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Eisbeinfliegen im All

Fantastisches · Experimentelles
Das ist nun schon mein zweiter Fruchtfliegentext. Irgendwie scheinen die mich zu verfolgen. Egal in welche Wohnung ich ziehe und wie genau ich darauf achte, dass ich keine Essensachen im Wohnungsmuff verwesen lasse, sie kommen immer wieder. Und es scheint so, als würde es immer die gleiche Sippschaft sein.

Seit drei Wochen sind sie nun wieder da. Schweben geräuschlos über dem Bett, vor dem Computerbildschirm und sitzen ansonsten überall herum und schwirren in Scharen auf, wenn man irgendwas berührt. Ganz schlimm ist es in der Küche. Und dabei hab ich da wirklich nichts liegen. Hinter dem Herd liegt kein halbes Hühnchen im Fäulnismantel und auch der Mülleimer ist ordentlich isoliert. Wo also sind die Viecher entstanden? Wo kommen die her? Von draußen sind sie sicher nicht gekommen. Die sind ja so winzig und leicht, dass jedes laue Lüftchen sie sofort von diesem Planeten ins kalte All schleudern würde. Draußen können die gar nicht überleben und können schon gar nicht entstanden sein.

Wobei vielleicht ist das so, wie bei Kaulquappen. Die meisten werden gefressen/ werden ins All geweht und ein paar werden größer/retten sich in irgendwelche Küchenfenster und zerren dort vom Bratenfett versteckter, schwer putzbarer Winkel.

Doch ich habe eine wirksame Waffe entwickelt und wie alles Phänomenale durch einen Zufall. Weißwein. Eigentlich hätte man auch so darauf kommen können. Fruchtfliegen heißen ja so, weil sie Früchte ganz lecker finden. Ansonsten würden sie ja Smartie-, Vanilleeis-, oder Eisbeinfliegen heißen. Und weil sie Früchte ganz lecker finden, mögen sie auch Weintrauben und die sind ja nun mal Hauptbestandteil von Weißwein (Hoffe ich doch).
Ein Glas mit eben dieser Flüssigkeit hab ich neben meinem PC im Schlafzimmer stehen lassen.
Am nächsten Tag fand ich darin auch ein paar Fruchtfliegen. Ein paar schwammen sogar noch halblebendig von einer Glaswand zur anderen. Ich hatte wenig bis gar kein Mitleid. Natürlich war es auch eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Bei einer Million Scheißhausfliegen nutzt es auch nichts, wenn die Klofrau mit einer Zwille durch ihre Klocation rennt und versucht, jede Fliege einzeln abzuballern.
Und wenn ich mit Hilfe eines Glases 10 Viecher töte, sind woanders schon wieder 80 neue Fruchtfliegen dazugekommen.
Und die scheinen auch gar nicht wie normale Fliegen auch mal zu sterben. Normale Fliegen findet man ja manchmal unter den Stubenfenstern. Brüchig erstarrt und man geht dann davon aus, dass sie halt zu alt geworden sind oder dieses ganze Scheibenbefliegen doch nicht durchgehalten haben. Auf jeden Fall findet man von normalen Hausfliegen immer ein paar Reste. Fruchtfliegen hingegen sterben gar nicht. Also auf natürlichem Wege.

Mit dem Glas Weißwein geht das ja. Das steht jetzt schon ein paar Tage hier neben dem Computer und eine Sache erstaunt mich zutiefst. Gestern konnte ich beobachten, dass aus den kleinen Fliegenköpfen irgendwie weiße Sporen zu wachsen scheinen. Aus den Hinterteilen kam nichts. Nur an allen Köpfen bildeten sich weiße Inseln. Und heute guck ich noch mal rein und finde noch größere Inseln vor und jetzt besitzen sie sogar Berge und sehen irgendwie wie Schimmel aus. Fruchtfliegenhirnschimmel? Kann es das sein? Und was passiert damit, wenn ich das einfach wachsen lasse?
Moment, wenn ich so in das Glas schaue, dann wird mir bewusst, dass das irgendwie ja total clever ist, denn wenn jetzt eine Fliege in dieses Glas fällt, dann fällt es nicht in den Wein und ersäuft, sondern auf eine weiche Insel, rappelt sich wieder auf und fliegt weiter.
Vielleicht haben die Fruchtfliegen den letzten Denkimpuls gehabt „Das Hirn muss schnell verwesen damit nicht das ganze Volk hier ertrinkt“. Und dieser Gedanke verwuchert jetzt das Glas.

Na ja werde ich die obere Schicht wohl abschöpfen müssen. Dann schnell ins Klo, runterspülen und dann können die sich in der Kläranlage mal mit der Sache beschäftigen.

Ich werde noch mehr Köder legen. Viele kleine Gläser mit Wein und vielleicht werde ich mir auch eine Zwille mit hundert Abschussvorrichtungen bauen.
Cleverer würde es aber sein, einmal richtig durchzulüften, damit die Fruchtfliegen alle schön ins All geweht werden. Schade, dass ich darauf nicht komme.
 
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Kommentare  

"Draußen können die gar nicht überleben und können schon gar nicht entstanden sein."
Doch, können sie. (Hab gerade einen Biologen neben mir sitzen und den gefragt.)
Ich finde das Thema ganz nett. Sind zwar ein paar kleine Fehler drin, aber sonst... Eigentlich auch ziemlich originell. 4 Punkte? Joah.
Ach ja: Schonmal versucht, Fliegen mit Kohlenstoffdioxid zu betäuben?


Arnold (20.08.2005)

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