... für Leser und Schreiber.  

Jane Bond&Ravilioli- eigentlich Strassenbahn

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© Nina Schepler   
   
Ja Mittag oder auch Nachmittag. Egal. Sonne scheint- anscheinend und ich bin da wo ich hingehöre. Am Schreibtisch. Wen interessiert das so genau, wenn ich hier sitze. Eigentlich niemanden. Egal.
Ich geh dann mal. Mal sehen. Was haben wir denn da? Ah, eine Straßenbahn. Trambahn genannt. Die fährt da so bimmelnd lang und ich? Ich steh immer noch genauso planlos herum. Kurz überlegen wozu meine Lust tendiert. Ah, ja. Eine Spritztour. In den Wagen gehüpft und Musik auf extrem laut und dann tendenziell auf turbo- laut. Die Lautsprecher dröhnen, der Bass brummt unter meinem Hintern und los. Dach runter, mal sehen, ein wenig rumprollen. Scheiß auf die angenervten Blicke, die solln mal locker machen. Ist ja schließlich schönes Wetter. Gutes Argument. Ich heiz mal der Trambahn nach. Einfach mal in die Stadt. Mal sehen was da so geht.
Mal einfach nur durch die Gegend nageln und so tun, als wäre man James Bond oder so. Hört sich gut an. Machen wir auch gleich mal die Musik dazu an. Und los geht’s, die Sonnenbrille auf meiner Nase ist wie eine Maske von Sean Connery in jungen Jahren. Ich kann förmlich den Revolver unter meiner Jacke spüren und den Dreier unter meinem Arsch hören. Los! Das ist cool. Die Männer schauen, doof. Na und? Noch nie ne Frau gesehen, die auf Bond macht? Vollidioten. Schon wieder die Trambahn. Insgeheim ernenne ich mich zum weiblichen James und sehe mich mit ner Knarre um die Häuser ziehn und nen extrem dicken Strahl pissen. Ein paar Agenten abballern und so tun, als wäre die Welt in Gefahr und ich bin der Retter.
Ha! Der Retter der Straßenbahn. Wollen wir ja mal sehen. Da, der Typ, der da aussteigt, der sieht irgendwie aus wie M. Brandauer. Was hat er denn da? Nen Revolver? Oh man, ich glaub ja. Ich fahre mit meinem Dreier an den Straßenrand, parke selbstverständlich im absoluten Halteverbot, weil das macht man so und gehe mit hochgeklappten Trenchcoat und großer gesichtsabdeckenden Sonnenbrille ganz unauffällig hinter her. Wenn ich mich nicht irre, sind das da Umrisse einer Knarre in seiner Plastiktüte, so groß wie mein Unterarm, mit der er da grade in die Bundesbank reinläuft. Ich glaube, ich geh mal hinterher. So nah wie möglich komme ich an ihn ran. Halte ihm meinen 4711er in den Rücken und knurre bedrohlich „Nun mal aber ganz schnell nach draußen mit Dir Bürschchen! Sonst knallts im Arsch!“ der Typ schaut irgendwie merkwürdig aus der Wäsche. Hab ihm wohl die Tour vermasselt, recht so! Als wir draußen stehen, dreht er sich um und grinst „Hab selten ne Frau gesehen, die am helllichten Tage in einem Supermarkt einen auf 007 macht!“
Da fährt die Trambahn wieder. Ich steig in den rostigen Polo zurück und zünde mir ne Kippe an. Soviel dann dazu! Ist ja nicht so, dass ich n Tagträumer bin oder so. Ich düse mit meiner Mühle heim und koch mir ne Dose Ravioli – was will man mehr vom Leben!
 

http://www.webstories.cc 19.05.2024 - 01:58:08