... für Leser und Schreiber.  

~*das kind*~

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©  Loonie   
   
seltsames ereignete sich ... eigentlich nicht nur damals, eigentlich ständig, dauernd, immer und überall .. dinge geschahen die vorraus zu sehen waren und die man doch nicht wahrhaben wollte.

eltern reagieren nunmal hilflos auf so manche taten ihrer noch viel hilfloseren kinder. die eltern dieses kindes sind wohl meister im hilflos reagieren. die ereignisse überschlugen sich damals, wie schon sooft; gefühle und gedanken fuhren eine runde hochbahn, drehten sich im kreis und plötzlich der alles*entscheidende satz "du hast 5 minuten, pack alles ein was dir wichtig ist!wir wollen dich hier nicht mehr sehen!" (verzweiflung, wut, angst) ~wieder~ es war ja nicht das erste mal, und trotzdem war es anders.

keine wohnung, keine schlüssel, keine erleichternden kommunikations*medien mehr, keine wärme, nur einen kopf voll fragen und gedanken, augen voll tränen und einen rucksack mit den paar dingen, die man in 5 minuten für die wichtigsten hält, und später darauf kommt man hätte doch einen 2ten pulli mitnehmen können, anstatt der unendlich vielen fotos, briefe, den räucherstäbchens und kerzen. vielleicht die tarot*karten dort lassen sollen und statt*dessen mehr zigaretten einpacken.

nun stand es also da, das kind, allein gelassen mit den furchtbarsten gedanken und gefühlen, sich allein überlassen. es reagierte verzweifelt, weinte .. wollte um sich schlagen, losschreien, überlegte wie es diesen schrecklichen film anhalten konnte, oder aus dem alptraum aufwachen. nichts passierte. die zeit verging und das kind musste realisieren, dass es diesmal kein schlechter film war, auch kein alptraum, nein harte realität. jetzt musste es beweisen, wie es mit sich selbst zurechtkam. die situation schien dem kind so vertraut vom letzten mal, und doch so unglaublich fremd. es setzte sich auf eine parkbank, die kälte spürte es gar nicht, denn es war viel zu sehr damit beschäftigt, seine gedanken zu ordnen, etwas klarheit zu bekommen, über die ereignisse die geschehen waren. doch es war unmöglich .. kurz zuvor noch sooo viele dinge die es dachte, sagen wollte und doch nicht dazukam ... und plötzlich leere im kopf. ~stille~ man hörte nur das leise schluchzen des kindes. ich weiss heute nicht mehr wieviel zeit auf dieser parkbank verstrich, bis das kind sich endlich überwinden konnte, wieder einmal ihre freundin anzurufen, wieder einmal mit der bitte, für ein paar tage bei ihr unterschlüpfen zu dürfen. leise hatte das kind in den telefon*hörer gemurmelt, dass es vor der türe saß und dass es diesmal nicht freiwillig war. eigentlich wollte das kind dies nicht tun .. denn es fühlte sich dabei immer so uneingeladen, was es ja theoretisch war, auch wenn ihm eigentlich nie das gefühl dazu gegeben wurde. ganz im gegenteil, es wurde immer aufs herzlichste empfangen, liebevoll aufgenommen, es war ja schon fast das zweite zuhause dort, und trotzdem fühlte sich schon allein bei dem gedanken in die näxte telefonzelle zu gehen und den anruf zu tätigen, alles flau in der magen*gegend an. als am anderen ende der leitung ein freundliches, sich sorgendes "ja komm sofort her, soll ich dich abholen?" entgegenkam, musste das kind wieder weinen. die worte versagten und es legte auf. eigentlich wollte es dem ganzen ein ende machen, so etwas wollte es nicht schon wieder erleben, nicht noch einmal .. es überlegte wieder umzukehren, zurück zu gehen, doch das kind hatte trotz allem noch so viel stolz, diesmal nicht kleinlaut nachzugeben und sich all den bedingungen die an sein kind*sein geknüpft waren willenlos zu unterwerfen, und so setzte es sich in die ubahn und fuhr los. es kam ihm so vor als würde jeder es ansehen, das verweinte gesicht auslachen, und die musik die aus den discman*stöpseln dröhnte, half nicht gerade die gedanken die plötzlich wieder da waren, zu vergessen. nein ganz im gegenteil. das lieblings*lied wurde gespielt und als seine liebste zeile "don't worry i'll catch u" ertönte, konnte es nicht anders als wieder los*zu weinen. das kind vergrub sein gesicht hinter den händen um nichts und niemanden sehen zu müssen und doch spürte es die vielen blicke der anderen. es muss wohl eine dame gewesen sein, die sich plötzlich aufregte, weil es seine füsse auf der gegenüber sitzgelegenheit plaziert hatte. doch das war dem kind egal, es hatte jetzt andere sorgen ... millionen von fragen durchströmten das hirn des kindes (wie konnte es schon wieder so weit kommen? wie kann das möglich sein? wie würde es diesmal ausgehen? was für konsequenzen hatte der rausschmiss?) eigentlich sollte sich das kind längst nicht mehr als kind bezeichnen, es dürfte nicht mehr sagen:"wenn ich groß, erwachsen und stark bin." denn das kind war längst kein kind mehr. es ist schon lange groß, noch länger erwachsen und vermutlich auch stärker als es sich jemals eingestehen würde. das kind sollte diesen anlass nehmen, um sich endlich bewusst zu werden, dass es selbst verantwortlich für seine taten ist, dass es selbst entscheiden kann, was es macht und was es lieber unterlässt und dass es selbst die konsequenzen dafür tragen muss. eigentlich macht es sich das kind leicht in seiner abhängigkeit, in seiner wahl kind zu sein und kind zu bleiben ... auch wenn es dem kind selten leicht vorkommt.

