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Das Geheimnis des glänzenden Bootes Teil 3.

Romane/Serien · Für Kinder
Wochen und Monate zogen ins Land und mit ihnen auch die Jahreszeiten.
Es war schon wieder Frühling und es schien so, als ob der Kummer langsam aber sicher wie die Tautropfen auf den großen Blättern der Pflanzen davon rann.
Chow lin Xing sprach, spielte und lachte wieder.
Er hatte es sehr gut bei seiner Tante und sie ermöglichte ihm ein wunderschönes Kinderdasein in ihrer kleinen Hütte am Fluss.
Da sie ihr Leben mit dem Flechten von Körben und Taschen verdiente, war sie stets zu Hause und konnte für ihren kleinen Schützling da sein. Sie liebte ihn wie ihren eigenen Sohn und er brachte ihr ebenfalls sehr viel Dank und Liebe entgegen.
Chow lin Xing war ein aufgewecktes Kind, wissbegierig und ebenfalls sehr kreativ veranlagt.
Schon früh lernte er die asiatischen Schriftzeichen und malte und verzierte von da an Leinenreste, alte Zeitungen und sogar den vergilbten Vorhang seiner kleinen Kammer.

Hin und wieder jedoch dachte er auch noch an seine Eltern, was natürlich vollkommen verständlich war. Seine Tante machte sich in diesen Momenten manchmal ernsthafte Sorgen, ob er die Sache wirklich verarbeitete und einfach durch das Kindsein an sich besser mit der Situation klar kam oder aber das Geschehen verdrängte. Letzteres wäre natürlich nicht gut für den Kleinen gewesen.

Chow lin Xing und seine Tante fuhren oft mit dem Boot über den Fluss. Chow lin Xing, immer öfter auch Chow lin genannt, liebte diese Tage. Wenn sie an den Bäumen vorbeifuhren, deren Äste und Blätter zum Teil ins Wasser ragten, wenn sich der Himmel so dann und wann an ruhigeren Stellen des Flusses im Wasser spiegelte und die glänzenden und glitzernden Pigmente des Wassers an kleineren Schnellen zu sehen waren… All das faszinierte Chow lin.
Es war so beruhigend auf eine gewisse Art und Chow lin war stets vergnügt und redete wie ein Wasserfall oder sang sein Lieblingslied vom kleinen Pandabären

Wo die Bäche silbern sind
und Gräser schaukeln sanft im Wind,
wo alles still und friedlich ist,
wo Bäume steh'n im satten Grün
und leuchtend bunte Blumen blühn,
wo jeder frei und glücklich ist,
dort lebt Tao Tao,
unser Tao Tao,
kleiner Pandabär pass auf!
Pass gut auf dich und deine Freunde auf!

(© Karel Svoboda, http://www.fernsehserien.de/index.php?serie=1178)

Und wenn Chow lin einmal schwieg, dann konnte seine Tante an seinem entspannten Gesichtsausdruck sehen, wie sehr er Eins mit der Natur wurde und machte sich keine Sorgen, dass Chow lin ernsthafter Grübelei verfiel. Chow lin liebte die Natur, das stand fest.
Er sah den Menschen am Ufer zu, den Wasservögeln, wie sie von dannen schwammen oder nach Fischen tauchten, den Blütenblättern, die kreisende Bewegungen auf der Wasseroberfläche machten und den Insektenschwärmen.

Abends, wenn Beide hungrig waren, durfte Chow lin bei der Zubereitung seiner Lieblingsspeise helfen – Reisbällchen mit Lotuskern im Sesammantel.
Er liebte diese klebrigsüße Köstlichkeit über alles und wippte unruhig mit seinem kleinen Hosenboden auf dem Sitzkissen herum, bis die Bällchen fertig waren und er sie verputzen konnte.

Oft spielte er auch mit den Nachbarskindern Rhei la, Shi la und Lu das Tao-Zen-Steinspiel.
Dazu brauchten sie fünfzig etwa gleichgroße dunkle runde Steine und einen etwas kleineren weißen Stein. Dieser kam in die Mitte einer großen roten mit hellem Sand gefüllten flachen, quadratischen Holzkiste. Jeder besaß diese Utensilien. Nun ging es darum, wer in kürzester Zeit das schönste und sogleich ordentlichste Ornament legen könnte. Eine Zeitspanne war festgelegt und wenn der Schiedsrichter den kleinen Gong schlug, mussten sie aufhören.
Chow lin gewann meist, obwohl Rhei la und Shi la, die übrigens Zwillinge waren, fast zwei Jahre älter als er waren. Der kleine Lu war der Jüngste und machte sich nicht immer wirklich viel aus den Ornamenten. Er verscheuchte lieber die lästigen Ratten mit den Steinen und steckte für jede verscheuchte Ratte einen kleinen Bambusstab in den Sand neben der Hütte.
So hatte Jeder auf seine eigene Art Vergnügen an dem Spiel. Chow lin am Legen, die Geschwister am wetteifern und Lu an seiner eigenen Spielmethode.

