000:1 über eine Handvoll Engländer her, die blöderweise noch im Graben hocken und jetzt einen Scheiß-Tag erleben.

Der Sieg ist großartig, aber noch nicht perfekt. Während die Türken noch im Schützen-graben herumwuseln und den ein- oder anderen abendländischen Invasoren schächten, kommt ein höherer Offizier mit Oberlippenbart auf unseren noch erstarrt im Mg-Nest doof herumstehenden Protagonisten zu und scheint ihm zu gratulieren und klopft ihm männlich auf die Schulter.

Unser tapferer kleiner Held salutiert artig und macht Meldung. Jetzt merkt man ihm schon den Stolz an, aber noch gehts nicht zurück zur Türkenbraut. Der General oder was auch immer klopft ihm nochmal aufmunternd auf die Schulter und deutet auf einen Hügel in nächster Nähe. "Würzbürg, Münchün, Nürnbürg, Üngülstadt" sagt er. Der Hauptdarsteller dieses cineastischen Sondermülls zaubert plötzlich von irgendwoher (Unterhose?) ein Fernglas und diesmal hat der Regisseur aufgepasst: durch die beiden Kreise wird auf dem
Hügel ein weiterer Schützengraben >schwenk< mit einem weiteren MG-Nest >schwenk< und einem Geschütz sichtbar. Ein lustiger Union-Jack flattert hinter dem Graben im Wind, damit Klarheit besteht, wer da den geheiligten türkischen Hügel besetzt hält.

Und zu jedem Schwenk erläutert der General "Grütze, Bütt, Hühnerkücke". Heldentürk setzt das Fernglas ab und salutiert. Der General nimmt spontan die Hand seines saubersten Soldaten, "Vüll Glück", klopft ihm schon wieder auf die Schulter und der Rächer der dicklichen Osmanen macht sich auf den Weg zu seiner Einheit, die wohl mittlerweile auch im Schützüngrabün angekommen ist.

Hei, was für ein Hallo. Was für ein Empfang. Eine ganze Menge schmuddeliger Oberlippen-bartträger enthüllen beim Freuen einen erschütternden Zahnstatus, klopfen unserem Helden auf die Schultern, johlen, klatschen, man merkt, die bewundern, ja, lieben ihren Saubermann ob seiner Heldentat. Aber Süpermann bleibt cool, hebt beschwichtigend beide Hände und deutet auf den Hügel. "Würzbürg, Münchün, Nürnbürg, Üngülstadt" sagt er und seine Soldaten verstehen. Ernst sehen sie plötzlich aus. Ernste, aber auch gefasste und
zuversichtliche Bartgesichter unter Papierhelmen. Sie ahnen schon, was jetzt abgeht.

Und richtig klettert unser schmaler Freund eine kleine Leiter an der dem Heidenhügel zugewandten Seite hinauf, hat nun plötzlich eine Trillerpfeife in der Hand und trillert.
"Stürmangrüüüüüüf". Jetzt ist auch die Backgroundjaulerin wieder da und jault und wimmert zu Ethnorythmen, was die Kehle hält, während in der Totale von oben die Oberlippen-bartträger in Massen aus dem Schützengraben sprudeln. Und alles bewegt und wallt in Richtung Hügel hinauf.

Aber das Feuer ist natürlich mal wieder zu stark! Immer wieder Nahaufnahmen von Papierhutträgern, die mit schmerzverzerrtem Gesicht, "aaaaargh", zusammenbrechen, "Ahuuuhaaahuuu" heult die Hintergrundmusik, es pifft und pafft und knallt und wir sehen wieder aus der Totalen von oben, wie die erste Welle zusammenbricht, die zweite aber nachdrängt, ein furchtbares Gemetzel und da passiert es: direkt vor unserem Istanbulrambo bricht der Fahnenträger der Türken getroffen zusammen.

Die Fahne fällt.

Die Türken sind starr vor Entsetzen.

Am starrsten vor Entsetzen ist Süpürheld, der mal wieder den Mund offen hat.

Die Musik verharrt auf einem Ton.

Oben von den Engländern klingt verständlicherweise Gelächter und irgendeiner ruft "Granaten" oder "Kanaken", so deutlich ist das nicht zu verstehen,

Das ist zuviel! Saübermann ergreift die Fahne, ein "Allllllaaaaah" ist über das Schlachtfeld zu hören und alles, was in den osmanischen Reihen gerade noch gewankt, gezappelt, gezittert und gepurzelt ist, steht nun wie ein Mann auf, "Hürräää", und sie stürmen den Scheiß-Hügel mit den Scheiß-Engländern und aaargh und heroische Musik, und Tommis schächten und
Bajonette, Blut und Metzel und at the height of the fighting stürmt der tapfere Türkenheld mit seltsamerweise blutbesudelter Uniform auf die englische Flagge zu und reißt sie herunter.

Da, Nahaufnahme, Achtung, GEFAHR, ein englischer Scharfschütze zielt auf unseren Protagonisten, die Kamera zeigt uns Süpermann im englischen Fadenkreuz, der Gefechtslärm wird ausgeblendet, es ist nur ein einziger, lange nachhallender Schuß zu hören.......

Stille.

Der bestrasierteste Türke seit Cem Özdemir dreht sich in Zeitlupe einmal um die eigene Achse, hält sich jedoch an der Fahnenstange mit der türkischen Flagge fest und blutet vor sich hin. Sein Blick schweift empor zur Fahne des heiligen türkischen Reiches.

Diese flattert stolz im Wind, zeigt, wer der Sieger im Hügelkampf ist, die Fahne, für die das Blut von so viel islamischen Gotteskindern geflossen ist. Der Held stirbt, aber er ergibt sich nicht. Die Fahne bleibt senkrecht stehen, auch wenn die Leiber um sie in Schlamm und Kot versinken. Ja, hier tritt ein echter Held, kerniger Mann, guter Freund, treuer Ehemann,
glücklicher Familienvater, Beschützer von Witwen und Beglücker der Waisen vor seinen Propheten.

Die Kamera geht in die Totale, Süpertürk windet sich immer noch zückend vor der Fahne, die er mit letzter Kraft aufrecht hält, seine angeschmuddelten Papierhuttiger wuseln etwas langsamer, schlachten noch den ein oder anderen sauberen Engländer ab, aber sie haben gesiegt, die Hintergrundmaus jodelt heroisch und getragen, die Kamera blendet über zu den weinenden Augen der ehemaligen Braut, die jetzt Witwe ist, blendet dann über zu einem
türkischen Kriegerdenkmal aus den siebziger Jahren und dann kommt die Schrift und eine vertrauenerweckende Männerstimme erklärt nochmal, worum es in den vergangenen 90 Minuten ging: "Gallipoli, hündertzweiündreißüg Türk döner kebab Atatürk Alanya Trüthahn Böklünder" oder so.

Doch, der Abend hat sich gelohnt. Immerhin weiß ich jetzt, worum es in dem Abspann geht und habe einen wichtigen türkischen Antikriegsfilm gesehen! Und ich habe einen wirklich gruselig schlechten Film mit viel Blut gehabt.

Nur eine Frage hätte ich noch:

Wie hieß der Hauptheld?

Rümbö?
 

http://www.webstories.cc 30.04.2024 - 11:31:34