... für Leser und Schreiber.  

N A C H R U F

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© Stephanie Wolfmayer   
   
Du warst doch noch so jung.
Viel zu jung um überhaupt zu wissen was es heißt zu leben.
Fast drei Jahre sind seither vergangen doch niemand hat je aufgehört an dich zu denken. Niemand hat dich vergessen, denn du wirst für uns, für alle deine Freunde, für deine Familie und alle deine Bekannten, immer unvergeßlich bleiben.

Ich habe es nicht wahr haben wollen, als ich den Anruf bekam.
Romana hat damals angerufen und es mir erzählt. Vielleicht hätte ich ihr eher glauben können, wenn sie nicht gelacht hätte, aber sie hat gelacht. Sie lachte und erzählte mir was passiert war.
Ich konnte nicht begreifen was sie daran so lustig fand.
Mein Körper wurde zu Stein. Ich konnte mich nicht mehr bewegen;
Ich wollte Romana etwas sagen, doch es kam kein Ton von meinen Lippen.
Michael war tot. Sie sagte es lachend. Er wurde ermordet.
Ich habe nachgefragt „Was hast du da eben gesagt?“ „Michael ist ermordet worden. Als er in Urlaub war.“ Jetzt lachte sie nicht mehr. Sie wusste, dass ich Michi sehr gerne hatte. „Bist du noch dran? Hallo?“ Ich war noch dran, aber ich konnte nichts mehr sagen. Ich legte den Hörer auf die Gabel, sah mit Tränen in den Augen meine Mutter an und stammelte „Er ist ermordet worden. Michael, aus meiner Schule. Er ist tot." Langsam ging ich in mein Zimmer und schloß die Türe ab.
Ich legte „Nur die besten sterben jung“ von den „Böhsen Onkelz“ in den CD-Player und fing sofort zu weinen an. Ich weinte nicht, das waren keine normalen Tränen, ich wurde richtig hysterisch. Ich heulte mir die Augen aus, aber es tat gut seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.
Er war immer ein sehr guter Freund gewesen, er wäre am 30. August 1998 16 Jahre alt geworden. Vier Tage vorher wurde er Opfer eines Verbrechens. Am nächsten Tag stand es auch schon in der Zeitung:

„15jähriger Schüler mit Herzstich getötet;
Vier Tage vor seinem 16. Geburtstag wurde ein Niederösterreicher bei seinem Urlaub in P. ermordet. Eine Jugend-Bande überfiel den Schüler auf offener Straße in der Hauptstadt W. Als er sich wehrte, rammte ihm einer der Täter ein Messer ins Herz. Den Verbrechern gelang es zu entkommen.“

Einen Monat später wurde er begraben. Es war ein besonderes Begräbnis, denn es wurde, unter anderem, Musik gespielt, die er komponiert hat. Er war begeisterter Gitarrist und liebte die Musik über alles. Sein bester Freund hatte ihm eine selbstgemachte Gitarre aus Holz an das Grab gestellt. Diese war überall mit roten Rosen verziert, sie sah einfach wunderschön aus.

Drei Jahre ist es nun fast schon her,
und wie heißt es in dem Lied der Böhsen Onkelz?
„Die Zeit heilt Wunden...“
Die Zeit hat die Wunden geheilt, aber ich, nein, wir ALLE werden immer an dich denken. Denn du hast in jedem von uns einen festen Platz in unseren Herzen!

 

http://www.webstories.cc 17.05.2024 - 09:45:18