2


4 Seiten

Maxelina Ambrosia Tittitütti

Amüsantes/Satirisches · Experimentelles
Geheimagenten sind die sexuell attraktivsten Menschen überhaupt. Man sagt Ihnen nach, dass die Kerzen selbständig entzünden, wenn sie vorbei gehen. Die Bäume neigen sich ehrfurchtsvoll und es sieht toll aus, wenn sie von einem Hochhaus springen. Wie sie das Haar dabei im Wind wehen lassen. Gut, für das Wehen sind sie nicht verantwortlich, aber sie sehen dabei verdammt gut aus. Ein normaler Mann würde hier nur sterben, aber nicht gut aussehen.
Geheimagenten machen das gerne. Springen mal vom Eifelturm, schlagen achtzehn Saltos und landen dann im Hut einer alten Frau. Man gibt ihr Trinkgeld, damit sie den Schock besser verkraftet und dann darf man ihn anfassen.
Aber natürlich nicht alle. Dürfte ihn jede anfassen, würde ihn keine mehr anfassen. Denn ist es nicht so, dass Frauen meist das haben wollen, was sie nicht bekommen? Geheimagenten strahlen genau dies aus. Sie sind der Kelch im Männergeschäft. Das riechen Frauen. Die Kekse ganz oben auf dem Schrank arbeiten alle beim Geheimdienst.
Ich muss das wissen.
Seitdem ich mich nicht mehr so um meine Tochter kümmere, ist die auch viel netter zu mir. Ich hab lange Zeit einfach auch nicht eingesehen, dass sie nur meine Halbtochter ist. Ich wollte immer ein Kind, aber eins nur von mir. Deswegen hatte ich ein kleines gestörtes Verhältnis zu der Kleinen.
Heute ruft sie mich sogar an und befragt mich nach irgendwelchen Männern, die ich um die Ecke bringen musste. Sie erkundigt sich nach meinen Gepflogenheiten in der Firma und wenn ich mal nach Bobitz fahre, bringe ich ihr immer eine Sexfellpuppe mit. Gerne mache ich ihr diese Freude. Meiner kleinen Maxelina Ambrosia Tittitütti.
Sie ist ja auch schon 20 Jahre alt und da kann der Vater so was auch schon mal mitbringen. Nur benutzen darf sie das nicht. Und man sollte ihr nicht unterstellen, dass sie es tut. Das wäre eine böse und ärgerliche Unterstellung.

Und wenn man meiner Tochter schon so was unterstellen würde, dann st es ja klar, dass auch ich einmal in so eine Situation purzle.

Das hatte was mit einem Teppich zu tun, auf dem ich mit einer Kollegin lag. Ich befand mich in der Lage eines Unterstellten. Wir küssten uns ausgiebig, warfen mit Zungen nacheinander, liebkosten Lippenbändchen und Gurgelzapfen. Kurzum es machte Spaß wie Sau. Wir waren gerade mittendrin, da ging die Tür auf und der Losemann stand da.
Er sagte, es tue ihm leid, dass er eingedrungen ist und ich sagte ihm dann, dass ich es noch gar nicht wäre. Das hat wiederum dieser falsch verstanden und dann weiter erzählt, ich hätte gesagt, dass ich gerade in sie eindringe.
Noch Wochen danach schauten mich die Kollegen äußerst komisch an. Ständig hörte ich das Wort „eindringen“, wenn ich in einen Raum mit Personen kam, meine Sekretärin foppte mich und jeder Telefonanruf war auf einmal „dringlich“. An meine Tür malten eines Tages irgendwelche Lausbuben „Eindringer“. Als ich versuchte die Überwachungskamera zu diesem Thema zu befragen, war die Kassette weg. Es war zum Haare raufen.
Jetzt geht es schon wieder, aber so was bleibt haften.

Maxelina Ambrosia Tittitütti geht es da nicht anders. Nicht ohne Grund könnte man ihr unterstellen etwas mit einer Sexfellpuppe zu unternehmen. Und was an ihr haften geblieben ist, ist genau das Problem. Die Mutter.

Ihre Mama war eine Bardame aus einer gepflegten Kneipe. Bardame so nannte sie sich. Eigentlich hatte das nichts mit einer Berufsbezeichnung zu tun. Viel mehr deutete der Name in Richtung Alkoholikerin. Katzen die immer im Hof miauen nennt man ja auch Hofkatzen.
Wie ich sie kennen gelernt habe? Auch das war wieder ein Auftrag. Die Welt stand damals am Grunde eines Friedens. Eine Revolution der Liebe. Ich musste helfen.

Für die Fahrt nach Eschenwalde hatte ich zwei Kästen Motoröl und eine Brause mitgenommen. Das war so vorgegeben. Mein Chef deutete an, dass das was ganz geheimnisvolles sei. Toll dachte ich und toll schnell war ich dann auch schon in Eschenwalde.
Erst heute weiß ich, ich nahm Akteneinsicht, dass mein Chef mich damals umbringen wollte. Das Motoröl sollte als Feuertreibmittel dienen. Aus einem Wald wollte man mit einer Panzerfaust auf meinen Kofferraum schießen. Leider nahm ich aber eine andere Strecke und so wurde die Sache dann abgeblasen. Das war nicht nur Glück im Unglück, dass war richtiges Glück. Was die Brause bedeuten sollte, weiß ich leider nicht.
In Eschenwalde selbst sollte ich auf einen Kutscher treffen. Zuerst dachte ich, dass man mich verarschen wollte, aber dann kam da wirklich ein Kutscher und der konnte sogar sprechen.

