TERROR

Marco Frohberger, 04.09.2004
  Lange habe ich überlegt, was ich schreiben soll oder kann. Und lange hat es gebraucht, dass ich mich mal hinsetze und darüber schreibe.
Wenn ich so meinen Kaffee frühmorgens in der Hand halte und daran nippen will, muss ich für einen Augenblick meines Lebens inne halten, weil mich manchmal meine Gedanken zerfleischen können, wenn ich nicht aufpasse und sie im Zaum halte.
Und wenn die Nachrichten einen erreichen, egal in welcher Form, in Bild, Ton, im Fernsehen oder im Radio, dann versuche ich meistens nicht zu ersticken, wenn mir der Atem stockt.
Es ist wie der Zucker im Kaffee, wie das Salz in der Suppe und es scheint zu einer nebensächlichen Begleiterscheinung zu werden, der Terror, der unsere Welt regiert. Ich war schon immer ein feinfühliger, emotionaler Mensch und mich rühren auch schon Gesichten zu tränen, in denen berichtet wird, dass man in Ungarn nicht einmal mehr die Mittel hat, um Herrenlose Hunde einschläfern zu lassen. Nein, sie werden qualvoll mit dem Auto der Leute überrollt, die den Auftrag haben, diese Hunde aus dem Verkehr zu ziehen.
Doch wenn man dann lesen muss, dass bisher 150 Menschen, Frauen und Kinder, Männer, wahhlos in Russland ermordet wurden, dann findet die Gänsehaut auf meinem Körper kein Ende mehr. Da stellt sich ein Groll gegen die Menschheit ein, ein Funkeln in den Augen, dass die Bösartigkeit gegen solche Menschen nur noch anschwellen lässt. Ich versuche mich immer zu fragen, mit welchem Sinn das Leben bestreitbar sein kann, wohin die Ziele führen sollen, welche Lebenserwartungen einen Menschen Hoffnung verleihen, Glück und Seelenfrieden?
Und wenn ich an diese Nachrichten, an die unschuldigen Menschen denken muss, die Nachrichten von Terror, Tod und Mord, Krieg und Korruption, Macht und Erniedrigung, dann weiss ich nicht mehr was für eine Welt das sein soll, in der ich leben muss.

Leere Phrasen die aus den Mündern der Politiker kommen, die zu nichts führen, lediglich die Machenschaften verurteilen, sich aber nicht ans Herz fassen und aktiv werden. Menschen, die Macht besitzen, etwas zu bewegen, die still und tatenlos zusehen, wie die Welt zu einer sickernden Grube verfällt, aus der kein Leben mehr reifen kann, aus der die Zukunft wie schwarzer Samt wirkt, den wir uns umzulegen versuchen, damit wir uns verstecken können.
In solchen Momenten glaube ich, dass meine Zukunft in dieser Welt, der Frieden und der Glaube an Hoffnung und Glück, in weite Ferne gerückt zu sein scheint!
   
 
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Antworten einfaltenDie Geschehnisse, die schon so weit gediehen Oliver
08.09.2004 - 14:16:28
 sind, dass man sie im Fernsehen zeigt, oder in der Zeitung beschreibt, sind meistens schon zu weit fortgeschritten, als das man die Ursache überhaupt noch erkennen kann.
Zumindest geht es mir gelegentlich so.
Und...auch Mitgefühl kann dich in die Irre leiten (den Gedanken habe ich vor kurzem in einem Bericht über Ulrike Meinhof aufgeschnappt).

Wenn du ein schlechtes Gefühl hast, weil du Teil dieser Menschenwelt bist, dann kannst du das etwas lindern, in dem du möglichst viel tust, das sich für dich richtig und gut anfühlt.

