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2 Seiten

Rudolph Moshammer. Ein Leben

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten
*




RUDOLPH MOSHAMMER
( ein Leben )

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RUDOLPH MOSHAMMER
( ein Leben )


Er schuf sich sein Schlaraffenreich jenseits der Alltagspfade
hielt darin Hof

Kitschkönig
gekleidet in dunklen Edelzwirn
oder in barocke Prunkroben gezwängt
die drallen bajuwarischen Züge von Schminke umkleistert
betoniertes Lackhaar bombastisch
viel zu schwarz
'Geisha‘-Frisur
sonderbar

Rudolph
altgewordener Muttersohn
die großen Gefühle
früh
eingemauert im Mausoleum mit Mama?

Schlauheit und Krämertalent hat sie ihm vererbt

die Lust an Spiel
Maskerade
stammt wohl vom Vater
und auch die häufig aufflammende ...
Simplizität

Rudolph
merkwürdiger Herrenschneider
auf seinem Arm Daisy
stets frisch shamponiertes
Wuschelknäuel
Kuschelhündchen mit Schleife

schmusi und bussi-bussi
so kommen sie jetzt für immer
gemeinsam
in die Archive
Mosi und Daisy

Moshammer
die Medien mochten ihn gern
auf allen Kanälen war er präsent
mit sonorer Stimme
versprühte er
Schmäh ohne Ende

er konnte nerven
ging auf den Geist
UND
ans Gemüt
denn nichtsdestotrotz
war er angenehm
hat sich mit Optimismus
in die Herzen gelabert

er wollte gefallen

der Beifall der Menge und der 'Society'
war ihm jeden Marktschreiertrick wert
und
Aufsehen hat er erregt
hat der Welt ein schrulliges
Märchen erzählt

auch meiner Erinnerung
prägte er
sein bizarres Bild ein
brachte mich zum Lächeln
denn
ich mag Menschen
deren Selbstachtung so grenzenlos ist
und echt
( aus welchem Grund auch immer ?)

er stellte sich
und seine skurrile Person
niemals in Frage
das gab seinen Auftritten ...

WÜRDE

als Freund der Obdachlosen
sah ihn die Presse
ich hoffe nicht
dass er nur dann
ein Helfer war
wenn Kameras liefen

er hatte früh gelernt
wie leicht den Menschen
ihr Schicksal
aus den Händen gleitet
wie seinem Vater

aber
sein EIGENES Leben
sollte
ein gelungenes Fest sein
aufgepeppt
mit Flitterfäden
aus Fantasie


Rudolph
Sinnbild der Leichtigkeit
Buntheit des Seins
Prachtkarpfen im Zierteich
der Schönen und Reichen
so glitt er sicher dahin

er war bekannt
populär
wurde er geliebt?
brauchte er Liebe?

suchte er einfach nur Lust?
sollte Sex für ihn letztes Bollwerk sein
gegen Alter Verfall und Tod?

nach Schwänzen gierte er
nach fremder deftiger Männlichkeit
oder doch nach dem rettenden Freund für die Seele?

vielleicht wollte er aber ewig die Mutter?

nur Zerrbild der Wahrheit ist das
was wir wissen

ein Sehnender war er bestimmt

*

dann kam jene Fahrt
stilvoll im Rolls
durch die Nachtstraßen der Stadt
Rudolf getrieben
verlangend
allein

Luxuskarosse - er der reiche Freier
von Strichjungen gierig beäugt
man bot sich ihm an

irgend ein stämmiger Kerl unter vielen
aus dem Zufallsbecher des Daseins
zu ihm hinübergewürfelt
war sein vom Schicksal Bestimmter

und dann?


Gewalt
brachialer Absturz ins Dunkel
und

alles vorbei

*

Adieu
ein trauerndes Servus ihm
dem Verhüllten verkleidet Verbrämten
dem exzentrischen Mimen
dem überaus irdisch gestrickten ...
Idealisten

vielleicht wird er zum Mythos werden
wie Ludwig der König in Bayern
so sagt man

- ich weiß nicht -

DAS aber bleibt er für mich:
nicht viel
nicht wenig

nur

ein suchender Mensch
der SEINEM Traum folgte
SEINEM Paradies auf Erden
zu Zeiten
recht nah kam
und es ....

um Millennien verfehlte

einer der
viel redend
doch

stumm blieb



*





Am 14. Januar 2005 wurde Rudolph Moshammer in seiner Wohnung in München ermordet. Er war 64 Jahre alt.




*
Copyright Irmgard Schöndorf Welch Januar 2005

*

Das Bild ( von mir zusammengebastelt ) ist eine Collage aus mehreren Internet-Fotos ( Google + Lycos )
 
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Kommentare  

Fantastisch! Ich habe geweint. Du lässt den Menschen Moshammer wiederauferstehen mit deinem "innigen Adieu". Dafür verdienst du fünf Punkte, ohne Frage.

Sigmund Huemer (21.01.2005)

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