... für Leser und Schreiber.  

Wahnsinn

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© Julia D.   
   
Das Feuer im Kamin tanzt einen lebhaften Tanz.
Meine Augen sehen umher,
die Schatten die sich ziehen,
starren unbeholfen nieder.
Gerade erst geboren und ungeschickt wie nie.
Die Wärme hier im Raum, erstickt die eisige Kälte
und ich lehne mich tief im Sessel und seufze.
Der Abend ist gemütlich und mein Herz genießt die Ruhe.

Doch plötzlich
Ein leises Knarren,
die Dielen schreien,
mein Herz macht einen Sprung,
und aus dem Feuer starrt eine breite Fratze mich an.

Die Schatten wachsen
Werden bedrohlich,
greifen nach mir
und versuchen mich zu schnappen.

Ich springe auf und suche die Küche.
Da! Wieder ein Knarren.
Es kam von oben, nicht weit von mir.
Mein Herz es rast,
fleht um Gnade
und die Hitze im Haus lässt alles flimmern.

Die Uhr ruft Zwölf
Die Dämonen erwachen.
Die Geister tun die Augen auf
Und die Monster strecken sich.

Sei kein Frosch! Sag ich mir selbst und setzte zum ersten Schritt an.
Es geht leicht,
die Treppe wirkt normal.
Doch plötzlich ein leises Wispern.
Die Stufen wanken und meine Hände verkrampfen sich.
Ich suche halte und fasse ins Leere.

Das Knarren so laut wie nie,
mein Herz, mein Puls, mein Blut, alles steht.
Die Beine so schwer wie Stein,
versuchen den Berg zu erklimmen.

Schließlich ist es geschafft!
Der Flur liegt vor mir,
leise und still.
Nein, nichts Ungewöhnliches gab es hier.
Alles grau und trist.
Die Fenster zu und der Boden sauber.
Mein Heim wie immer.

Ich drehe mich um, will wieder runter,
da ruft wer meinen Namen,
leise, kaum zu hören kommt es aus dem Raum vor mir.
Mein Schlafzimmer?
Ich verharre, horche auf weitere Zeichen.
Kein Knarren, keine Stimme, alles ruhig.
Ich lache selber über mich.

Ein kratzen lässt mich zu Eis werden.
Woher? Wieder mein Schlafzimmer?
Die Holztür, ragte stabil und bedrohlich vor mir.
Ihre kräftige Statur wächst gigantisch
Und mir war, als riefe sie mich.

Ich bekomme Panik,
als der Griff sich leise dreht.
Meine Augen halten an ihm fest,
kämpfen an gegen diesen Zauber.
Es ist kalt und meine Haare bäumen sich auf.

Der Flur lacht,
die Fenster kreischen,
die Treppe wackelt,
die Tür kichert
und mein Herz schweigt.

Ich drehe mich um,
renne runter.
Raus! Raus! Denke ich nur.
Das Feuer brüllt laut aus dem Wohnzimmer
Und leise Schritte tippeln die Treppen runter.

Ich renne zur Haustür,
wische den Schweiß von der Stirn.
Ein kräftiger Ruck und die Tür springt auf.

Die schwarze Nacht liegt vor mir.
Ihr Maul klafft auf und droht mich zu verschlingen.
Eine Hand auf meiner Schulter
und ich renne los in ihren Schlund.

Meine Lunge brennt,
Die Augen glühn,
Die Muskeln krampfen,
Die Hände schwitzen.

Um mich rum nur lautes Lachen.
Kein Schutz,
kein Licht,
kein Unterschlupf.

Ich renne und renne,
bis ich nicht mehr kann.
Meine Augen verdrehen sich
Und meine Knie werden weich.

Ich falle zusammen und
Bevor ich mich auffange,
bemerke ich die Wärme.
Mein Herz wird ruhig,
meine Seele holt Luft
und mein Körper landet weich.

Ich schrecke auf und sehe das Feuer.
Mein Wohnzimmer liegt in weichem Licht gefüllt vor mir.
Mir wird der Schrecken bewusst.
Ein Traum, ein schlimmer Traum.

Ich atme glücklich auf.
Beobachte die Schatten,
und den Tanz des Feuers, als
ein leises Knarren,
mein Herz springen lässt.

Gefangen in der Unendlichkeit,
streife ich noch heute umher,
versuche dem zu entkommen,
was ich selbst noch niemals sah,
und den Namen Wahnsinn trägt.
 

http://www.webstories.cc 03.05.2024 - 18:26:38