... für Leser und Schreiber.  

Sag es

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©  naseweis   
   
Immer und immer wieder drängte sie ihn: " Sag es."

Ihr Gesichtsausdruck war voller Erwarten, ihre Augen weit geöffnet, die zarte geschwungenen Augenbrauen leicht nach oben gezogen, unruhig schlugen ihre Lider. Ihren hübschen Mund - hauchzarter Lipgloss liess ihn verführerisch im Schein der Tischlampe glitzern - hatte sie zu einem sturen Schmollmund verzogen.
Sie war eine Frau, die alles kriegen konnte, was sie wollte: Geld, Karriere, Sex, Männer. Einzig und allein durch ihre Art. Sie verstand es, ihre Reize gekonnt einzusetzen - ihren makellosen Körper, ihre langen Beine, ihr wunderschönes, weiches, dunkelbraunes Haar.
Sie konnte jeden Mann betören und bei jedem versuchte sie es immer wieder.
Sie setzte ihr kokettes Lächeln auf, warf ihre langen Haare mit einer reizvollen Geste in den Nacken, um den Blick auf ihren Hals zu lenken, setzte ihren Schmollmund auf und nahm den Mann mit ihren Blicken gefangen.
Ihre Augen waren durchzogen von einem dunklen Braunton. Viele schrieben ihr aufgrund dieser dunklen Tigeraugen Arroganz und Gefühlskälte zu. Das störte sie wenig, sie betonte sie gerade noch durch schwarzen Eyeliner, der ihre Augen noch mächtiger und kälter erschienen liess.

"Sag es", flüsterte sie wiederum.

Alles was sie wollte, war geliebt zu werden. Innige Vertrautheit spüren und die Leidenschaft, die ständig in ihr brodelte, sanft gezähmt von der Liebe, wieder entfachen zu können. Nie zuvor hatte sie Liebe gespürt, Liebe empfangen, noch nie wurde sie geliebt - von einem Mann. So inbrünstig, dass er alles für sie tun würde, dass allein ihre Anwesenheit ihm alles bedeutete. Sie wollte doch nur geliebt werden. Die Worte hören, die für sie so wichtig waren. Sie liebte ihn über alles. Er war der Mann, den sie sich ihn ihren innersten Träumen ausgemalt hatte. Er war ihr Traummann schlechthin. Nie hätte sie gedacht, dass solche Träume war werden, bis René in ihr Leben trat und ihr endlich das lang ersehnte Gefühl vermittelte, liebenswert zu sein.
Er war einfühlsam und zärtlich zu ihr. Er verstand es, sie im richtigen Moment in den Arm zu nehmen. Seine warmen, starken Arme, deren Adern leicht hervortraten, was sie so hocherotisch fand, gaben ihr Rückhalt und Kraft. Er war bemüht, ihre tiefsten und innersten Wünsche und Sehnsüchte zu erforschen. Stundenlang redeten sie miteinander, und diese meist nächtlichen Gespräche lösten Faszination in ihr aus. Genauso wie sie ihn und seine liebevolle Art zu Sprechen bewunderte, so liebte sie ihn.

Sie wollte es aus seinem Munde hören. Seine tiefe, männlich erotische, sie einnehmende Stimme sollte diese Worte sprechen, die für sie die einzige Bestätigung waren, dass er sie auch liebte.
Soviel Bedeutung lag für sie in diesen Worten, dass sie immer heftiger und eigenwilliger wurde, bis er es endlich sagte:



"Ich liebe dich."



Doch da bedeutete es plötzlich nichts mehr.
 

http://www.webstories.cc 18.05.2024 - 06:18:22