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Wo sind die Grenzen
Pascal,
22.05.2004 |
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Ich war ja ziemlich geschockt als ich letztens über ein neues Computerspiel las. Da geht es darum, man spielt einen Mörder und muss während des Spiels seine Gegner lautlos töten -na gut, das gibts schon lange- aber die Art wie. Da soll der Spieler u.a. den virtuellen Gegner Plastiksack über Kopf stülpen und ihn so ersticken.
Da gab es vor Jahren auch schon mal ein Spiel, zu der Zeit als ich in jugendlicher Neugier auch brutalere Games ausprobiert habe. Da musste man Wissenschaftler töten, die irgendeinene Virus gezüchtet haben. Das perverse war, kaum sahen dich diese virtuellen und unbewaffneten Wissenschaftler, gingen sie auf die Knie und baten mit Sprachausgabe: "bitte erschiessen sie mich nicht, ich ergebe mich.", die Hände hielten sie über dem Kopf verschrenkt. Der Spieler musste nun in Nahaufnahme, dem flehenden, da knienden Wissenschaftler ne Kugel in den Kopf schiessen, sonst GameOver. Ich hab das Spiel damals daraufhin in den Müll geworfen.
Dann gibt es Filme. Klar es gab schon immer Gewalt in Filmen, aber da gabs letztens BadBoys2, wo die Polizisten neben dem, dass sie zig Jungs abknallen, auch noch in einer Verfolgungsjagd duch ein Slumviertel rasen, durch die Blechhäuser hindurch. Einfach so. Keine Überlegung, was ist mit denen, die darin leben. Dieser Film wurde ein Riesenhit.
Es ist nicht so, dass ich mir nie nen Film mit Gewalt ansehe. Ich mag hin und wieder auch was sinnloses im TV. Aber wo ist die Grenze?
Moore meinte in seinem Superdoku ja auch Gewalt in Videospielen und Filmen hat doch nichts mit Amoklaufenden Jugis zu tun. Das ist doch Schitt. Logisch ist es nicht der Auslöser, aber stumpft doch ab. Ich meine mit sechs, war ich schon ab einem Toten im Fernseher geschockt. Heute muss ich erst mal eine vier geteilte Leiche sehen, damit ich weg kucke.
Auch beim Schreiben komme ich hin und wieder an diesen Punkt. Wo liegen Grenzen? Es gab hier vor langer Zeit auch schon mal einen Thread glaube ich mich zu erinnern, über "sehr" erotische Geschichten. Und ich hab schon Storys hier gelesen nicht wegen Pornografie, aber vom Sinn her völlig krank.
Versteht mich nicht falsch, ich bin gegen Zensur. Aber wo sind Grenzen? Was haltet ihr von solchen Sachen? Wie geht ihr mit Gewalt in euren Storys um? Gibt es für euch da irgendwelche Vorraussetzungen, die es zu erfüllen gibt?
Wenn ich Gewalt in einer Geschichte einsetze, muss ich wissen warum, für mich darf sie nicht dem reinen Selbstzweck dienen. Wie ist das bei euch?
gruss Pascal |
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Alle Antworten |
| :) | Marco Frohberger 22.05.2004 - 22:45:11 |
| | | | Pascal 22.05.2004 - 23:57:55 |
| | | | | | Pascal 23.05.2004 - 12:11:10 |
| | | | | | | | | | | | | Gewalt | Magnus Schwenk 22.05.2004 - 19:01:32 | | Du hast Recht, zumindest was mich anbelangt. Ich bin im Laufe der Zeit sozusagen immun gegen Ekel geworden; Ich bekomme schon lange keine Erektion mehr, wenn sich nackte Mädchen auf den Bildschirm kleben, noch rutscht mir das Herz in die Hose, wenn ein Norman-Bates - Plagiat sein Opfer aufschlitzt und die Lektüre von „American Psycho“ langweilt mich schlichtweg.
Vor ein paar Monaten aber bin ich echt erschrocken – über mich selbst!
Ich hab grad eine meiner Lieblingsserien – King of Queens – geguckt und während einer dieser beschissenen Werbepausen auf CNN gewechselt. Dort war grad die Reportage über dieses schreckliche Erdbeben im Iran, Bilder von Verwüstung und verzweifelt schreienden Angehörigen, Tote etc. Es ist mir für einen kurzen Moment nahe gegangen, aber als dann endlich wieder King of Queens weiterging, habe ich sofort umgeschaltet und mich über Doug und Carry kaputtgelacht.
Nachher ist mir in den Sinn gekommen, wie pervers dieses Verhalten eigentlich ist, zumindest sehe ich das so.
Und vor ein paar Tagen schließlich habe ich dieses Enthauptungsvideo über Nicolas Berg gesehen – full version – und da ist mir wirklich schlecht geworden. Weil man eben weiß, dass da wirkliches Leben aus dem Körper eines Menschen weicht.
Leser, wenn sie halbwegs „normal“ veranlagt sind, entwickeln, glaube ich, sehr schnell ein Gespür dafür, ob Gewalt in einem Text zum reinen Selbstzweck beschrieben wird und verwerfen ebrn die Lektüre.
Aber manchmal ist es unumgänglich, Gewaltszenen zu beschreiben, wenn das Ganze authentisch werden soll. Jedenfalls bin ich überzeugt davon, dass man zu diesem Zweck nicht minutiös jedes Detail beschreiben muss, um des Lesers Magennerven zu provozieren.
Grenzen allerdings, da bin ich ganz Compuexes Meinung, gibt es nicht (mehr). | antworten | |
| | | Magnus, ich kann dich beruhigen,... | Compuexe 22.05.2004 - 19:11:18 | | ...das ist nicht pervers.
Das ist nicht mehr als ein Schutzmechanismus des Menschen. Ähnlich wie bei Leuten, die oft mit Tod zu tun haben, Leichenbestatter, Notärzte zu Beispiel. Die haben auch Schutzmechanisen entwickelt, um mit der Flut an Greuelbildern fertig zu werden. Und genauso stumpfen wir ab, wenn die Flut an solchen Szenen einfach zum verarbeiten zu groß wird. Das ist völlig normal und keineswegs pervers. | antworten | |
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