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2 Seiten

Ratlosigkeit. Beslan und kein Ende.

Poetisches · Trauriges
*



RATLOSIGKEIT
geschrieben am Freitag, 3. September 2004

In der Schule von Beslan/ Südrussland
haben die Terroristen,
- wohl tschetschenische Kämpfer-
über tausend unschuldige Kinder,
Lehrer und Eltern,
als Geiseln genommen.

Eingepfercht, ohne Wasser und Nahrung,
von gesichtslosen Männern mit Bomben bedroht,
sah’n sie den Tod stets vor Augen.

Geschockt und versteinert
verfolgte die Welt an TV
den Beginn und das Ausmaß des Unheils.

Man sprach flüsternd von schwarzen,
Zerstörung verbreitenden Witwen,
den entmenschlichten Frauen der
von Russland getöteten 'Helden',
Frauen, die Gnade nicht kannten.

Noch lebten die Geiseln fast alle.
Mütter mit Säugling im Arm,
ließ man gar frei,
ganz unerwartet...
ich begann schon zu hoffen.

Einem Arzt schien es auch zu gelingen,
mit den vermummten Gestalten
Kontakt aufzunehmen.
Doch hieß es am Fernsehn,
die Gangster da drin in der Schule, die seien
durch Drogensucht geistig umnachtet,
Verhandlungen lehnten sie ab
und alle Bemühung um Austausch
und Rettung der Kinder,
hätte man ebenso gut
in den Wind schreiben können...
auch hätte die Schar dieser Irren
seltsamerweise
keine einzige Ford’rung gestellt.

Ich glaubte das nicht.

Die Medien berichteten fiebrig,
sie brachten aufwühlende Bilder:
wie das ein- oder andere Schulkind
nur mit Höschen bekleidet,
dem Inferno entkam...
und Schüsse hörte man hallen.

Dazwischen befragten die Medien
Experten und ‚Kenner der Lage‘,
beleuchteten dieses und jenes.
Was nun ganz konkret da geschah,
das zeigten sie wirr ... das wussten sie nicht.

Präsident Putin in Moskau
log oder schwieg.

Während die Menschheit verzweifelt
noch bangte,
doch auch Voyeur war,
stand die zum Zugriff befehligte Truppe,
Russlands Elite,
längst schon bereit.
Ihre Fahrzeuge sah ich,
sah einen Hubschrauber kreisen.

Meine Nachbarin brüllte
in heiligem Zorn:
"Jetzt macht man sie alle,
die verdienen nichts andres,
diese verfluchten
Muslim – Terroristen - Verbrecher,
O schickt sie zur Hölle,
dort gehören sie hin!"

Doch ich ahnte bereits
- mit all seinen blutigen Bildern -
das kommende Grauen.

Mir stand noch das Schreckens-Szenario
im Theater von Moskau vor Augen...
dort hatten die 'Kräfte des Guten'
soldatisch gedrillte Banausen
mit hirnlosem, sinnlosem Zugriff
und GIFTGAS
die Geiseln 'befreit'.

Auch in der Schule von Beslan
endete alles viel schlimmer,
als Wahn-Fantasien es jemals erfinden.

Wir wissen noch jetzt nichts Genaues,
kennen die Vorgänge nicht,
nur die irre Verwüstung
und die übergroße Anzahl der Toten.

Amerikas grandioser Leader
war einer der ersten,
der Putin sein tiefes,
herzlichstes Beileid bezeugte,
der ihm seine Hand bot
im zukunfts-gemeinsamen Kreuzzug
gegen den Terror und alle die bösen
Mächte der Welt.

Ich sehe sie schon:
Herrn Bush und Herrn Putin
- beide in vielfacher Hinsicht VERBRECHER -
ich sehe sie Schulter an Schulter wie Brüder,
im ‚heldischen‘ Kampf
gegen VERBRECHER der ‚anderen‘ Seite.

War es nicht glasklar:
Wer jahrelang Stürme gesät hat,
MUSS endlich D E N Hurrican ernten!
Gewalt schreit nach Gegengewalt.

Kinder
und schuldlose, wehrlose Seelen,
sie sind die Getroff’nen.

Es ist auch durch EURE Verfehlung,
ihr Monster der Macht,
es ist auch durch eure Verfehlung,
Staatslenker,
dass Menschen weltweit
so qualvoll ihr Leben verlieren.

Selbsternannte Verfechter des Guten,
ihr Heuchler!
Für mich seid ihr keinen Deut besser,
als die bombenschmeißenden Terroristen!


Frage:
Wen soll man heute
als 'Gerechten‘ und wen
als ‚Verbrecher‘ bezeichnen?
Ich weiß es nicht mehr.

Wer oder was ist das Gute?
Wer oder was ist das Böse?

Oder ist
EINFACH
ALLES
NUR
W A H N S I N N ?

Scheiß-Hilflosigkeit.
Scheiß-Welt.

*





Copyright Irmgard Schöndorf Welch
neu bearbeitet am 13. September 2004


*



Zur 'BEFREIUNG' der Geiseln in der Schule Nr. 1 in Beslan/ Südrussland.


*
Dieser Text schildert die Fakten und den Stand der Erkenntnis während oder unmittelbar nach dem Geschehen, also am 3. September 2004.

*

Copyright Irmgard Schöndorf Welch, 5.9.2004
bearbeitet 21.09.2004
 
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