Die anderen lass´ doch labern....
antworten
Antworten einfaltenmir geht es wie dir... Jan Nolte
07.09.2004 - 16:55:24
 ...trotzdem würde ich nie auf den Gedanken kommen, das alles jetzt einfach zu verdrängen und mich in eine pseudo-glückliche Existenz zu begeben. Denn ich empfinde es auch als etwas erhellendes immer deutlicher zu erkennen wie und warum die Welt so gestrickt ist, wie sie es ist. Das ist mehr wert als jeder materieller Reichtum.

Natürlich geben die Politiker nur leere Phrasen ab, dafür sind sie ja da. Hast du gewußt, dass der Staat jedes Jahr Tonnen von Lebensmitteln aus der Überproduktion einkauft (bezahlt mit Steuergeldern!) und diese dann direkt danach vernichtet, nur um den Marktpreis der Waren konstant zu halten? Aus den gleichen Gründen werden auch zahlreiche Bauern dafür bezahlt, dass sie ihre Felder NICHT bestellen (das wird dann auch noch per Satelliten überwacht). Die Politiker kommen nicht mal auf die Idee, diese Waren in Länder zu verschiffen, wo täglich Menschen verhungern. Das sagt doch schon alles über deren Metalität aus und was für sie ein Menschenleben wert ist. Oder wußtest du, dass wir für den gleichen Wohlstand den wir jetzt haben, jeder auf Grund der vorhandenen Technologie eigentlich nur noch stünden die Woche arbeiten müßte (ist natürlich ein durchschnittswert)?
Das Problem ist, dass man von solche Dinge nur über Umwege erfährt. In der Schule bekommt man nur westliche Propaganda vorgesetzt, es wird uns gepredigt, Demokratie sei nur mit dem Kapitalismus möglich. Man zeigt auf zu grunde gegangene Diktaturen und will uns damit weiß machen, dass andere Systeme wie der Kommunismus und Sozialismus nicht funktioniert, obwohl es doch nur beweißt, dass Diktaturen nicht funktionieren. Man versucht uns damit genau so dumm zu halten bzw. zu machen, wie es auch in einer Diktatur üblich ist.
Und genau hier sollte man ansetzen. Informationen sammeln, sie mehrmals überprüfen und sie dann verbreiten, wenn sie stimmen. Momentan macht es das Internet ja noch möglich. Denn das Problem ist in erster Linie, dass die Menschen nicht aufgeklärt sind. Leider gehört zu der Propaganda auch, dass man uns weiß machen will, dass die meisten Menschen unfähig sind, so viele Informationen zu verarbeiten und sich daraus eine richtige Meinung bilden und Entscheidungen danach treffen zu können. Deshalb setzt man uns so eine Pseudo-Demokratie vor, in der wir nur alle vier Jahre irgendwelche Leute wählen, die uns diese Entscheidungen abnehmen sollen. Dass diese Leute aber meist irgendeiner Lobby angehören und gar nicht am Allgemeinwohl interessiert sind, das wird verschwiegen.
Gestern bei Kulturzeit auf 3sat wurde ein Autor (Jürgen Roth) interviewt, der in seinem neuem Buch "Ermitteln verboten" aufdeckt wie eng politische und wirtschaftliche Eliten verflochten sind und das sich dort schon lange Mafia-Strukturen gebildet haben (http://www.3sat.de/kulturzeit/). Aber solche Informationen erreichen nur die wenigsten Menschen, denn die populären Medien wie TV und Radio sind fast alle von Wirtschaftsinteressen unterwandert und Bücher werden kaum noch gelesen (in den USA soll es dazu noch ein extrem hohe Analphabeten-Quote geben). Selbst Zeitungen sind meist irgendeiner Lobby zugehörig und wenn es nur ihre eigene ist (wie man an der unreflektierten Ablehnung des Caroline-Urteils sehen konnte. Aber wenn seriöse Zeitungen und Boulevard-Blätter zu ein und dem selben Verlag gehören ist das ja kein Wunder).
Deshalb finde ich es wichtig, dass Menschen, die wirklich an der Zukunft dieser Welt, dem Frieden und dem Glück interessiert sind, sich selbst und dann andere über alles aufklären was aufgeklärt werden muß. Wieviel das allerdings bringt ist eine andere Frage. Viele Menschen ziehen populistische Erklärungen ja leider vor.
Ergebnis dieses nicht wissen und nicht wissen wollen, ist dann im schlimmsten Fall so ein Terroranschlag bei dem zich Kinder ums Leben kommen. Die Terroristen wollen mit aller Kraft ihre Macht durchsetzen und der Staat will um jeden Preis sein Macht erhalten. Dass dabei Kinder ums Leben kommen ist beiden Seiten scheiß egal. Der Staat ist natürlich immer um sein Image bedacht, von dem auch seine Macht mit abhängt, deshalb spielen sie nach so einem Massaker dann auch die geknickten...dass sie aber durch ihre Taten, den Terror oft erst ausgelöst haben, das wird gar nicht erst angesprochen.
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Antworten einfaltenNur noch 5 Stunden arbeiten müßten... Jan Nolte
07.09.2004 - 16:59:54
 sollte das eigentlich heißen.