„Hallo, sind sie der Mann vom Geheimdienst?“

„Ja, der bin ich, aber bitte nicht so laut!“

„Sie meinen, der Feind hört mit?

„Nein, nein aber sicher ist sicher“

„Wie sicher sind sie sich, dass ich der Kutscher bin?“
„Woher wissen sie, dass ich mich mit dem Kutscher treffen will?“.

Dann rastete ich aus, schlug den Mann im Park zu Boden, trampelte wie ein wütendes Kind in seinem Bauch umher und rief dann meinen Koordinator an.

„Hier spricht ........“

„Ja, ich weiß, dass sie ihn Eschenwalde sind. Sollten Sie jetzt nicht im Park sein?“

„Die Sache mit dem Kutscher?“

„Ja natürlich, deswegen sind sie doch da!“

„Nur die Sache ist in die Hose gegangen. Es waren schon andere hier. So ein Typ im Park wusste sogar, dass ich vom Geheimdienst bin“

„Gut, dann kommen sie zurück“

Vorher musste ich aber auf den ganzen Stress mal einen heben. Eine Eckkneipe mit uneinladendem Lärm, Männerrülpsen, Frauengekreische und Geldautomatengeduddel, hatte sich in meine Aufmerksamkeit geschmissen. Mit wehenden Armen hat es meine Ohren eingerannt. Ich also rein, hingesetzt und da seh ich sie.
Mit einem Fuß hat sie in einem Dreckhaufen neben dem Barhocker gestochert. Ihre bemalten Nägel blitzten zwischen dem alten Papier hindurch. Funkelten richtig und wenn ich mich jetzt daran erinnere, kann ich fast weinen. Ja, so schön war es, sie dabei zu beobachten. Ich blieb ein Bier, zwei Bier, sechs Bier und sogar acht Bier. Dann ging sie.
Als es ums Bezahlen ging, zeigte ich meinen gefälschten Polizeiausweis, hiebt noch einen Ausweis der Gesundheitsbehörde auf den Tisch und hatte im Handumdrehen die Adresse, die Telefonnummer und die Brustoberweite der Frau erfahren. Letzteres stimmte mit seinen Überrechnungen überein. Der Wirt bedankte sich, dass er helfen konnte, verpisste sich schweigend hinter die Bar und als ich draußen war, muss er laut geschrieen haben oder so. Auf jeden Fall hat da wer geschrieen.
Damals wusste ich noch nicht, dass es sich um einen Freudeschrei handeln sollte. Der Mann muss gespürt haben, dass Evatorena Kaspasche mir nicht abgeneigt werden sein würde. Er hat sie schon mit mir verheiratet gesehen, auf meinem Ausweis „Berlin“ gelesen und sich gefreut, dass sie wahrscheinlich die Kneipe nie wieder betreten wird.
Hat er sich aber geirrt.
Sogar zweimal. Ich hab sie nicht geheiratet und sie kam wieder in die Kneipe. Wir haben nämlich unser einjähriges Kennenlernen dort gefeiert. Sogar der Müllhaufen war noch da.
Wir waren zusammen und sie war nach Berlin mit mir gezogen.
Damals war ich viel auf Reisen und wenn ich dann wiederkam, hatte ich keine Kondome mehr einstecken und auch Evatorena hatte in meiner Abwesenheit alles verbraucht. So geschah es halt aus dem Mangel heraus, dass wir Maxelina Ambrosia Tittitütti.

Das hat mir den Ausschlag gegeben. Also hat mich aus der Beziehung katapultiert und Ausschlag hab ich auch bekommen. Ganz fürchterlichen. So als würde einem auf der Haut ein brennendes Haus ausgedrückt werden.
Ich bin einfach ausgezogen, die ersten 15 Jahre legte ich mir eine neue Identität zu, war sowieso wieder mal nötig und keine Sau fand mich.

Sie wird wieder in dieser Kneipe sitzen und sie wird nicht so auf mich warten, wie es der Wirt tut.
Aus diesen Verhältnissen kommt meine Kleine. Wäre es nur mein Kind alleine, hätte ich es ja ganz anders erzogen, aber verdammt noch mal ich bin Geheimagent. Ich hab wichtigere Dinge zu erledigen, als mich um ein halbes Kind zu kümmern.

Ende und Aus
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Noch keine Kommentare.

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Stütze Tagebuch - Inhaltsangabe  
Anna Haller Theaterstück - Inhaltsangabe  
Das Etagenplanetensystem - Inhaltsangabe  
Anmachen - Inhaltsangabe  
Stützes Tagebuch - Inhaltsangabe  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De