Bald sollte Chow lin in die Dorfschule kommen. Von Shi la und Rhei la hatte er schon sehr viel davon gehört und er war gespannt. Eines Morgens war es dann endlich so weit. Eine Feder, Tusche und ein Block lagen auf seinem Platz am Tisch, eingepackt in kostbarem Seidenpapier, mit einem selbst gemalten Schriftzeichen sowie einer frischen, leicht rosa farbigen Lotusblüte verziert. Chow lin hatte glänzende Augen und freute sich sehr. Das Strahlen auf seinem Gesicht öffnete sich wie eine Lotusblüte beim ersten Sonnenstrahl des Morgens. Vor lauter Aufregung bekam er kaum einen Bissen herunter und auch sein Jasmintee, den er für sein Leben gern trank wurde verschmäht und wurde an diesem Morgen kalt. Seine Tante konnte seine Aufregung verstehen und erinnerte sich lächelnd an ihren eigenen ersten Schultag. Dann brachte sie Chow lin zur Schule.
Chow lin drehte sich noch schnell einmal um und betrachtete das Boot am Wasser. Leise murmelte er: „Jetzt ist darf ich endlich zur Schule gehen, Papa“ und wendete seinen Blick wieder nach vorn und stapfte mit großen Schritten und einem breiten stolzen Grinsen neben der Tante her.
 
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Kommentare  

Hallo, vielen Dank für die Kommentare und die Anregungen, besonders von dir, Nathanel. Ich werde schauen, was ich draus mache. Gruß Sabine

Sabine Müller (23.02.2007)

Es kehrt ein wenig Frieden ein, doch da es ein Geheimnis um ein Boot ist, würde ich im nächsten Teil ein wenig mehr Spannung reinbringen. Gruß Alex

Alex (22.02.2007)

Alle guten Dinge sind Drei und ich warte auch Teil vier ;-) Gruß Bernd

Bernd das Brot (22.02.2007)

lach, nochmal nachsatz :-)

das N oder das M, ist beides möglich - aber das komma fehlt trotzdem ...


Nathanahel Compte de Lampeé (19.02.2007)

Nachsatz:

.... mit breiteM (Komma) stolzeM Grinsen ...


Nathanahel Compte de Lampeé (19.02.2007)

hallo bine,

gefällt mir auch recht gut :-)

einige kleine anregungen:

der name des jungen "Chow lin Xing" fällt zu oft hintereinander, oft in zwei aufeinanderfolgenden sätzen - versuche mal eine andere formulierung zu finden. Gilt auch für nur "Chow lin".

es gibt keine "pigmente des wassers" ...
wasser hat moleküle, die kann man aber nicht sehen ! pigmente sind farbstoffe, aber wasser ist durchsichtig ;-) ... du meinst bestimmt die reflektierenden lichtbrechungen auf den leichten unebenmäßigkeiten der wasseroberfläche (wellen).

"Reisbällchen mit Lotuskern ... " - das ist zwar ein schönes bild, aber lotus ist so giftig, dass der verzehr tödlich ist ! also keine gute idee :-)

über die asiatischen lebensgewohnheiten, gebräuche und den alltag, solltest du mal "googlen", da kannst du sehr viel finden und deine geschichte wird gleich authentischer.

"Chow lin drehte sich noch schnell einmal um und betrachtete das Boot am Wasser." <- ich denke, du meinst IM wasser ...

„Jetzt ist darf ich endlich zur Schule gehen, Papa“ <- ist, ist zu viel ...

und im letzten satz: "... stapfte mit einem breiten (Komma!) stolzen Grinsen ... "

.......................................................

so, nun habe ich dich hoffentlich NICHT frustriert, denn es ist nicht böse gemeint, sondern konstruktive kritik !
und ich bin gespannt auf die nächste fortsetzung !

lieben gruß
nathen


Nathanahel Compte de Lampeé (19.02.2007)

@Christa: Hört sich gut an, das werde ich wohl erst einmal so übernehmen. Vielleicht fällt mir noch etwas ein, aber zur Natur dort und dem Bild würde es ja passen ;-) Danke. Gruß Sabine

Sabine Müller (18.02.2007)

Hallo, ich habe schon in etwas eine Vorstellung, wie es weiter geht. Nun habe ich aber erst einmal etwas anderes (Gedankengedicht) gepostet, damit die Gedanken um "das Geheimnis des glänzenden Bootes" noch ein wenig reifen können. Gruß Sabine

 (18.02.2007)

Auch wieder eine sehr schöne fortsetzung und sehr lebendig geschrieben. Ich freu mich auf die nächsten teile. lg Holger

Homo Faber (18.02.2007)

Hallo, bin gespannt wie es weiter geht. Veröffentliche doch eine Geschichte "Wie lacht der Junge...?" *lol* Dann kommst du bestimmt auf eine Lösung.

Kleine Meerjungfrau (18.02.2007)

Wie wäre es denn mit:
das Strahlen auf seinem Gesicht öffnete sich wie eine Lotusblüte beim ersten Sonnenstrahl des Morgens?

(ist nicht ganz ernst gemeint, aber passt ganz gut)

LG
Christa


CC Huber (18.02.2007)

Hallo, vielen lieben Dank. Meinst du es hört sich besser an zu schreiben: "Freut sich wie der Buddah persönlich"? *g* Schneekönig - hast schon recht - passt nicht ganz...Mhm ;-) Danke für die Hinweise. Gruß Sabine

Sabine Müller (18.02.2007)

Hallo, vielen lieben Dank. Meinst du es hört sich besser an zu schreiben: "Freut sich wie der Buddah persönlich"? *g* Schneekönig - hast schon recht - passt nicht ganz...Mhm ;-) Danke für die Hinweise. Gruß Sabine

Sabine Müller (18.02.2007)

Hi Bine,
eine sehr liebevolle Beschreibung des Alltags eines kleinen chinesichen Jungen. Ich bin nur etwas überfragt, freut sich ein Chinese wie ein Schneekönig?
"Blättern der Pflanzen, davon rann." Hier würde ich das Komma entfernen.
LG
christa


CC Huber (18.02.2007)

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