Aber dann kann ich noch was dazu sagen: Ich bin weder Sozialist noch Kommunist. Ich bin für eine basis-demokratie in der die Menschen selbst entscheiden sollen, wie ihr System aussehen soll. Das sollte sicherstellen, dass das System für die Menschen und nicht die Menschen für das System da sind.
antworten
Antworten einfaltenDie Zukunft, lieber Marco,... Trainspotterin
07.09.2004 - 16:54:42
 ... befindet sich für alle, die sie nicht kennen, in
weiter Ferne. ;o)

Und zum Menschen im Allgemeinen.. ich glaube, er
ist ein hoffnungsloser Fall.

Der deutsche Aphoristiker Werner Mitsch hat
gesagt:

"Der Mensch hat die Atombombe erfunden. Keine
Maus der Welt käme auf die Idee, eine Mausefalle
zu konstruieren."

Ich finde, er triffts genau, oder?
antworten
Antworten einfaltenEtwas tun ... Marc Stephan
05.09.2004 - 18:57:59
 ... würde ich da schon wollen. Nach dem Irak-Krieg habe ich mir lange überlegt, etwas zu schreiben darüber. Aber da winkt doch jeder übersättigt ab.

Also bin ich gerade dabei einen Plot mit allem drumherum zu entwerfen für einen kurzen Jugendroman. Science-Fiction, in ferner Zukunft ... der im Kern aber die Aussage hat: Vertraue nicht der Propaganda, die Wahrheit ist immer das erste Opfer des Krieges!
Das alles schön verpackt (nicht so offensichtlich wie in meiner Kurzgeschichte Ntombe und Jan). Und dann die Hoffnung haben, dass es vielleicht bei 2, 3 jugendlichen Lesern in der Birne "Klick" macht und sie mit anderen Augen umherwandeln. Vielleicht müssen sie auch noch 10 Bücher anderer Autoren lesen bevor es endlich klickt .... aber WENN haben wir alle etwas dazu beigetragen.

Vielleicht will ich das auch nur machen, weil ich meinen ersten Romanprojekt (Weltkriegsdrama) stecken geblieben bin *g*. Aber was soll s ...
antworten
Antworten einfaltenEtwas ändern zu wollen Lies
04.09.2004 - 13:17:14
 würden wir wohl alle für uns in Anspruch nehmen.
Leider scheitert es am Können.

Also was bleibt?
Man muss sich schützen, nicht etwa so unbedingt davor in diesen grausamen Strudel hineingerissen zu werden, sondern sogar davor, ihn pausenlos wahrnehmen zu müssen.
Ist Dir schon mal aufgefallen, dass z.B. über Tiere nur berichtet wird, wenn sie

a) Grausam gequält werden oder
b) eine niedliche Funktion haben

Ansonsten spielen sie eine geringe bis gar keine Rolle.
Als Tierfreund ist man also gut beraten, Tiergeschichten unbedingt zu überschlagen, oder es ist einem zumeist der ganze Tag vernichtet.
Den Horromeldungen über Menschen kann man nicht entkommen, sonst würde ich auch das tun, und beides aus dem gleichen Grund. Da geschieht etwas, das ich mit noch so großer emotionaler Betroffenheit nicht ändern kann und wenn ich mich auch auf den Kopf stellte. Fazit, schütze Dich selber, denn zumindest das kannst Du.