das kind weiss um seine fatale situation, um seine abhängigkeit, um seine einschränkungen ... auch wenn es dagegen rebelliert, so weiss es dass es eigentlich im unrecht ist. denn nur allzugern vergisst es all die vorteile dieses kind*seins. es versucht sich eben die angenehmen seiten davon zu behalten, doch die erschreckenden, anstrengenden seiten möchte es ablegen. es hat plötzlich angst all dieses schöne zu verlieren, im tausch mit dem erwachsenen*leben. das kind möchte die welt mit kinderaugen sehen, möchte alles zuckrig und süss, rosa und himmelblau, möchte unbeschwert tanzen, singen als ob es niemand hören könnte, möchte jeden tag etwas neues erleben, etwas neues sehen und dazu lernen, möchte weiterhin die kleinen dinge, die den erwachsenen oft so selbstverständlich erscheinen, weiterhin schätzen können. das ~alles~ möchte das kind nicht hergeben, nicht eintauschen gegen ein graues, eintöniges, monotones und farbloses erwachsenen*leben, dass aus dem täglichem kampf um geld & macht, aus pflichten und verantwortung besteht. sicher möchte das kind eigenständigkeit, verantwortung und einfach sein eigenes leben, in das niemand rein zu reden hat ...

manchmal
meist
eigentlich oft
immer
und scheinbar doch zu selten

das kind geht eben immer den weg des geringsten widerstandes, versucht das schlechte, grausame & gemeine einfach auszublenden, wegzuschieben, möchte lieber wegschaun und weghören , wenn im fernsehen die nachrichten sind, wenn seinen freunden furchtbare dinge zustossen, wenn sich seine gedanken verselbstständigen und längst nicht mehr kindliches denken, wenn es sich bewusst wird, dass es eben nicht immer schön sein kann, und wenn es merkt, dass es längst vorbei ist mit der sorgenlosen kindheit.

das kind ist heute, monate später immer noch kind & marionette, wird es auch immer bleiben, wird seine passive rolle weiterspielen, wenn es nicht endlich beginnt, etwas entscheidendes zu ändern und die fäden selbst in die hand zu nehmen.
 

http://www.webstories.cc 17.05.2024 - 13:00:15