Sollte das jetzt unbeteiligt klingen, ist das als Irrtum anzusehen, ich weigere mich nur, immer und immer wieder von neuem Leiden ansehen zu müssen, das ich nicht mildern kann. Mein Voyeurismus hällt sich in engen Grenzen.

Gruß Lies
antworten
Antworten einfaltenTERROR Marco Frohberger
04.09.2004 - 19:27:52
 "Den Horromeldungen über Menschen kann man nicht entkommen"

Ich will dem ganzen gar nicht entfliehen, ich würde nur gern als Teil dieser Gemeinschaft, zu der wir alle zählen, etwas unternehmen, dass Veränderung schafft. Ich denke, wenn alle Menschen, die in ihrem dasein einen Sinn erkennen und darüber nachdenken, dass die Welt etwas bewegen könnte, wenn man nur wollte, dann müsste man alle Straßen in Deutschland und anderen Ländern füllen können, um mit einer menschlichen Bewegung etwas zu erreichen! Wir dürfen nicht immer gleich als erstes abwiegeln, dass das alles nicht funktionieren kann, denn dann wird es auch nicht funktionieren. Und wenn man gleich von vornherein abschätzt, dass das nichts bringt, dann kann eine solche Bewegung auch nie zustande kommen.
Ich weiß, ich will nicht, dass es sich so anhört, als würde ich durch eine rosarote Brille sehen, aber tief im Innern des Menschen muss es doch einen Aufruhr geben, der sie dazu antreibt, auf die Straße zu gehen und zu protestieren.
Damals hat man doch auch gewisse Dinge mit der Friedensbewegung gegen den Vietnam-Krieg erreicht. Das Nachdenken anregen, handeln und keine leeren Phrasen seufzen, wie es Fischer tut. Denn leere Phrasen sind es, die keine Bewegung herbeischaffen, es sind die Taten, die Dinge verändern können.
Aber mir bleibt die Hoffnung fern, dass sich irgendjemand dazu bereit erklärt, zu sagen, dass wir alle auf die Straße müssen. Ich als kleiner Mann kann das vielleicht auch, nur fehlt mir allein der Mut und die versinkende Hoffnung, die mich an diese Welt nicht mehr glauben lässt. Leider bin ich dann da mein eigenes Opfer, dass ich hier verurteile.

Also greifen wir alle wieder zu unserem Glas Wasser und setzen uns vor den Fernseher.

Mag sein, dass mich wieder jemand mit dem "Weltschmerz" titulieren möchte, aber gerade der ist es, der den Menschen bewegen muss, um Taten zu erreichen, die etwas bewegen!
antworten
Antworten einfaltenDas Lied Lies
04.09.2004 - 20:58:36
 wird seit Jahrtausenden auf die gleiche Weise gesungen.
Die Tatsache, dass die Gutwilligen sich nie durchsetzen konnten, ist eigentlich die Antwort auf Deinen *Weltschmerz*.
Die Anderen sind in deutlicher Überzahl.

Es ist also nicht die fehlende Akzeptanz Deiner Worte und Gedanken, sondern die Erfahrung, dass man sich nur selbst zerstört, die solche Aufrufe ungehört verhallen lässt.

Es bringt nichts, glaubs nur.
Es sei denn, Du siehst das irgendwann ebenso und willst mit Gewalt überzeugen, aber damit bist Du ja dann auf derselben Schiene und auf die wolltest du ja eben nicht.
Das nennt man dann die Katze, die sich in den Schwanz beisst.

Gruß Lies
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